Ein Blick Nr. 48

BLICK Ein 32 Kultur ei verzwielautet) entwickelt, folglich wur- de der Betreuer des Zuchtebers Peißer genannt. Die besprochenen Namen enthalten zum Teil heute nicht mehr bekanntes Wortgut und geben zudem etwas Einblick in das einstige Ortsleben von Sillian, sodass sie auch als Denkmäler der lokalen Sprach- und Siedlungsgeschichte angesehen wer- den können. Außerdem wurden nicht we- nige Häuser nach dem Taufnamen eines ihrer Besitzer benannt, der wohl allgemein beliebt gewesen war oder im Ortsleben eine herausragende Rolle gespielt haben könnte. Hier seien als Beispiele nur einige Hausnamen genannt, bei denen nicht mehr auf Anhieb feststellbar ist, aus welchem Taufnamen sie entstanden sind; da von vielen dieser Taufnamen die Koseform ver- wendet worden war, kann angenommen werden, dass die einstigen Träger solcher Namen offenbar als beliebte Mitbürger gegolten hatten. Brösler aus Ambros (ge- nauer aus der Koseform „Ambröslein“), Gaberle aus Gabriel, Gieler (mundartl. Gie- la) aus Vigílio (wahrscheinlich Name eines aus dem Trentino zugezogenen Welschtiro- lers, dem offenbar ein großes Grundstück an der Drau, südlich der Plumaue, gehörte, Gore aus Hieronymus, Gratzer aus Pankraz, Hauserle aus „Baldháuserle“ (Baltháuser ist die mundartliche Form von Baltasar), Preindler aus der Koseform „Brünele“ von Bruno (das lange ü wurde im 12. Jahrhun- dert zu eu verzwielautet, das durch die lautgesetzliche Entrundung ei ergab; der einstige Besitzer wurde Preindl genannt), Rochele aus Rochus, Tomele aus Thomas, Sofner aus Sofia (mundartl. Soffe). Nach welchen Motiven die ursprünglich als Übernamen geprägten Hausnamen Löller (Schlittenhaus) und Pumserle entstanden sein könnten, kann nur vermutet werden: das altmundartliche Zeitwort löllen (im Pustertal löll78), aus dem das Hauptwort Löller gebildet ist, bedeutet ‚undeutlich sprechen’, folglich dürfte der Löller sich beim Sprechen schwer getan haben; die liebevolle Bezeichnung Pumserle muss wohl ein häufig „Pumsender“, vielleicht ein Böllerschießer, bekommen haben (?). Fortsetzung folgt! Aus: Sillianer Gemeindebuch, Text: Egon Kühbacher Sillian aus Richtung Osten, Postkarte, um 1910.

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