Ein Blick Nr. 48

BLICK Ein 16 Aus der Nachbargemeinde Die vier überdimensionalen, rot leuchten- den Ziffern auf der Plattform am Micha- elsplatz hatten magische Anziehungskraft. Tausendfach wurden sie geknipst, gepos- tet, gelikt. Kinder kletterten daran herum, saßen darauf, Jung und Alt posierte davor. Wissend, dass sie wieder abgebaut werden mussten, beriet sich die Steuerungsgrup- pe des Jubiläums mit Kunstexpert*innen und dank ihrer Unterstützung konnten vier namhafte Künstler*innen für das neue Projekt gewonnen werden. Sie kamen nach Innichen, machten sich kundig über das Vorhaben, den Ort, das Jubiläum und präsentierten ihre Ideen, kreisend um die geschichtsträchtige Zahl. Die Steuerungsgruppe ernannte mit Mari- on Piffer Damiani, Präsidentin der Stiftung Museion Bozen, und dem Künstler Manfred A. Mayr eine Jury, die ihr mit Kompetenz und Fachwissen zur Seite stand. Nach lan- ger Diskussion und intensiver Auseinan- dersetzung mit den vorgelegten Projekten fiel die Wahl auf Esther Stocker. Wer ist Esther Stocker? Sie ist Malerin und Installationskünstlerin, stammt aus Schlanders und lebt heute in Wien. Sie gilt als eine der international er- folgreichsten Künstlerinnen, ihre Arbeiten werden weltweit gezeigt und gehandelt. In bisher über 30 Einzel- und in zahlreichen Gruppenausstellungen werden ihre Werke ausgestellt, in vielen europäischen Län- dern, in Japan und den USA. Stocker wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst. Im Rahmen der Sanierung des Wiener Parlamentsgebäudes gestalte- te Stocker eine Wand im Hauptaufgang. Was macht Esther Stocker aus der Zahl 1250? Stocker löst die Zahlenreihe auf und stellt sie als Einzelelemente in einen neuen Kon- text. Sie beschreibt sie in ihrem Konzept als Zeichen der Erinnerung an das historische Ereignis und als Beispiel für einen offenen künstlerischen Zugang. Die zwei, flach auf dem Boden liegenden Elemente können als Sitzgelegenheit benutzt werden. Die ande- ren beiden, stehend im Boden verankert, sind verfremdet, als Zahl nicht sofort er- kennbar. Die Farbe Weiß steht für ein leeres Blatt, für Neues, das kommt. Der Standort Welcher Ort eignet sich am besten für das neue Werk? Eine Ortsbegehung mit Vertretern der Gemeinde, des Tourismus- vereins, des Jubiläumskomitees und mit der Künstlerin sollte die Lösung bringen. Die Positionierung zwischen Pavillon und Organistenhaus wurde schließlich als der beste Vorschlag befunden. Die Kosten Die Kosten für Planung, Herstellung der Zif- fern und Künstlerinhonorar betragen rund 30.000 Euro und fallen in das Budget des Jubiläumskomitees, das diesen Betrag da- für reserviert hatte. Im Zuge der Realisierung des Kunstwerkes entschied die Gemeindeverwaltung, die Umgestaltung des Pflegplatzes weiterzu- führen, ein zusätzliches Stück Asphalt zu entfernen und durch eine wasserdurchläs- sige (also umweltverträglichere) Pflaste- rung zu ersetzen, eine weitere hohe Lampe aufzustellen, das Gebäude des Tourismus- vereins in den gepflasterten Fußgängerbe- reich einzubinden. Die Kosten hierfür be- tragen rund 130.000 Euro und werden von der Gemeinde mit Unterstützung durch den Tourismusverein getragen. Text: Franz Ladinser Das Kunstprojekt 1250+ am Pflegplatz Sie war der markanteste Blickfang im Innichner Jubiläumsjahr 2019: die Zahl 1250. Vier Jahre später, durch Pandemie und das komplexe Genehmigungsverfahren verzögert, darf sich der Ort in Erinnerung an sein beinahe biblisches Alter mit einer künstlerisch neu interpretierten Installation einer großen Künstlerin schmücken. Foto: Harald Wisthaler Foto: Kromar

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