Ein Blick Nr. 48

BLICK Ein 13 Aus der Gemeindestube Mit dem Projekt Hochwasserschutz Drau Sillian wurde im Spätherbst 2015 durch den Einbau eines Wildholzrechens in Arnbach begonnen. Mit geschätzten Bau- kosten von € 12,9 Mio. ist es das derzeit größte in Bau befindliche Hochwasser- schutzprojekt in Tirol und erstreckt sich über 4 Kilometer Länge von der Rabland- brücke in Heinfels bis zur Landesstraßen- brücke in Arnbach. Ziel des Projektes ist die Herstellung der Hochwassersicherheit bis zu einem 100-jährlichen Hochwasserereignis der Drau. Damit ist es möglich, ein Hochwas- ser mit 75 m³/s schadlos abzuführen. Der dafür erforderliche Abflussquerschnitt wird durch Eintiefung der Sohle und abschnitts- weise zusätzlich durch Aufweitungen des Querschnittes sowie durch Erhöhung von Uferdämmen und Ufermauern erreicht. Die Arbeiten „im Wasser“ bzw. im Sohl- bereich erfolgen gegen die Fließrichtung, primär bei Niederwasser. Davon spricht man an der Drau in Sillian im langjährigen Schnitt von Mitte Dezember bis Mitte März. Je nach Witterung kann die Niederwasser- zeit aber auch schon früher beginnen und später enden, der mögliche Bauzeitraum kann sich dadurch verlängern. In den Som- mermonaten Juni, Juli und August dürfen bescheidgemäß keine Arbeiten „im Was- ser“ durchgeführt werden. Das Jahr 2022 war seit Baubeginn das aus flussbaulicher Sicht erfolgreichste Jahr, da 7 Monate im Abflussquerschnitt gebaut werden konnte. 2020 verzögerten sich die Bauarbeiten durch zahlreiche von der Wasserbauver- waltung in ganz Osttirol zu behebende Hochwasserschäden noch vom Ereignis 2018 und durch die Covid-19-Pandemie, weshalb die Baustelle bereits Mitte März eingestellt werden musste. Im Zuge des Projektes wurden auch die Gerberbachbrücke, die Asthofbrücke, der Bahnhofsteg, die Bahnhofbrücke und die Griesbrücke pfeilerfrei mit einem dem Stand der Technik entsprechenden Ab- flussquerschnitt neu errichtet. Im letzten Bauabschnitt werden die Schinderbrücke und die Überfahrt über den Mühlbach la- geversetzt neu errichtet. Neben der Hochwassersicherheit wird durch den Einbau aus Holzpiloten und Wasserbausteinen auch die Habitatstruk- tur verbessert. Durch Rastplätze und Zu- gänge zum Gewässer kann zusätzlich ein wertvoller Beitrag zur Nutzung der Ufer- bereiche als Naherholungsgebiet geleis- tet werden. Beim Bahnhofsteg wurde ein Trinkbrunnen mit einem Natursteinfindling errichtet. Alte Bäume müssen aus Sicher- heitsgründen teilweise entfernt werden, da in den Fluss stürzende Bäume sonst zu Verklausungen führen können und das Wurzelwerk großer Bäume sich zudem negativ auf Wasserwegigkeiten im Damm- körper auswirkt. An deren Stelle werden neue Bäume gepflanzt, darunter auch zahlreiche Obstbäume, wie Apfel, Birne, Zwetschke, Kirsche oder Walnuss. Da die ursprünglich für das Hochwasser- schutzprojekt vorgesehene 60.000 m³ fassende Bodenaushubdeponie, westlich der Firma Euroclima, inzwischen bereits erschöpft ist, wird seit Herbst 2022 das Überschussmaterial auf der neuen Bo- denaushubdeponie, westlich des Tödter- baches, eingebaut. Die neue Bodenaus- hubdeponie umfasst auf einer Fläche von ca. 24.450 m² ein Schüttvolumen von 70.000 m³. Dafür musste die Fläche im Vorfeld gerodet werden. Die dabei angefal- lenen Wurzelstöcke wurden seitlich gela- gert, ein Teil davon wird später im Randbe- reich oberflächlich wieder eingebaut. Die Bodenaushubdeponie soll nach Abschluss der Arbeiten als Hutweide genutzt werden. Im Sommer 2023 kann bereits der erste Teil der Deponiefläche begrünt werden. Ausblick Derzeit liegt das Hauptbaufeld etwa 400 m flussabwärts der Landesstraßenbrücke in Arnbach. Im verbleibenden Abschnitt wird die Sohle weiter eingetieft und linksufrig auf etwa 250m um bis zu 7 m aufgeweitet. Aufgrund der Sohleintiefung müssen die beiden Ufer mit Wasserbausteinen bis 1,40 m unter das Sohlniveau gegen Erosion ge- sichert werden und ein die Drau querender Abwasserkanal muss frost- und erosions- sicher neu errichtet werden. Flussabwärts der Landesstraßenbrücke wird linksufrig eine 155m lange Ufermauer eingebaut, um den notwendigen Abflussquerschnitt zu erzielen. Luftseitig der Ufermauer bzw. des Uferdammes wird eine 205m lange Dammfußdrainage errichtet. Rechtsufrig wird die Ufersicherung auf 210m Länge in Beton verlegt. Im Baufeld quert eine tief- hängende 25 kV-Leitung der TINETZ die Drau, wodurch die Arbeiten mit Großgerä- ten erheblich erschwert werden. Trotz vieler zusätzlicher Maßnahmen, wie z. B. der vollständigen Erneuerung von 5 Brücken an Stelle der ursprünglich ge- planten Sanierung der Brücken, der Preis- steigerungen im Bausektor und der Bau- unterbrechungen konnten die ursprünglich geschätzten Baukosten durch laufende Optimierungen in der Bauphase bisher un- terschritten werden. Die Bauarbeiten erfolgen in enger Abstim- mung zwischen der Marktgemeinde Sillian und der mit der Abwicklung beauftragten Wasserbauverwaltung im Baubezirksamt Lienz. Mit der Fertigstellung ist im Jahr 2025 zu rechnen. Ein Bauvorhaben in Siedlungsnähe mit dieser Größenordnung und zeitlichen Aus- dehnung verlangt viel Geduld von der Be- völkerung. Die Gemeindeführung und die Wasserbauverwaltung bedanken sich für das bisher entgegengebrachte Verständ- nis und ersuchen weiterhin um besonde- re Vorsicht bei Aufenthalt in der Nähe der eingesetzten Großgeräte wie Bagger und LKW. Text und Foto: BBA Lienz Hochwasserschutz Sillian

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