Fodn Kals Nr. 84

Umwelt & Natur Fodn Nr. 84 26 Kalser Gemeindezeitung 27 LK Bezirksrunde: „Landwirtschaft ist Teil der Lösung!“ Lange Trockenperioden und häufiger auftretende extreme Wetterereignis- se – der Klimawandel stellt auch die Tiroler Land- und Forstwirtschaft vor Herausforderungen. Darum lautet das heurige LK-Jahresmotto „Klima im Wandel – wir (re)agieren“, wodurch der Austausch über mögliche Eindäm- mungs- und Anpassungsstrategien intensiviert werden soll. Die Erderwärmung schreitet ständig voran, wobei sich die Auswirkungen in jeder Region unterschiedlich gestalten. Die Landwirtschaft ist jene Bran- che, die unmittelbar vom Wetter und der Umwelt abhängig ist, daher spürt sie die Veränderungen bereits seit Jahren, wie Landwirtschaftskammer- präsident Josef Hechenberger schildert: „Global gesehen haben wir eine Erwärmung von 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Im al- pinen Raum ist sie bereits höher – nämlich bei ca. 2,5 Grad beispielsweise in Innsbruck. Damit verbunden sind meist negative Auswirkungen, auf die man sich einstellen muss. Das kann durch technische Anpassungen, wie beispielsweise Beregnungsanlagen passieren, aber auch die richtige Sor- tenauswahl wird künftig entscheidend sein. Ziel muss es sein, die Land- wirtschaft in die Zukunft zu führen und damit unsere Versorgung mit hoch- wertigen Lebensmitteln zu sichern.“ Bericht LK Tirol Dieses Jahr steht das vielschichte Thema Klimawandel bei der Bezirksrunde der LK-Spitze im Mittelpunkt. von links: Bezirksstellenleiter Martin Diemling, LK-Präsident Josef Hechenberger, Vizepräsidentin Helga Brunschmid, Bezirksobmann Konrad Kreuzer, Bezirksbäuerin Karin Huber und Renate und Philipp Jans am Figerhof in Kals. Wichtiger Beitrag geleistet Die Landwirtschaft ist aber auch jene Branche, die einen Beitrag zur Eindämmung der Auswirkungen leisten kann: „Die standort- angepasste Bewirtschaftung unserer Flächen leistet einen akti- ven Beitrag zum Klimaschutz. Auch in Sachen Klimaeffizienz sind unsere Bäuerinnen und Bauern gut unterwegs – in den letzten Jahren konnten die Treibhausgasemissionen gerechnet auf die Produktionseinheit deutlich reduziert werden und über 80 Pro- zent der Betriebe beteiligen sich am ÖPUL und somit an emis- sionsmindernden, kohlenstoffspeichernden landwirtschaftlichen Maßnahmen. Auch in der Energieproduktion liegt noch Potential. Das alles funktioniert aber nur, wenn wir den Bodenverbrauch einbremsen und auch unsere nachfolgenden Generationen noch eine Wirtschaftsgrundlage haben“, so Hechenberger weiter. Geschlossener Kreislauf Gerade in Bezug auf den Klimawandel ist die Landwirtschaft im- mer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, wie Vizepräsidentin und Landesbäuerin Helga Brunschmid erklärt: „Jede Branche, die et- was produziert, verursacht Emissionen. Leider werden oft Äpfel mit Birnen verglichen, denn entscheidend ist, dass die Produk- tionskreisläufe geschlossen sind – wie bei der standortangepass- ten, kleinstrukturierten Landwirtschaft – da können wir globale Vorurteile lokal entkräften. Unsere Tierhaltung ist so ein Beispiel: nur über die Wiederkäuer können wir Grünlandflächen und damit Nährstoffe nutzen, die sonst nicht zur Lebensmittelproduktion dienen könnten. Die Ausscheidungen der Tiere sind dann wieder wertvoller Dünger für die Felder, die wiederum wichtige Kohlenstoffspeicher sind. Je höher der Humusgehalt eines Bodens, desto mehr Kohlenstoff wird gespeichert. Darüber hinaus sind bewirtschaftete Flächen unerlässliche Elemente unserer Kulturlandschaft und wichtige Wasserspeicher.“ Verschiedene Herausforderungen „Der Klimawandel wirkt sich in allen Bereichen der Land- und Forstwirtschaft unterschiedlich aus“, erklärt LK-Bezirksobmann Konrad Kreuzer. „In den letzten Jahren hatten wir teilweise mit Trockenheit zu kämpfen. In einzelnen Gebieten ist das schon län- ger ein Thema, weshalb bereits in Beregnungssysteme investiert wurde. Durch die längere Vegetationsperiode wird außerdem et- was mehr Getreide angebaut. Die Situation in unseren Wäldern ist allerdings eine echte Katastrophe – durch die Extremwetterereig- nisse der vergangenen Jahre und den darauffolgenden, massiven Borkenkäferbefall in allen Teilen unseres Bezirkes, stehen viele Waldbauern vor enormen Herausforderungen. Trotzdem muss es unsere gemeinsame Bestrebung sein, möglichst rasch wieder auf- forsten zu können, um letztendlich auch unsere Siedlungsräume wieder zu schützen.“ Alle können einen Beitrag leisten! Bereits im Vorjahr haben die Tiroler Bäuerinnen das „gute Klima“ in den Mittelpunkt gerückt. Neben dem sozialen Klima sollte auch der Klimaschutz im Vordergrund stehen, weshalb bei allen Aktio- nen der Nachhaltigkeitsgedanke berücksichtigt wurde, sei es bei der Verpflegung oder bei der Anreise. Bezirksbäuerin Karin Huber betont: „Jede und jeder kann einen Beitrag leisten, der zählt. Auch dürfen wir nicht müde werden, als Vorbilder immer wieder darauf hinzuweisen, dass regional und saisonal einzukaufen ein wich- tiger Schritt in Sachen Klimaschutz ist.“ Gerade bei Veranstaltungen neh- men das die Bäuerinnen sehr ernst: „Lebensmittel und Getränke aus der Region, Mehrweggeschirr, möglichst kurze Wege und so wenig Müll wie möglich – wie wir feiern, kann einen Unterschied machen. Das werden wir auch nicht müde zu betonen!“ Nachhaltige Lebensmittelproduktion Im Rahmen der Bezirksrunde wurde der Figerhof in der Gemeinde Kals am Großglockner besucht, der von Fami- lie Jans bewirtschaftet wird. Der Hof hat sich auf die Verarbeitung von Zie- genmilch spezialisiert, derzeit wer- den 260 Ziegen gehalten. Betriebs- führer Philipp Jans legt dabei großen Wert auf möglichst nachhaltige Pro- duktion: „Wir haben unseren Umgang mit Energie am Betrieb optimiert. Neben PV-Anlagen auf den Dächern haben wir eine Stückgutheizung für unser Wohngebäude und arbeiten in unserer Käserei mit Wärmerückge- winnung. Wir vermarkten den Groß- teil unserer Produkte direkt und in der Region.“ Seit kurzem gibt es in Kals außerdem eine überbetriebliche Genossenschaft, welche die Abwär- me der Turbinen der Wasserkraftwer- ke der Gemeinde zur Heutrocknung nutzt: „Insgesamt sind wir acht Be- triebe. Wir haben zwei Anlagen ge- baut und können so 64 Heuballen mit der gesammelten Abwärme trocknen – bisher blieb diese Energie unge- nutzt.“

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