Seite 8 - H_2010_07

Das ist die SEO-Version von H_2010_07. Klicken Sie hier, um volle Version zu sehen

« Vorherige Seite Inhalt Nächste Seite »
frei schalten und walten, musste aber auch
mit allen Krisen und Problemen aus eige-
ner Kraft fertig werden.“ (Fontana 1987)
42
PS
Jedes Mal, wenn ich vom Timmel-
tal (mein Lieblingstal in den Hohen
Tauern!) über das „Fenster“ zur Sajathütte
wanderte, ging mir durch den Kopf: Hier
heroben wurde jahrhundertelang von „Prä-
dinga“ Bauernfamilien härteste Arbeit ge-
leistet, um die Existenz im heimatlichen Tal
zu sichern. Viele Generationen mussten sich
in Kraft und Geschicklichkeit, Ausdauer und
Mut üben, sich aber auch im Gemeinschafts-
geist bewähren. – Friedl Kratzer war zwei
Winter in München als Bauarbeiter tätig.
Der Spruch seiner Mutter Aloisia „In Himml
kunns a nit schianer sein als da herobn in
Sajat“ brachte ihn sodann auf die Idee, sich
daheim einen Zuverdienst für seine kleine
Landwirtschaft zu sichern. Er plante einen
Stützpunkt für Touristen auf dem „schianen“
Sajat – der Bergheuer wandelte sich zum
Hüttenwirt. Im Jahr 1974 wurde der Grund-
stein gelegt. Friedl, sein Bruder Florin und
Schwager Andrä Girstmair (in diesem Jahr
bei einem Gewitter auf Sajat tödlich verun-
glückt) machten sich an die Arbeit. Bald war
der gastliche „Unterstand“ zu klein. Der vor
allem von Friedls Schwester,
da Petalas
Kattl
(Katharina Kratzer), und vom alten
Vater Florinus in die Höhe gegrabene Steig
lockte viele Besucher an. Nach einem Mo-
dell, entworfen von den beiden Freunden,
Tischlermeister Florin Kratzer und Kunst-
schmied Peter Bruckner, wurde begonnen,
die Hütte im Herbst 1977 zu erweitern. Den
Zubau prägte als Mittelpunkt des Gastrau-
mes eine offene Feuerstelle und der mit Na-
tursteinen frei aufgemauerte Rauchfang. Am
8. Juli 1979 konnte Friedl Kratzer zur Ein-
weihung seiner Sajathütte und des neu ange-
legten Höhenweges ins Timmeltal laden. –
Am 20. April 2001 fegte dann eine Lawine
die Hütte ins Tal. Und wieder war Mut und
Kraft auf Sajat gefordert. Nun sichert die
gastliche „Neue Sajathütte“ das Auskom-
men der Familie Kratzer in den Sajat
Mähdern – nahezu 1.100 Höhenmeter über
ihrem Heimathaus in Prägraten.
Anmerkungen und Hinweise:
1 Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache, Berlin/New York 1999, S. 426 (Kar), Josef
Schatz, Wörterbuch der Tiroler Mundarten, Schlern-
Schriften 119 und 120, Innsbruck 1993, S. 324.
2 Franz Fliri, Die ältere Geschichte unserer Landschaft –
Von den Gesteinen und vom Bau der Alpen, von der
Kraft des Wassers und der Gletscher, in: Michael For-
cher, Tirols Geschichte in Wort und Bild, Innsbruck
2000, S. 19, Wolfgang Sölder, Die prähistorische Be-
siedlung Osttirols – ein Überblick, in: Veröffentlichun-
gen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum
85/2005, S. 186.
3 dtv – Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Mün-
chen 1997, S. 1267.
4 Karl Finsterwalder, Tiroler Ortsnamenkunde, Schlern-
Schriften 285, 286 und 287, Innsbruck 1990, S. 317
(Soierngruppe), Anm. 1 – Schatz, S. 566 (
sê, s
ą
ije
)
.
5 Anm. 3, S. 1579 f. (Wonne, Wonnemonat), laut schrift-
licher Auskunft von
Janez Bizjak
, dem Direktor a. D.
des Triglav-Nationalparks,
Bled
/Slowenien (
volna
)
6 Anm. 1 – Schatz, S. 448 f.
7 Anm. 1 – Schatz, S. 506.
8 Siegmund Kurzthaler, Der Bergbau im Froßnitztal, in:
Osttiroler Heimatblätter 12/76 – zu Talname siehe Anm.
5 – Bizjak, Heinz-Dieter Pohl, Die Bergnamen der
Hohen Tauern, in: OeAV-Dokumente Nr. 6, S. 54 (Fru-
schnitz-).
9 Anm. 3, S. 399 (Garten), Meinrad Pizzinini, Osttirol,
Salzburg 1974, S. 275.
10 Hubert Bergmann, Slawisches im Namengut der Ost-
tiroler Gemeinden Ainet und Schlaiten, Wien 2005,
S. 290 ff.
11 s. v., S. 92 (Dabernig).
12 Anton Draxl, Über die Jöcher – Natur und Kultur in
Gsies und Villgraten, Innervillgraten/Gsies 2001, S. 27,
siehe auch HerwigWolfram, Grenzen und Räume – Ge-
schichte Österreichs vor seiner Entstehung (Österreichi-
sche Geschichte 378-907), Wien 1995, S. 78 ff., Anm.
10, S. 17 ff.
13 Heinz Dieter Pohl, Kals am Großglockner, in: Österrei-
chische Namenforschung 25/1997, S. 1 ff.
14 Richard Heuberger, Die Grenzen der Römerprovinzen
innerhalb Tirols, in: Der Schlern, 27. Jahrgang, 11. und
12. Heft, Bozen 1953, S. 519 f., Anm. 12 – Draxl,
S. 265, Anm. 2 – Sölder, S. 219 – zu
i(dh)s
„kalt“ siehe
Walter Steinhauser, Isel und Iselsberg, in: Studien zur
Namenkunde und Sprachgeographie, Bd. 16, Innsbruck
1971, S. 107 f.
15 Anm. 9 – Pizzinini, S. 12.
16 Anm. 4, S. 968, S. 1.019, S. 967/969 (Innichen).
17 Anm. 3, S. 650 (Kessel), siehe auch August Unterfor-
cher, Die Namen des Kalserthales, in: Zeitschrift des
Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, III. Folge, 43.
Heft, 1899, S. 59, Anm. 8 – Pohl, S. 120 (
catinus
).
18 Anm. 4, S. 816 ff.
19 Anton Draxl, Von „Walchen“ und von den
todesci
, in:
Osttiroler Heimatblätter, 1/2003.
20 Hugo M. Schiechtl/Roland Stern, Die aktuelle Vegeta-
tion der Hohen Tauern (Matrei in Osttirol und Groß-
glockner), Innsbruck 1985, S. 29, S. 49.
21 Eberhard Stüber/Norbert Winding, Erlebnis National-
park Hohe Tauern, Bd. Tirol, Matrei 1994, S. 126 f.
22 Anm. 12 – Draxl, S. 74 f.
23 Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörter-
buch, Stuttgart 1992, S. 125 (
lenken
).
24 Anm. 1 – Kluge, S. 289.
25 Anm. 1, Schatz, S. 63.
26 Anm. 23, S. 203 (
soum
), Anm. 1 – Schatz, S. 506
(saum/sâm).
27 Anm. 23, S. 175 (
sage
), Anm. 1 – Schatz, S. 567 (
seige
),
Anm. 4, S. 711 („Wassersag“), Johann Andreas Schmel-
ler, Bayerisches Wörterbuch, Aalen 1973, Bd. 2/1, Sp.
124 (
Rant
– entspricht dem französischen
le tour
).
28 Karl Finsterwalder, Tiroler Familiennamenkunde,
Schlern-Schriften 284, Innsbruck 1990, S. 427 (Ölla-
ckerer), Heinrich Marzell, Wörterbuch der deutschen
Pflanzennamen, Köln 2000, Bd. 2, Sp. 1333 (Lein).
29 Johann Baptist Schöpf, Tirolisches Idiotikon, Vaduz
1993 (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1866),
S. 213 (griel), Anm. 23, S. 168 (rigel), Anm. 1 – Schatz,
S. 485 (rîgl), s. o. Schmeller, Bd. 2/1, Sp. 73 (Rigel),
Anm. 3, S. 1127 (Riegel), S. 403 f. (
ge
-), Anm. 1 –
Kluge (Kollektivum), Anm. 1 – Schatz, S. 478 (
reihe
).
30 s. v. Schöpf, S. 68 (
bürl
), Anm. 3, S. 184 (Bürde).
31 s. v. Schöpf, S. 91 (drist), Anm. 1 – Schatz, S. 135,
Anm. 27 – Schmeller, Bd. 1/1, Sp. 676 (
tristen
).
32 Anm. 1 – Schatz, S. 84 (
plûn
), Anm. 3, S. 1.103 (rei-
ben), Anm. 1 – Schatz, S. 483 (
rîb
).
33 Anm. 10, S. 61 (Petsch), Anm. 1 – Schatz, S. 64
(
pêtsch
), Anm. 5 –
Bizjak
zu
pet(r)je.
34 Anm. 28 – Finsterwalder, S. 455 („Santele“).
35 Anm. 12 – Draxl, S. 281 (ergänzt – 2009).
36 Anm. 20, S. 49, S. 56.
37 Unbekannter Autor, Die Unglückschronik von Prägra-
ten, in: Osttiroler Heimatblätter 12-13/24.
38 Anm. 9 – Pizzinini, S. 275.
39 Hermann Wopfner, Bergbauernbuch, Schlernschriften
296, 297 und 298, Innsbruck 1997, Bd. I, S. 450 ff., S.
456 ff.
40 Otto Stolz, Geschichte von Osttirol im Grundriß, in:
Festschrift, herausgegeben anlässlich der Einweihung
des Bezirks-Kriegerdenkmales in Lienz, Lienz 1925, S.
169, S. 172 ff., S. 178 ff., S. 188.
41 Anton Dörrer, Hermann von Gilms Weg und Weisen,
Innsbruck 1924, S. 268, Anm. 40, S. 205 f. (Stolz zitiert
die 1. Zeile der 2. Strophe so: „Die Grundherrschaften
und die Priester blicken …“; bei Dörrer lautet sie:
„Die Grundherrschaften eifersüchtig blicken …“) – Zu
„Enttierung“ siehe Internet: Klaus M. Radisch,
www.fulgura.de/sonett/kabinett/kmr-gilm.htm.
42 Anm. 39, Bd. I, S. 497 ff., Josef Fontana, Vom Neubau
bis zum Untergang der Habsburgermonarchie (1848-
1918), in: Geschichte des Landes Tirol, Bd. 3, Bozen
1987, S. 29 ff.
Abkürzungen:
Anm. = Anmerkung – Bd. Band
f. = folio (Blatt) bzw. folgende(s) Seite (Blatt)
ff. = folgende Seiten bzw. Blätter
S. = Seite – Sp. = Spalte – s. v. = siehe vorne
OSTTIROLER
NUMMER 7/2010
8
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
Dipl.-Ing. Anton Draxl, A-9900 Lienz, Am
Haidenhof 15.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße
2 a.
Der Aufsatz ist allen „Prädinga“ gewidmet, die je-
mals in den Bergmähdern auf Sajat tätig waren, und
dem Herrn Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer
und seiner Frau Margit. Als Präsident der Natur-
freunde Österreich, als Klubobmann der SPÖ im
Parlament und als Bundesminister für Wissenschaft
und Forschung war er von 1978 bis 1989 maßgeb-
lich daran beteiligt, dass das geplante Speicher-
kraftwerk Dorfertal/Matrei nicht Wirklichkeit wurde.
Damit war die Voraussetzung für den Nationalpark
Hohe Tauern auch in Osttirol geschaffen.
Für uns und nächste Generationen!
Josef Theodor von Kern, Kreishauptmann
in Bruneck, 1820-1842 (Porträt um 1828).
Original Ferdinandeum, Bibliothek.
„Gliedereisen“ – mit acht Zacken versehen, Vorder- und Hinterteil sind durch eine Öse
beweglich verbunden – wurden beim gefahrvollen Bergheuen in stark abschüssigem Ge-
lände und zwischen Felspartien an die „genagelten“ Schuhe (ihre dicke Ledersohle war
elastisch) gebunden, um vor allem auf dem zum Trocknen in Streifen angebreiteten Gras
oder beim Tragen der „Birlen“ nicht auszurutschen und abzustürzen (siehe
„Somingle“).
Foto: M. Pizzinini