Virger Zeitung Nr. 93

Virger Zeitung 68 Dorfleben – Menschen Der Autor muss nicht vorgestellt werden – hier eine seiner Jugenderinnerungen. Die Geschichte passt gut in die Jahreszeit. Die Almsommer im Zupal und auf dem First waren ein Kapitel für sich. Man stelle sich vor: Vier Buben, zwischen 12 und 16 Jahren alt, verbringen den Sommer allein in einer Hütte auf ca. 2.300 Meter Seehöhe! Nebenbei waren die Brü- der Alois und Hånnes vom Roll, Kessler Jörgl und ich für die aufge- triebenen Rinder verantwortlich. Fahrweg gab es noch keinen, die Alm konnte nur über einen stei- len, schlecht begehbaren Weg er- reicht werden. Kein Wunder, dass nur selten jemand zu Besuch kam, und der Nachschub an Essbarem mehr als mangelhaft war. Milch und Wasser gab es in Überfülle, aber die weiteren Vorräte sind mit hartem Brot, Erdäpfeln und Mehl schnell aufgezählt. Roll Lois war eine große Eisenpfanne mit gelbli- chem Inhalt, die Lois zum Abküh- len vor die Tür gestellt hatte – und Pratz, der Hund, tat sich daran güt- lich. Unserem Küchenchef hat die „Milchlieferung“ zu lange gedau- ert, sodass er kurz entschlossen Wasser nahm und einen Wasser- pudding kochte. Der war aller- dings schon fast zur Hälfte im Magen von Pratz gelandet. Nach- dem wir seine „Fraßspuren“ ein wenig zur Seite geschoben hatten, aßen wir den Rest mit Heißhunger fertig. Es war sozusagen eine hundsgemeine Götterspeise! Ein Fernglas durfte auf der Alm natürlich nicht fehlen. An einem Sonntagmorgen gingen Lois und ich auf die Heller Höhe, um wie- der einmal mit dem Gucker nach Virgen hinunter zu schauen. Von unserem Standort etwa 500 Hö- henmeter tiefer befindet sich die Politzenalm mit fünf Hütten. Als Lois mit dem Glas langsam die Ge- gend absuchte, rief er plötzlich: „Fritz, do diedn af Politzen tüt si oane ban Troge nackendig wåsch‘n!“ Ich riss ihm völlig das Fernglas aus der Hand – und sah es nun auch. Dann wechselten wir uns beim „Spineißel‘n“ ab, es war ja für uns sexuelles Neuland und furchtbar aufregend. Der Name dieser „hochalpinen Badenixe“ sei hier nicht genannt, aber sie war eine durchaus attraktive Frau mit üppigen Formen, die unsere Phan- tasie ziemlich durcheinander wir- belte. Fritz Joast: Auf der Alm Lang, lang ist‘s her – frühere Begebenheiten der Chefkoch und „servierte“ uns abwechselnd Milchmus oder Kar- toffeln mit Milch. Ja, einmal kann ich mich auch an Palatschinken er- innern. Die lukullische Krönung war, als er eines Tages sagte: „Heint gib‘s an Pudding“ – irgendwo hatte er ein Päckchen Vanillepudding entdeckt. Die Vorfreude war groß. Hånnes und mich schickte er, eine Kuh zu melken, weil für einen Pudding braucht‘s normalerweise Milch. Wir mussten aber erst eine Kuh suchen, und das dauerte! Nachdem wir schließlich ein wenig Milch in die „Bundl“ gemolken hatten, beeilten wir uns auf dem Rückweg. Endlich würde es einmal etwas anderes, und vor allem Süßes zu essen geben! Als wir zur Hütte kamen, stand vor der Tür „Almleben“ – Personen, Ort und Jahr der Aufnahme unbekannt

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