Thurner Blattl Nr. 46

Seite 43 A LLGEMEIN Tumor-am-Chip: menschliche Blut- gefäßzellen (grün leuchtend) bilden ein feines Blutkapillarnetz um Neuroblastom- tumor (rot). Sowohl Blutgefäßzellen als auch Tumorzellen wurden gentechnisch so verändert, dass sie ein grün- bzw. rot-flu- oreszierendes Protein herstellen und so im Mikroskop sichtbar werden. © Daniel Nothdurfter dig, will man jedoch lebendes mensch- liches Gewebe mit „Blutgefäßen“ im Labor herstellen, kann dies nur mit einemsogenanntenBiodrucker erreicht werden. Ein Biodrucker ist ein spezia- lisierter 3D Drucker, mit dem man statt Plastikfiguren eben Mischungen von lebenden, menschlichen Zellen und Bindegewebsproteinen dreidimensio- nal drucken und so auch feine, hohle „Blutgefäße“ nachbilden kann. Am 3D Biodrucklabor der Medizin Uni Innsbruck entwickelt das Team um Mi- chael Außerlechner neuartige, soge- nannte „Organ-am-Chip“ und „Tumor- am-Chip“ Modelle, bei denen mensch- liche Bindegewebs- und Blutgefäß- zellen Schicht für Schicht um einen ca. 0,5 mm großen kindlichen Tumor in einen Plastikchip gedruckt werden, sodass auch eine Art Blutgefäßsystem entsteht, durch welches Nährlösung hindurchgepumpt wird. Da die ver- schiedenen Zelltypen gentechnisch so verändert wurden (siehe Bild), dass sie in unterschiedlichen Farben fluo- reszieren, kann man in dem „Tumor- am-Chip“ direkt beobachten, wie in der Umgebung des Tumors feinste Blutka- pillaren entstehen, die in den Tumor hi- neinwachsen und ihn mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Außerdem sieht man in dem Gewebe auch „on- line“, wie Tumorzellen aus dem Tumor auswandern und metastasieren. Im 3D gedruckten „Tumor-on-chip“ kann man so jene Veränderungen direkt verfol- gen, die dazu führen, dass Tumore im Patienten über eine bestimmte Größe wachsen und in andere Körperregi- onen metastasieren können. Vor allem aber ermöglicht es der „Tumorchip“, neue Medikamente zu testen, welche das Wachstum und die Metastasie- rung verhindern – und zwar ohne Tier- versuche, die ohnehin nicht sehr aus- sagekräftig sind. Da jede Krebsform und jeder Pati- ent anders ist und dementsprechend die Tumore auch individuelle Eigen- schaften und Schwachstellen haben, arbeitet das Team von Michael Außer- lechner vor allem daran, 3D gedruckte Tumor-Modelle so weiterzuentwickeln, dass in Zukunft die Krebszellen von Patienten in diesem „Tumor-am-Chip“ gezüchtet werden können. Damit sollen jene Medikamente gefunden werden, die dem jeweiligen Krebspa- tienten am besten helfen, um so eine personalisierte und noch bessere The- rapie zu ermöglichen. Michael Außerlechner wurde 1971 als Sohn von Josef und Magdalena Außerlechner geboren, ist in Thurn aufgewachsen und lebt in Oberper- fuss. Er hat eine elfjährige Tochter (Chiara Außerlechner), die in Inns- bruck ins Gymnasium geht. Seine zwei Schwestern leben in Thurn, Mag. Dr. Kornelia Außerlech- ner ist Lehrerin an der HBLA in Lienz, Dr. Maria Außerlechner ist Chirurgin am Bezirkskrankenhaus. Nach der Volkschule in Thurn bei OSR Hans Kurzthaler besuchte er das Gymnasium/Realgymnasium in Lienz, studierte nach der Matura Mikrobiologie an der Universität In- nsbruck (Magister der Naturwissen- schaften 1996) und promovierte in Molekularbiologie im Jahr 2000 (Dok- tor der Naturwissenschaften). Nach einem Forschungsaufenthalt am Albert Einstein College of Medi- cine in New York baute er an der Kin- derklinik in Innsbruck das Molekular- biologische Forschungslabor auf, ha- bilitierte 2006 an der Medizinischen Universität Innsbruck (Universitäts- dozent). Nach einem weiteren For- schungsaufenthalt an der Universität Prag wurde Michael Außerlechner zum Assoziierten Universitätsprofes- sor an der Kinderklinik Innsbruck er- nannt und gründete 2018 mit seiner Kollegin Doz. Dipl.-Ing. Dr Judith Ha- genbuchner das erste 3D Biodruckla- bor Österreichs. Dieses Jahr wurde Michael zum Uni- versitätsprofessor für „Tissue Engi- neering“ an der Medizinischen Uni- versität Innsbruck berufen. Für seine Forschungen erhielt er neben dem Staatspreis und dem KI- WANIS Preis unter anderemauch den „Preis des Fürstentums Liechtenstein 2005“, den „Otto Kraupp Preis 2007 für die beste Habilitation an einer Me- dizinischen Universität“, den „CAST Award 2016“ und den „OeGKJ Preis für die beste onkologische Publika- tion 2017“. Die Gemeinde Thurn gratuliert ganz herzlich zu diesen herausragenden Leistungen!

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