Ein Blick Nr. 48

BLICK Ein 31 Kultur zahl Paintn (entstanden aus althoch- deutsch biwunti ‚umzäuntes, genauer „umwundenes“ Grundstück’). Bereits ge- nannte alte Namen von Feldern am Tal- boden, den man durch Abzugskanäle, u. a. durch den Garberbach - so benannt, weil die Gerber (mundartl. Garba) darin das von ihnen erzeugte Leder wuschen – zu entwässern versuchten, sind heu- te Bezeichnungen neuer Siedlungsteile. Das ganze moorige Gelände heißt Gärbm (in dieser Bezeichnung hat sich die alte Umlautfärbung erhalten). Nach Wasser- ansammlungen ist auch die Flur Weiher benannt. Für den untersten Teil des sonn- seitigen Talhanges gilt durchwegs die be- reits genannte Bezeichnung Leiten. Während die Höfe am Berg durchwegs nach ihrer Lage (Kolbental, Feigental, Ober-, Unterzelger, Ober-, Unterwieser, Haselgrube u.a.) oder nach dem Beina- men bzw. Übernamen eines einstigen Besitzers (Geiger, Simler, Gödner, Palde- le, d.i. Koseform für Balduin, Tädler, d.i. Koseform für Taddäus u.a.) benannt sind , erinnern viele Hausnamen im Hauptort des Gemeindegebietes und auch in Arnbach an die Vielzahl der einstigen Sillianer Gewerbe: Müller, Ober- und Außerbäck (mundartl. -pök), Sulzer (Hersteller von Säften, auch Medizinen), Möster (Mastviehlieferant), Außer-,Weber, Mattlweber (Weber namens Matthäus), Huter, Schneider, Ober-, Untersäckler (Lederschneider, mundartlich -söckla), Kössler (Kupferschmied), Außerschmied, Alte Schmiede, (Ober)schlosser, Maurer, Sattler, Jocher (Anfertiger von Ochsen- jochen), Seiler (Strickemacher), Maler, Strutzer (Gelegenheitsmetzger), Katzer, Oberkatzer (mundartl. Ggåza ‚Anfertiger von Schöpflöffel aus Holz’, italien. cazza, durch die italien. Krämersprache bekannt geworden), Fischer und natürlich auch Gastwirte (Post, Neuwirt, Schwarzer Ad- ler); ferner in Arnbach Garber (Gerber), Obergarber, Tischler, Schuster, Schlos- ser, Binter (Fassbinder). Hötscher (eine Ableitung vom altdeutschen Zeitwort hödeln ‚Kleinhandel treiben’, also Vieh, Getreidehändler). Alle Gewerbeinhaber betrieben früher auch eine Landwirt- schaft. Gerade wegen des seit alters blü- hendem Gewerbe verlieh Graf Leonhard von Görz dem Dorf Sillian im Jahre 1469 das Marktrecht, zumal hier auch seit dem 13. Jahrhundert der Sitz des gleichnami- gen Landgerichtes war. Wie der schon besprochene Hofname Waber (s.o.) hängt auch der Hausname Schubile mit der einstigen Hochgerichts- barkeit von Heunfels/Sillian zusammen. Das alte Rechtswort Schub bezeichnete die gerichtliche Abschiebung von Land- streichern, und der Schubile hatte die Aufgabe, die Schüblinge (also ‚die auf den Schub Gekommenen’) aus dem Gerichts- bezirk zu entfernen. Außerdem verrich- tete der Schubile auch die Arbeit eines Gerichtsboten. Wie der bereits genannte Bergbauernhofname Höggeler (s.o), der daran erinnert, dass der Inhaber dieses Hofes den gerichtlichen Auftrag hatte, den Zuchtstier zu halten, so kann dem Hausnamen Peißer entnommen werden, dass in der einstigen Landwirtschaft dieses Namens der Zuchteber gehalten werden musste; Peiß hat sich nämlich aus dem mittelhochdeutschen Wort bîße, das Zuchteber bedeutet (das lange î wur- de im 12. Jahrhundert lautgesetzlich zu Der Markt Sillian, Ausschnitt aus dem Franziszeischen Kataster („Urmappe“), 1859. Kataster der Gemeinde Sillian/südlicher Teil, Ausschnitt aus dem Franziszeischen Kataster („Urmappe“), 1859. „Waber“ im Ortsteil Erlach („Eala“) in Arn- bach, 2010.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3