Koflkurier Nr. 55

6 Die ersten Autos in Tristach Sept. 2023 A us dem „Buch der Stadt Lienz“: „Als 1902 die „Pro- menade-Fahrt“ der Fernfahrt Paris-Wien von Inns- bruck aus über den Brenner und das Pustertal geleitet wurde, staunte man nur mehr über die große Zahl der Autos, nicht mehr aber über das Automobil an sich.“ Demnach gab es Autos in Lienz schon vor 1902. Tristach war, wie auch andere Gemeinden in Osttirol, dem motorisierten Verkehr anfangs nicht wohlgesonnen. Ein Ge- meinderatsbeschluss vom Mai 1928 verbot das Auto- und Motorradfahren auf Tristachs Straßen. Trotz intensiver Nachfragen, ließ es sich nicht eindeutig klären, wer in Tristach den ersten Personenkraftwagen besaß. Ab Ende der 1950er-, Anfang der 1960er-Jahre gibt es ver- lässliche Angaben. Fritz Reiter besaß schon in den Fünfzigern eine Taxi-Kon- zession. Sein erstes Auto hatte er gemeinsam mit seinem Va- ter in Klagenfurt gekauft. Legendär waren nach verschiedenen Erzählungen die Ausflugsfahrten mit dem roten VW-Bus. Baron Josef Sternbach kam 1958 als Pfarrer nach Tris- tach. Er habe schon ein feines Auto gehabt, eine „Limousine“. Julius Ingruber hatte ein kleines Lebensmittelgeschäft im Dolomitenhof. Er war schon 60 Jahre alt, als er den Füh- rerschein machte. Er wurde zeit seines Lebens kein mutiger Fahrer. Wenn er bei Hölzl in Lienz eine Fassung einkaufte, parkte er sein Auto bei der Evangelischen Kirche und ließ sich den Einkauf zu seinem Auto zustellen. Als Taxi war er gefragt, wenn Frauen zum Entbinden ins Krankenhaus mussten. Gottfried Gollner war schon Fahrschullehrer beim Militär. Nach seiner Arbeit beim Zoll fungierte er in der Pension wieder als Fahrschullehrer bei der Firma Rohracher und hatte schon vor 1960 eigene Autos, einen Ford Taunus und einen VW. Bei Balthaser Scheiber war es naheliegend, dass er schon früh ein Auto sein Eigen nennen konnte. Er saß sozusagen an der Quelle, war er doch Buchhalter und Mann für alle Fälle bei der Autofirma Rogen. Hansl Webhofer , der Tristacher Schmied, hatte schon früh ein „fettes“ Auto - einen braunen Mercedes. Mit ihm chauffierte er Adelheid und Anda Einhauer zur standesamt- lichen Trauung. Josefine Mitterhofer - Ortner Bäuerin - war die erste Frau, die in Tristach schon 1963 ein eigenes Auto besaß, einen „Ford Anglia“. Der Johann Amort „Jakober Hansl“ hatte einen grünen Puch 500er, den er in der „Labe“ (Hausgang) neben dem Traktor parkte. Seine führerscheinlosen Schwestern durften Spritztouren in die „Einfanger“ (so werden die Felder Richtung Lavant genannt) machen, wenn sie dafür das Auto putzten. Johann Wendlinger „Maurer Hansl“ nannte ebenfalls ei- nen Puch 500 sein Eigen. Er hatte bei der Firma Pfeifhofer Automechaniker gelernt und auf ein eigenes Auto gespart. Dem 20-jährigen Alois Oberzaucher kaufte seine Mutter 1957 einen VW-Bus für Ausflugsfahrten. Er war anfangs ein zaghafter Fahrer. Bei Gegenverkehr blieb er stehen. Später kutschierte er seine Gäste sicher durch halb Europa: Grie- chenland, Portugal, Spanien, Frankreich, Polen, … Roman Bundschuh erwarb 1964 die Konzession zum Betrieb einer Kraftfahrlinie: Lienz-Pfarrsiedlung-Tristach. Das Angebot wurde laufend erweitert, über Taxikonzession, Aus- flugswagen-Gewerbe bis zum Reisebüro. Sein Wunsch, Über die ersten Autos in Tristach Marlene und Balthasar Scheiber Auto von Jakober Hansl - hier abgebildet mit Schwester Grete Roman Bundschuh Julius Ingruber - Kaufmann in Tristach ►

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