Fodn Kals Nr. 84

Umwelt & Natur Fodn Nr. 84 28 Kalser Gemeindezeitung 29 Kraftwerk oder Gemeinschaftsstall im Kalser Dorfertal? Bereits im Oktober 2019 verstarb Peter Haßlacher, einer der bekanntes- ten Alpenvereins-Kämpfer für die Erhaltung des Kalser Dorfertales. Das Ableben im heurigen Juli von Oberforstrat Anton Draxl und Dr. Marilies Flemming, beide maßgeblich an der Sicherung der Finanzierung des Ge- meinschaftsstalles im Dorfertal beteiligt, war Gegenstand einiger Presse- berichte. Für Johann Gratz, vlg. Berger, war dies der Anlass, ausgiebig in seinen ausführlichen Aufzeichnungen und seinem Gedächtnis zu stöbern und die damaligen Ereignisse rund um Kraftwerk versus Bau eines Ge- meinschaftsstalles Revue passieren zu lassen. Dankenswerterweise lässt er auch die Fodnleser:innen an seinen Erinnerungen an diese turbulenten Jahre teilhaben! Damals wie heute war der „Job“ als Obmann der Agrargemeinschaft Dorfer Alm nicht übermäßig begehrt. 1985 kam es sogar so weit, dass das Amt für Landwirtschaft jemanden bestimmen musste. Diese „Ehre“ wurde Johann Gratz zuteil, er schmunzelt, als er sagt: „Alle haben eine Ausrede gesucht, um es nicht tun zu müssen; meine war wohl die schlechteste.“ Was er da- mals aus „Ausrede“ vorbrachte, weiß er heute nicht mehr so genau… Recht bald traten die Bauern der Peheim und der Rumesoiebene (die bei- den hintersten Ebenen im Dorfertal) an ihn heran und brachten die Idee Bericht Petra Tembler Wir alle wissen, wie die Geschichte endet, doch dass die Entscheidung lange auf Messers Schneide stand, wissen all jene besonders gut, die die Ereignisse von damals selber hautnah erlebt haben. eines Gemeinschaftsstalles vor. Gleich hier muss gesagt werden, dass die Alm vom Berger – wie sicher vielen bekannt ist – bereits am Beginn vom Dorfertal steht, somit war Hans selbst von die- ser Initiative nicht berührt. Die Tatsache, dass er selbst vom Bau nicht profitieren würde, kam ihm später noch zugute. Mit dem Kassier Johann Hanser (Wurler) machte sich Hans also auf den Weg nach Lienz, wo die beiden am Amt für Landwirtschaft die Idee aufs Tapet brachten. Der zuständige Beamte, ein gewisser Herr Gatterer, stand kurz vor der Pensionierung, war aber grund- sätzlich der Sache positiv gestimmt. Er schlug vor, den gesamten Stall möglichst aus Holz zu fertigen, da die Agrargemeinschaft Dorferalm ein Holzbezugsrecht der Großagrar hat. Daraufhin wur- de Ing. Jörer mit den Planungsarbeiten beauftragt. 1985 besuchte dann Oberforstrat Draxl das Dorfertal. Er war einer der glühendsten Befürworter des Nationalparks Hohe Tauern und leistete schon damals viel Überzeugungsarbeit. Bei diesem ers- ten Besuch konnte er den Kalser Bauern Gelder für Dachsanie- rungen bei den Almen in Aussicht stellen. In diesem Zuge wurde der Wunsch, einen Gemeinschaftsstall zu errichten, wiederum ge- äußert. Draxl sagte sofort zu, den Kontakt zum zuständigen Minis- terium herzustellen. 1986 fand ein wichtiges Treffen im Tauernhaus statt: Mit dabei waren Entscheidungsträger von höchster Stelle wie zB Ernst Strasser (damals Sekretär im Landwirtschaftsministerium), Ger- hard Heilingbrunner als Sekretär von Marilies Flemming (Umwelt- ministerin), Peter Haslacher vom Alpenverein, Anton Draxl sowie Vertreter des Vizekanzleramtes. Aus Kals nahmen der spätere Bürgermeister Klaus Unterweger (Spöttling), Johann Rogl (Taurer) und eben Johann Gratz teil. Bei einer Begehung wurde schnell klar, dass es vorerst keine Förderungen für den Stallbau geben würde, solange der Bau des Kraftwerkes nicht endgültig vom Tisch wäre. Bei einer ausführlichen Besprechung bis in die frühen Morgenstunden wurde jedoch Unterstützung im Kampf gegen das Johann Gratz, Franz Fischler, Marilies Flemming, Marga Hubinek, Anton Draxl und Josef Riegler Dr. Marilies Flemming Peter Haßlacher Anton Draxl Kraftwerk zugesagt – wenn auch vor- erst ohne Geldzusagen. 1987 kam man schon einen Schritt vorwärts, als Dr. Marilies Flemming persönlich das Kalser Dorfertal be- suchte – auch ihr wurde das Anlie- gen des Gemeinschaftsstalles vorge- bracht. Im gleichen Jahr jedoch kam es schon wieder zu einam Rückschlag: Bei einem Hochwasserereignis wur- den drei Brücken völlig weggeris- sen, alle weiteren im Tal beschädigt. Sogar das Bundesheer – durch den Kontakt mit Thomas Huter – war be- hilflich und stellte innerhalb von drei Tagen die Brücke zur Bergerebene wieder her. Die Sanierung bzw. Er- neuerung der Brücken war kostspie- lig – wie man sich vorstellen kann: Wasser auf den Mühlen der Kraft- werksbefürworter, die so eine ertrag- reiche Almwirtschaft in Frage stellen konnten. Auch die Agrargemeinschaft selber hatte nun natürlich kein Geld mehr auf der hohen Kante, um den Stallbau so ohne weiteres zu finan- zieren. Trotzdem fällte man einen Be- schluss zugunsten des Vorschlags, in dem sich 10 Bauern bereiterklärten, den Stall zu bauen. Ganz ohne Ein- sprüche anderer Almmitglieder ging es zwar nicht vonstatten, jedoch hat- te Hans bei der Beantwortung dieser Hilfe von der Bezirkslandwirtschafts-

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