GZ Leisach Nr. 158

18 Das Leben von Fridolin Ortner begann am 31. Oktober 1928 als drittältestes von fünf Kindern in Abfaltersbach am Wegschei- derhof in Geselhaus. Als der Hof verkauft wurde, zog die Familie nach Dölsach, übernahm dort den Marinellihof und bereits nach einem halben Jahr wurde die „Ortner Sage“ in der Wei- dengasse das neue Zuhause. Im Jahre 1950 erwarb sein Vater einen Pfarrgrund in der Pfarrsied- lung und baute für seine Familie dort das erste Haus in dieser Gegend. Inzwischen hatte Friedl eine Lehre bei der Firma Hibler-Meier als Handelsverkäufer be- gonnen und blieb dort zehn Jahre. Ein gutes Vertrauensverhältnis erarbeitete er sich trotz schweren Arbeitsbedingungen und den Entbehrungen der Nachkriegszeit. Groß- und Außenhandel, Einzelhandel im Bereich Nah- rungs- und Genussmittel und Inkassoberech- tigung wurden ihm anvertraut. Auch den LKW-Führerschein konnte er machen, was ihm auch später viele Vorteile gebracht hatte, wie z. B. seine Pensionstätigkeit als Kohlenliefe- rant bei der Firma Müller in Leisach. In dieser Zeit, bei der Firma Hibler-Maier, lernte er auch seine Mariedl aus Assling – Schrottendorf kennen und lieben. Dies und bessere Zukunfts-Chancen waren nun auch ein Grund, die Firma zu wechseln und das Paar arbeitete ab 1953 gemeinsam bei der Firma Geiger OHG Lebensmittelgroßhandel. Auch dort genoss er das Vertrauen durch sein Verantwortungsbewusstsein, seine guten Ver- bindungen und seinem Organisationstalent. Durch seine Umsicht war er überall einsetzbar und die Kunden und Kollegen schätzten seine lustige und lockere Art. Die letzte berufliche Station war dann in den 60er-Jahren die Firma Santa – Weinhandel und Spirituosen, wo er fast 30 Jahre als Handelsvertreter tätig war. Alle Gasthäuser in Osttirol und Oberkärnten kannten den ge- schäftstüchtigen Santa-Vertreter. Durch seinen Beruf war das Autofahren seine große Leiden- schaft. Zahlreiche Sonntagsausflüge mit Mama und ihren Brüdern führten nach Maria Luggau zur Basilika und nach Südtirol zu einem guten Essen und einem guten Glasl Wein. Nach seinem schweren Sturz vor sie- ben Jahren litt er sehr darunter, dass er nicht mehr in sein geliebtes Auto steigen konnte, um seine Bankgeschäfte selber zu erledigen. IM GEDENKEN AN FRIDOLIN ORTNER In den 50er-Jahren wurde dann ein Baugrund in der alten Straße in Leisach gekauft, wo mit unserer Mama, ihrem Bruder Pepi und Hildegard ein Eigen- heim errichtet wurde. 1957 fei- erte man dann eine Doppelhochzeit und vergange- nes Jahr konnten unsere Eltern noch der 65. Hochzeitstag ge- meinsam feiern. Besonders freute unseren Papa dann die Geburt des ersten En- kelkindes Michael, für den er in der Pension viel Zeit hatte. Katharina, Fabian und Fran- ziska folgten und die Freude war immer groß, wenn alle da waren. Besonders dann, als alle Karten spielen konnten. Das Herzeln im Fami- lienkreis war seine große Freude und der täg- liche Schnapser mit Mama durfte auch nicht fehlen. Dabei nahm er es mit der Ehrlichkeit nicht so genau, man musste ihm schon ganz genau auf die Finger schauen. Sein Grund- satz: Beim Spielen ist alles erlaubt! Durch seine großen Hobbys – die Teilnahme an sämtlichen Preiswatten und Preisschnapsen im Bezirk – wo er nicht selten mit einem Ge- winn heimkam – und der Fußballverein Rapid Lienz – waren unsere Mama und auch wir an den Wochenenden viel alleine. Als langjähri- ger Funktionär bei Rapid Lienz war er viel unterwegs – bei den Auswärtsspielen als Chauffeur für seine Fußballer, bei den Heim- spielen am Fußballplatz und als Organisator bei diversen feucht-fröhlichen Rapid-Festen. Außerdem gab es dann noch den Kegelclub „Hau daneben“, wo sich einmal Dienstags die Freunde trafen und in Burgfrieden in der „Rachkuchl” wurde dann gekegelt. Viele kennen unseren Papa als fleißigen Geher. Angefangen hat er mit der fast täg- lichen Tour auf den Gogg. Als dann der große Boom losging, war das Reiter Kirchl sein Lieblingsziel. Manchmal motivierte er auch seine geliebten Enkelkinder und mit einer guten Jause im Rucksack funktionierte es sogar. Als es bergauf nicht mehr so gut ging, drehte er seine flotten Runden zwischen Leisach, Amlach und Tristach. So kannten ihn viele, aber nach seinem schweren Sturz erholte er sich nicht mehr und drehte nun seine Runden bescheiden in der Wohnung, denn aufgeben war keine Option. So sind diese 95 Jahre nun zu Ende gegangen, ein erfülltes und gutes Leben – bis zum Schluss im Kreise der Familie.

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