Achse Nr. 268

Seite 37 07/2023 Ein großer Garten, voller Blumen, in allen Farben, ein Beet Kräuter, Schnittlauch, Petersilie, Kresse, Thymian, Melisse und Rosmarin., Bohnen, Erbsen, Radieschen, Gurken. Der halbe Garten mit Frühkartoffeln, die man schon bald aus- graben konnte. Unsere Mutter brauchte sie zum Schlipfkrap- fen machen. Wenn man durch die Rosenhecke, die Hunderte rote Blüten hatte, in den Garten ging, dann war man in diesem Paradies. Ein steinerner Brunnen stand grad oberhalb zwischen dem Fliederbaum, dem Gladiolien- baum und dem Nussbaum, der ganz oben stand. Früher war am Waldrand noch ein großer Kirschbaum. Die Bäume blüh- ten in weiß und rosa, wunderbar anzuschauen. Dazwischen lag eine Wiese mit so vielen ver- schiedenen Blumen, es duftete und Bienen, Wespen und Hum- meln hörte man summen. Das alte Turlerhaus, mit der Hausnummer 3, stand da, es sah immer gleich aus. Mit weißem Kalk getüncht bis zum dunklen Balkon, aus schwarzem Eben- holz. Die Geranien rot und grün hingen weit herunter. Vor dem Haus eine Bank, mit Blick auf die Lienzer Dolomi- ten. Das Feld vor dem Haus, ein bisschen Wald hinterm Stall. Die Tür aus braunem Holz, sie knarrte, wenn man hineinging in die „Lawe“. Rechts die Küche. Mame saß immer auf ihrem Stuhl beim Tisch. Wenn der TV an war, dann schaute sie vormittags die Kochsendung mit Alexander Fankhauser und seinem Kolle- gen aus Wien und immer sagte sie: „Die sparen einfach gar nicht, das Halbe bleibt in den Töpfen“ Am Nachmittag den Film „Sturm der Liebe“, der alle Tage eine Fortsetzung hatte. Sie erzählte mir dann immer wie es weiter ging. Links war die Stu- be. Eine steile Stiege führte zu zwei Zimmern. Und noch eine steile Stiege führte auf den Heu- stadel – ich habe diesen Duft immer noch in der Nase, hinauf zu Marchel Hans und Moidele, unseren so guten Leuten. Wenn ich mit dem Bus von Ischgl kam, war Mame meistens im Garten oder vor der Haustüre. Es war immer eine große Freude sie zu sehen. Es bleibt mir nur die Erinnerung an mein zu Hause. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir im Herzen so weh tun wür- de, dass alles nicht mehr zu sehen. Was bleibt sind die schönen Gedanken und das Grab meiner Eltern am Friedhof in St. Kor- binian. Gerda Kurz: Erinnerungen an „daheim“

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