Fodn Kals Nr. 84

Umwelt & Natur Fodn Nr. 84 30 Kalser Gemeindezeitung 31 kammer: Kammersekretär Rainer Brugger und Ing. Diemling wa- ren bei sämtlichen Stellungnahmen und Antworten zu Anfragen und Einsprüchen behilflich. Ebenfalls 1987 besuchte Landeshauptmann Alois Partl Kals, er und einige weitere Vertreter der Landesregierung waren Befür- worter des Kraftwerkbaus. Zeitgleich formierte sich aber nicht nur in der Bauerschaft Widerstand gegen das Monster-Projekt Stau- mauer. Die legendären „Kalser Frauen“ rund um Marianne Gratz (Kerer) und Theresia Hartig (Kristner) stiegen den Politikern und Verantwortlichen auf die Zehen und machten klar, dass für die Kalser:innen selbst das Projekt alles andere als in Stein gemei- ßelt war. Am 20. September 1987 kam es sogar zu einer Volks- befragung, bei der sich 63,5 Prozent der Kalser:innen gegen das Kraftwerk aussprachen. So auch die Einstellung von Hans und den Bauern im Dorfer- tal: „Wir haben einfach nie verhandelt, die Tür auch nicht einen Spalt breit geöffnet, weil dann hätten die Vertreter der Energie- wirtschaft gewusst: Mit Geld bringen wir sie auf unsere Seite, die Frage ist nur mit wieviel. Aber so weit haben wir es nie kommen lassen“, erklärt Hans die einfache, aber offensichtlich sehr effek- tive Taktik. Bei einer Glocknerbesteigung mit Strasser und Hei- lingbrunner wurde dieser Standpunkt noch einmal bekräftigt. Auch die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wirk- te sich negativ für das Projekt aus. Das gesamte Dorfertal wurde nach dem Zwischenfall beprobt (Boden, Gras, Heu, Wasser und Milch). Das Ergebnis: Der gesamte Bereich war so belastet, dass sich sogar die Molkerei weigerte, die Milch aus dem Dorfertal zu übernehmen. Besonders der hintere Teil war verstrahlt – kein guter Ausgangspunkt für einen Gemeinschaftsstall in diesem Be- reich… Es gab mehrere Krisensitzungen in Innsbruck, um über die „Milchentsorgung“ zu entscheiden. Auch hier wurde Hans von Rainer Brugger und Ing. Diemling von der Bezirkslandwirtschafts- kammer unterstützt, Verhandlungsleiter war damals Dr. Fischler. Einer der Vorschläge sah sogar vor, die Magermilch mit dem Gül- lefass auf Waldwegen auszubringen! Gott sei Dank konnte aber eine für alle verträglichere Lösung gefunden werden. Bauabschnitt 1 Bald kann gefirstet werden Massive Konstruktion Fast ein Drittel der Kosten wurde durch Eigenleistung gedeckt 1989 gab es ein Gutachten, welches einen geringen Tonanteil in der Kalser Erde bescheinigte; diese Tatsache war für den so langsamen Strahlenabbau in diesem Bereich verantwortlich. Um die Natur diesbezüglich zu unterstützen, sollte der Kunstdünger DC45 aufge- bracht werden. Die Kalser Bauern wurden um Unterstützung beim Ausbringen gebeten, dies wurde zugesagt. Hans hatte aber die Be- fürchtung, dass bei dieser riesigen Menge an Dünger der Eifer bald nachlassen würde, vor allem im unwegsamen Gelände. Die Medien- berichte über die Verstrahlung führten aber dazu, dass eine Hub- schrauberfirma ein sehr lukratives Angebot vorbrachte: Das Aus- bringen der 28 Tonnen Düngemittel um 18.000 Schilling (zzgl MwSt) – ein wahres Schnäppchen, das sofort angenommen wurde. „In der Folge darauf konnte man überall die kleinen Kügelchen sehen – die Aufgabe wurde also bestens ausgeführt“, berichtet Hans. Natürlich sahen sich die Kraftwerksbefürworter auch hier wieder bestätigt: Einen Gemeinschaftsstall in einem völlig verstrahlten Tal, wo Hoch- wasserschäden das Arbeiten noch zusätzlich erschweren?! – Da soll eine Staumauer her und Ende der Geschichte! Doch auch die Kraftwerksgegner gaben nicht auf: Der Alpenverein rief eine Spendenaktion ins Leben: Gegner des Kraftwerks konn- ten 1 m² Feld symbolisch um 100 Schilling erwerben; sage und schreibe 1 Mio Schilling konnten so für den Stallbau gesammelt werden. Mittlerweile gab es auch einen ersten Bauplan für einen Stall mit Fressliegeboxen und Laufstall mit Melkstand, Milchspül- und Aggregatraum mit einer Größe von 32x18m. Kostenvoran- schlag: knapp 6 Mio Schilling. Zur Million vom Alpenverein gab nun auch das Umweltministe- rium 950.000 Schilling, und nun erklärte sich auch das Land Tirol bereit, eine Förderung in Höhe von 1 Mio Schilling zu gewähren. Wie bereits geschildert, war die finanzielle Lage der Agrarge- meinschaft nicht überwältigend, die Einnahmen aus Schafgeld und Jagdpacht reichten gerade so, um den laufenden Betrieb zu gewährleisten und Schäden zu beseitigen. Die Aufnahme eines Kredites von 500.000 Schilling musste in der Vollversammlung (54 Mitglieder) beschlossen werden, und nur sehr knapp fiel die Ab- stimmung zugunsten der Aufnahme aus. Ungefähr hier hätte die Staumauer entstehen sollen Bei der Einweihung 1992

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