Fodn Kals Nr. 84

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 84 52 Kalser Gemeindezeitung 53 Eine aussterbende Kunst Heute bin ich zu Gast in Unterpeischlach 40 bei der Familie Holzer. Jetzt rechnet wahrscheinlich jeder mit einem Bericht über das Ranggeln – aber nein! Wie ich erfahren durfte, ist die Vielsei- tigkeit in dieser Familie daheim. Bei meinem Besuch kann ich nicht nur die zahlreichen sportli- chen Auszeichnungen bewundern, sondern auch die ganz besonderen Stücke, deretwegen ich eigentlich gekommen bin: Präparierte Fische in allen Formen, Farben und Größen! Entstehen lassen hat diese Präparate Philip, der ältere Sohn von Tanja und Franz Holzer, der – wie schon erwähnt – mit seinem Bruder Kevin den aufmerksamen Fodnlesern durch die Berichte über das Ranggeln bekannt sein dürfte. Philips Vielseitigkeit spiegelt sich auch in seinem Berufsleben wider: Nach dem Schulabschluss in Kals absolvierte er eine Mechaniker- Lehre, war danach drei Jahre bei der Versicherungsgesellschaft GraWe und ist jetzt, wie so viele andere Kalser (der Fodn 83 hat berichtet) bei den „Mastensteigern“. Schon seit früher Kindheit ist das Fischen eine Passion bei den Holzers, durch Papa Franz und Opa Gottfried (Tanjas Papa) wurde den Kindern die- ses Hobby quasi in die Wiege gelegt. Früher haben sie viel Forellen ge- fischt – und diese dann natürlich verspeist – heute bevorzugt Philip aber das Karpfen fischen; diese nimmt man im Normalfall nicht mit nach Hause, sondern lässt sie wieder zurück ins Wasser (Catch & Release). Bericht Petra Tembler Philip mit den Präparaten eines Zanders und einer Bachforelle Auf außergewöhnliche Trophäen ist man auch in der Fischerei, ähnlich wie beim Jagen, besonders stolz. Und um von die- sem Erfolg möglichst lange etwas zu haben, empfiehlt es sich, ein Präparat anfertigen zu lassen. Aber das ist in Ost- tirol gar nicht so einfach, ist doch kaum jemand mehr Könner dieser Kunst. Doch Philip kam in den Genuss, das Präparie- ren von jemandem zu erlernen, der ein Meister seines Faches ist. Gottfried Sinn aus Ainet hat Zeit seines Lebens Fische präpariert, gerne hätte er es auch Philips Papa beigebracht. „Aber daraus wurde nichts“, verrät Philip. Als mir seine Mama Tanja ein Video zeigt, wie das Präparieren vonstattengeht, wird mir auch schnell klar, warum das nichts für jedermann ist. „So- bald man die Haut verletzt, sieht man das bis zum Schluss und dann auch am fertigen Präparat. Besonders bei den Flossen ist Vorsicht geboten“, erklärt Philip. Mit einem Wort: eine riesen Fit- zelei ist das!! Es braucht Geduld und Fingerspitzengefühl, um die Haut vorsichtig vom Fleisch zu lösen. „Theoretisch könnte man das auch essen, nur schaut der Fleischbrocken ohne Haut nicht mehr so appetitlich aus“, beschreibt mir Philip den Vorgang. Die Flossen fixiert er mit dünnen Blättchen, damit sie sich nicht ver- formen oder abbrechen. Aus Styropor oder XPS-Platten formt er den Körper des Fisches nach, auf den dann die Haut wieder aufge- zogen wird. Danach kommen Chemikalien zum Einsatz, damit bei den tierischen Bestandteilen des Präparats nicht die Verwesung einsetzt. Nach 3 bis 4 Wochen (je nach Größe des Fisches) ist der Trocknungsprozess abgeschlossen. Durch die Chemikalien ver- liert der Fisch seine natürliche Farbe, deshalb kommt jetzt noch der schwierigste Teil: Das Anmalen, um die ursprünglichen Farben wieder herzustellen. Anhand eines Fotos VOR der Behandlung mit den chemischen Substanzen kann Philip die Farben möglichst na- turgetreu nachbilden. Ist dieser dritte Arbeitsschritt nun auch abgeschlossen, fehlt nur mehr die ordnungsgemäße Präsentation des Fisches. Dazu Während des Trocknens ist Vorsicht geboten, damit die Flossen nicht brechen. Der Fisch hat jetzt seine bunten Farben verloren Die perfekt abgetrennte Haut – jetzt wird der nachgeformte Körper eingesetzt Nach dem Trocknungsvorgang, vor dem Malen Philip setzt hier ein Glasauge ein

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