Achse Nr. 268

Seite 22 07/2023 Unser Immunsystem – ein schlagkräftiges Team „Kein Organ kann für sich alleine tätig sein, sondern nur im Zusammenhang mit dem ganzen Körper. Eine Heilung kann nur zustande kommen, wenn alle Organe sich gemeinsam in den Dienst der Abwehr stellen.“ (Paracelsus 1493-1541) Das Abwehrteam Nahezu unsichtbar agieren in unserem Körper eine Gruppe von spezialisierten Zellen, die wir weder im Röntgenbild noch im Ultraschall sehen können. Als produktivstes „Organ“ unse- res Körpers stellt unser Immunsystem täglich ein halbes Kilo an Botenstoffen, Antikörpern und diverse spezialisierte Zellen zur Verfügung. Genau aufeinander abgestimmt, müssen sie miteinander kooperieren, um Feinde zu orten, zu bekämpfen und zu vernichten. Auch müssen sie ein Immungedächtnis für den nächsten Angriff bilden. Pilzsporen, Viren und Bakterien versuchen, über die Atmungsorgane, den Darm oder die Haut in unseren Körper zu gelangen. Unsere Abwehr muss dann schnell entscheiden, welche dieser Fremdkörper eine Gefahr darstellen und welche harmlos sind. Kann die Abwehr nicht mehr „Gut“ und „Böse“ unterscheiden, reagieren wir mit Allergien oder Autoimmun- krankheiten. Das Immunsystem muss aber auch körpereigene Zellen kontrollieren. Entarten eigene Körperzellen, müssen sie schnell in ihrem Wachstum und ihrer Vermehrung gestoppt werden, bevor sie andere Zellen überwuchern und eine Krebs- erkrankung entsteht. Die Aufgabenteilung der einzelnen Immunzellen in Späher, Analysten und Vernichter macht aus unserer Abwehr eine extrem vielseitige und schlagkräftige Truppe. Die spezialisierten Zellen des Immunsystems befin- den sich hauptsächlich in der Blutbahn und im Lymphsystem. Wie auf einer Autobahn rasen hier die Immunzellen als Feuer- wehr, Polizei und Grenzschutz bis in die kleinsten Winkel, um schnell eingreifen zu können, wenn die Überwachungszellen Alarm schlagen. Wenn nötig, verlassen sie die Blut- oder Lymphbahnen und wandern ins Gewebe. Und auf demselben Wege entsorgen sie wie eine Müllabfuhr Gifte und Zellreste der besiegten Feinde. Chemische Botenstoffe und Hormone sorgen für den Informationsaustausch. Sie geben das Startsig- nal oder, genauso wichtig, das Abbruchsignal für den „Abwehrkampf“ der aktiven Immunzellen. Die drei Säulen der Abwehr  Mechanische Barrieren Die mechanischen Barrieren unseres Körpers sorgen dafür, dass krankmachende Erreger gar nicht erst in unseren Körper eindringen können. Unsere äußeren und inneren Oberflächen haben unterschiedliche Strategien, doch allen gemeinsam ist das Zusammenspiel mit den symbiotisch lebenden Bakterien, die eine Ansiedlung krankmachender Keime erschweren.  Angeborene Immunabwehr – Erste Verteidigungslinie Die Bestandteile des angeborenen Immunsystems sind das Komplementsystem, die Fresszellen und die natürlichen Kil- lerzellen, welche ihren Feind unmittelbar angreifen oder wei- tere Reaktionen des Immunsystems vorbereiten.  Erworbene Immunabwehr – Zweite Verteidigungslinie Das angeborene Immunsystem schützt uns sofort nach der Geburt vor bösen Infektionen. Doch das Immunsystem muss sich ab dann ständig weiterentwickeln und fortbilden. Dies ermöglicht dem Körper, sich ganz speziell auf die in seinem Umfeld vorkommenden Gefahren vorzubereiten. Die wichtig- sten Mitglieder dieser zum Teil hochspezialisierten Abwehr- truppen sind die Lymphozyten. Kurz stichwortartig die T- Lymphozyten (T-Helferzellen, T-Suppressorzellen, T-Killer- zellen) und die B-Lymphozyten als Antikörperfabrik des Kör- pers (Plasmazellen). Die Gedächtniszellen gibt es sowohl bei den T- als auch bei den B-Zellen, die bei erneuter Ansteckung schneller reagieren. Der erste Schritt der Abwehr besteht in der Identifizierung der Eindringlinge. Fremde Zellen müssen erkannt, eingeordnet und lokalisiert werden. Die Unterscheidung in „gefährlich“ oder „ungefährlich“ und in „eigen“ oder „körperfremd“ ist nicht angeboren, sondern muss vom Immunsystem erlernt werden. Kinder erkranken aus diesem Grund viel häufiger als Erwachsene. Ihr Immunsystem muss erst die unterschied- lichen Erreger kennen lernen. Ein gut trainiertes Immunsy- stem, das sich mit vielen Keimen auseinandergesetzt hat, ist besser auf den Angriff vorbereitet. Wir können unser Immun- system trainieren und viel für unsere Abhärtung tun, indem wir ihm ständig kleine Trainingseinheiten wie Sport, Sauna, kalte Güsse oder Spaziergänge auch bei schlechtem Wetter verschreiben. Dagegen legen übertriebene Hygiene und Sorge vor Ansteckung unser Immunsystem auf Dauer lahm. Wir sind nicht für einen keimfreien Lebensraum geschaffen, sondern für ein Leben mit Milliarden von Keimen. Stress gilt als Immunkiller Nummer 1. Stress ist die Geisel der Moderne. Neben schlechtem Stress (Disstress) gibt es auch guten Stress (Eustress). Das ist jene Belastung, die kurzfristig nötig ist, um positive Ziele zu erreichen und deshalb auch als gut verträglich empfunden wird. Entwicklungsgeschichtlich war Stress überlebenswichtig. Kampf oder Flucht war hier die Frage. Heute ist besonders der andauernde chronische Stress gesundheitsschädlich, der das System in eine allgemeine Erschöpfung führt. Bei einer Dauerbelastung des Immunsy- stems mit Stresshormonen verringert sich seine Aktivität und es kann die meisten Abwehraufgaben nur noch eingeschränkt bewältigen. Die Kraft der Gedanken Unser Unterbewusstsein reagiert sehr empfindlich auf unsere Stimmungen und Gedanken. Wenn sie wiederholt zu sich sagen: „Ich bin zuversichtlich und glücklich“, wird diese Bot- schaft in ihrem Unterbewusstsein ankommen und gespeichert. Erhält ihr Unterbewusstsein jedoch nur negativen Input und Befehle, werden solche Signale schnell zu „sich selbst erfül- Die Seite für die Gesundheit mit Doktor Adelbert Bachlechner Fortsetzung nächste Seite oben

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