Thurner Blattl Nr. 46

Seite 42 A LLGEMEIN „Staatspreis für Ersatzmethoden zum Tierversuch 2022“ und „KIWANIS Preis“ für Michael Außerlechner und sein Team am 3D Biodrucklabor der Medizinischen Universität Innsbruck Überreichung des Staatspreises durch Wissenschaftsminister Martin Polascheck an Univ. Prof. PD. Mag. Dr. rer. nat. Michael Außerlechner im Rahmen eines fei- erlichen Festaktes in Wien. © BKA/Dunker Um Mechanismen der Krebsentste- hung besser zu verstehen und neue Medikamente zu testen, werden in der Krebsforschung üblicherweise zwei verschiedene Strategien verfolgt: Ei- nerseits kultiviert man menschliche Zellen / Patientenzellen in Plastik- schalen mit Nährflüssigkeit in spezi- ellen Wärmeschränken. Die meisten menschlichen Zellen können sich so zwar vermehren, aber nicht wie im menschlichen Körper in „3D“ mitei- nander interagieren. Weil sie auf einer Plastikoberfläche „in 2D“ wachsen, verhalten sich diese Zellen anders als im Körper, weshalb die Ergebnisse von Medikamenten-Testungen in „2D Zellkulturen“ für z.B. die Therapieent- scheidung bei Patienten kaum rele- vant sind. Die zweite Strategie besteht darin, Medikamente an Tieren (meist Mäusen, Ratten oder Kaninchen) zu testen, um die Wirkungsweise besser verstehen können. Abgesehen von ethischen Überlegungen ist auch die- ser Ansatz fehlerbehaftet, da sich Men- schen und Mäuse in ihrer Evolution vor ca. 100 Millionen Jahren getrennt ha- ben und deshalb auf viele Wirkstoffe unterschiedlich reagieren. Das führt häufig dazu, dass Substanzen, die im Tierexperiment erfolgreich gegen eine bestimmte Erkrankung wirken mit hun- derten Millionen Euro zu einem Me- dikament entwickelt werden, welches dann aber im Menschen entweder unwirksam ist oder sogar schwere Nebenwirkungen hervorruft. Zugleich passiert es natürlich auch, dass even- tuell wirksame Medikamente, die eben in der Maus nicht funktionieren, nie für Am 22. März 2022 wurde in einem feierlichen Festakt im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und For- schung in Wien der „Staatspreis für Ersatzmethoden zum Tierversuch 2022“ verliehen. Im Beisein des Rektors der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ. Prof. Dr. W. Wolfgang Fleischhacker, überreichte Wissenschaftsmini- ster Martin Polascheck den Preis an den Molekularbiologen Michael Außerlechner für seine Arbeiten zum 3D Bio- druck menschlichen Gewebes. Der Staatspreis gilt als höchste Auszeichnung in Österreich für neue, innovative Strategien, mit denen Tierversuche in der Biomedizinischen Forschung reduziert oder sogar vollständig ersetzt werden können. Schon am 15. Oktober 2022 hatte der KIWANIS-Club Lienz neue Strategien zu 3D gedrucktem menschlichem Gewebe, die zur Erforschung kindlicher Krebserkrankungen im Team von Michael Außerlechner entwickelt werden, mit dem „KIWANIS Preis 2022“ ausgezeichnet. die Behandlung von Menschen weiter- entwickelt werden. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, besteht darin, menschliches Körpergewebe (z.B. Haut, Herzge- webe oder eben das Gewebe, das ei- nen Tumor umgibt) mit menschlichen Zellen in einem 3D Biodrucker nach- zubauen, wodurch die Art und Weise, wie Zellen im Körper in 3D miteinander interagieren, abgebildet und zugleich auch die erwähnten Nachteile von Tier- versuchen umgangen werden. Genau diese Frage wird am 3D Biodrucklabor von Michael Außerlechner und seiner Kollegin Judith Hagenbuchner an der Medizin Uni Innsbruck erforscht. Was ist Biodruck? Menschliches Gewebe besteht aus Bindegewebsproteinen wie Kollagen oder Hyaluronsäure und spezialisier- ten Zellen, die für die Funktion und die „Instanthaltung“ des Organs verant- wortlich sind. Die Zellen als kleinste lebende Einheiten im Körper müssen auch ständig mit Sauerstoff und Nähr- stoffen versorgt werden, um ihre Funk- tion erfüllen zu können - wenn das nicht passiert, sterben sie wie beim Herzinfarkt ab. Damit Nährstoffe und Sauerstoff transportiert werden, sind feinste Blutgefäße notwendig. Im Kör- per wachsen diese Gefäße selbststän-

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