Achse Nr. 269

Seite 23 08/2023 Innerhalb weni- ger Wo- chen hat Gott der Herr unsere lieben Eltern zu sich heimgeholt. Sie sind den größten Teil ihres langen Lebens gemein- sam gegangen. Wir gedenken ihrer deshalb gemeinsam. Frau Maria Weis kam am 1. Dezember 1930 in Lienz als erste Tochter der Familie Stocker, vulgo Pichler in Obertha,l zur Welt. Sie wurde auf den Namen Maria Theresia getauft, aber stets Moidl genannt. Moidl wuchs mit 10 Geschwistern auf. Als älteste Tochter der kinderreichen Bauernfamilie musste sie schon in jungen Jahren im Haushalt und bei der Betreuung der jüngeren Geschwister mithelfen. So entwickelte sie sich ohne spezielle Ausbildung zur Hausfrau, Köchin und Erziehe- rin. Ihre Fähigkeiten waren gefragt. Moidl kochte bei der Familie Oberwalder in Leisach, in der landwirtschaftlichen Fachschule in der Peggetz und im Zillertal war sie sechs Jahre für die Familie Höllwarth im Haushalt und als Betreuerin des jüng- sten Sohns tätig. Danach arbeitete Moidl in Thal in der Bren- nerei. Dort war ein junger Mann mit Namen Karl tätig. Herr Karl Weis wurde am 25. Dezember 1930 in Assling als sechstes von 11 Kindern des Herrn Johann Weis, vulgo Bacher zu Penzendorf, und der Frau Agnes Niederwieser geboren. Er besuchte in Penzendorf die Volksschule, die damals in der Regel acht Jahre dauerte. Mit Beginn des Krieges wurde die Not beim Bacher drückend. So kam Karl zu einem Onkel müt- terlicherseits, der auch Karl hieß und mit seiner Familie in Nussdorf lebte. Karl blieb bis zum Ende der Volksschule in Nussdorf. Wie zu Hause beim Bacher half er in der Freizeit auf dem Bauernhof mit. Besonders gern war er Hüterbub. Wenn er es sich aussuchen hätte können, wäre Karl wohl Bau- er geworden. Aber er war nicht der Erstgeborene vom „Bacher“. So ging Karl in den 1950-er Jahren in die Brennerei in Thal arbeiten und lernte dort Moidl kennen und lieben. Die beiden wurden ein Paar. Im Jahr 1961 besuchten sie einen Brautleutetag in Absam und heirateten im Anschluss daran kirchlich in der Marienbasilika von Absam. Standesamtlich erfolgte die Eheschließung zwischen Moidl und Karl am 25. Oktober 1961. Obwohl die Zeiten schwer waren, begannen die jungen Ehe- leute sogleich mit dem Bau eines Einfamilienhauses in Thal. Beim Einzug im Jahr 1962 befand es sich noch teilweise im Rohbauzustand. Dies störte aber niemanden, weil 1962 der älteste Sohn Johannes bereits auf der Welt war und die junge Familie ein eigenes Heim benötigte. Karl arbeitete nun in der Säge Theurl in Thal. Weil er besser verdienen konnte, ging er jedoch eine Saison als Holzer in die Schweiz, um danach wieder bei der Theurl-Säge einzutreten. Und die Familie wuchs. Maria wurde 1964 geboren, Martin 1966 und Andreas 1967. Ab 1990 bis 2006 kamen acht Enkel als Nachkommen von Moidl und Karl dazu. Und diese haben bislang für vier Urenkel gesorgt. Moidl war ehrenamtlich in der Kirche tätig. Sie flocht jedes Jahr den großen Adventkranz für die Kirche St. Korbinian, half beim Adventkranzbinden im Jugendheim, gestaltete über viele Jahre die Erntedankkronen und verhalf so manchem Bazar mit Strickzeug, Häkelsachen und Selbstgenähtem zum Erfolg. Karl unterstützte sie dabei. Jedes Jahr machte er die Reifen für die Adventkränze. Die Taxen befreite er von Schnee und Eis, damit die Frauen sauber arbeiten konnten. Auch die Erntedankkronen bereitete Karl für das Schmücken vor. Moidl engagierte sich in der Frauenrunde Thal, deren langjäh- riges Mitglied sie war. Sie nahm regelmäßig an den Ausflügen der Frauenrunde teil, war aber nicht nur Passagier, sondern kümmerte sich darum, dass der Bus voll wurde. In der Gemeinschaft leben hieß bei ihr auch, in die Kirche gehen und pilgern. Die Pilgerreisen führten Moidl mit dem Bus nach Rom und Assisi. Und im Mai 2008 trat sie ihre einzige Flug- reise an. Es ging nach Lourdes, für Moidl in jeder Beziehung eine Reise fürs Leben. Karl wiederum war langjähriges Mitglied der Senioren-Kar- terrunde im Jugendheim in Thal. Ganz wichtig war auch ihm das Engagement für die Gemeinschaft. Er war Mitglied der Feuerwehr, einige Jahre als Abschnittskommandant in Thal. Großen Einsatz zeigte Karl beim Präparieren der Loipe und der Räumung des Radwegs an der Drau. Viele Jahre kümmer- te er sich um die Schneeräumung beim Jugendheim sowie in der steilen und schmalen Schmieder-Straße, für die die Gemeinde weder ein Räumfahrzeug noch das Personal hatte. Karl erledigte das von Hand schon um vier Uhr früh – ehren- amtlich für ein kleines Taschengeld der Gemeinde. Karl war seit Anfang 1988 in Pension. Dies gab ihm die Mög- lichkeit, sich zusammen mit Moidl liebevoll um Haus und Garten zu kümmern. Die beiden arbeiteten sogar im Haushalt viel zusammen, was für einen Mann aus Karls Generation nicht ganz selbstverständlich war. So groß das Glück der bei- den war, so tief war der Schmerz für sie, als im November 2013 ihre über alles geliebte Tochter Maria mit nur 49 Jahren starb. Moidl und Karl erfreuten sich einer guten Gesundheit. So konnten sie zusammen bis ins hohe Alter das Leben im eige- nen Haus genießen. Nur während der letzten Jahre benötigten die beiden Unterstützung von den Pflegerinnen des Sozial- sprengels, denen wir hier herzlichen Dank sagen dürfen. Moidl verstarb zu Hause am 5. April 2023. Karl war bei ihr. Bis zuletzt kümmerte er sich aufopfernd und liebevoll um sie. Moidl sagte immer wieder: „Ich könnte mir keinen Besseren wünschen.“ Karl wollte seiner Moidl möglichst schnell nach- folgen. Er vermisste sie schmerzlich. Dennoch richtete er sich noch einmal auf, als er Ende April 2023 über eigenen Wunsch ins Altersheim Lienz kam. Die Betreuung und Fürsorge dort genoss er. Auch hier sagen wir allen Betreuerinnen und Betreuern herzlich Danke. Am 10. Juni 2023 verstarb Karl im Kreise seiner Lieben im Altersheim. Familie Weis Gedenken an Maria und Karl Weis, Thal 1930 - 2023

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