Koflkurier Nr. 54

Juni 2023 Nachrufe 51 strauß fehlen. Die regelmäßigen Besuche am Grab und das Mitfeiern der Gottesdienste waren ihr in dieser Zeit ein großer Halt und spendeten Trost. Mit den Jahren stellten sich altersbedingte gesundheitli- che Beschwerden ein. Besonders ihr Asthma machte ihr sehr zu schaffen. Viele Jahre war es ihr noch möglich, ein selbst- ständiges Leben in ihrem geliebten Zuhause zu führen, wofür sie auch immer dankbar war. Mitte 2022 stürzte sie in ihrem Garten, was einen län- geren Aufenthalt im Krankenhaus notwendig machte und sie sehr in ihrer Mobilität einschränkte. Wieder Zuhause blühte sie auf und wurde liebevoll durch den Sozialsprengel und ihre Familie unterstützt. Jedoch eine schwere Lungenentzündung zu Anfang dieses Jahres schwächte sie dermaßen, dass sie am 19. Jänner 2023 versehen mit den heiligen Sterbesakra- menten im Kreis ihrer Familie zu Gott heimkehrte. Liebe Mama! Du warst für uns wie ein bunter Blumen- strauß. Du hast uns mit den vielen Farben deiner Liebe und deines Herzens reich beschenkt. Du hast dich, wie die Blu- men am Licht, mit deinem ganzen Leben an Gott ausgerich- tet. Du hast mit den bunten Farben deiner Liebe unser Leben unendlich bereichert. Dafür sind wir dir so dankbar. Auf deiner Parte stehen die Worte aus dem Propheten- buch Kohelet: Alles im Leben hat seine Zeit, jedes Ding hat seine Stunde unter dem Himmel. Für das Geboren werden gibt es eine Zeit und eine Zeit für das Sterben. Wieder vereint mit unserem Papa wünschen wir dir liebe Mama, das Glück und die Freude des Himmels in Gottes Pa- radiesgarten. Z um besseren Verständnis für das Leben von Maria ist ein Rückblick in die Geschichte erforderlich: Das Gebiet in dem Maria Filippi geboren wurde, heißt Banat und gehört zu Rumänien. Bis 1919, dem Ende des 1. Weltkrieges, war es, ebenso wie Siebenbürgen, Teil der Donaumonarchie Österreich/Ungarn (Wiener Kronland). Un- ter Maria Theresia war es deutschsprachig besiedelt worden. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges 1919 kam das Gebiet zu Rumänien. An der Bevölkerungsstruktur änderte sich jedoch vorerst nichts. Es wurde deutsch und in geringerem Umfang ungarisch gesprochen. Nach dem 2. Weltkrieg 1945 flüchtete jedoch der größte Teil der deutschen Bevölkerung und es folgte der Zuzug der Rumänen. Maria Filippi wurde am 18.02.1937 in Kleinbetschkerek (rumänisch: Becicherecu Mic), geboren. 1941 folgte ein Bruder. Die Familie besaß einen Bauern- hof. 1940 wurde Rumänien von deutschen Truppen besetzt. Ihr Vater wurde wie alle Deutschen 1943 zur Wehrmacht ein- gezogen. Mit dem Rückzug der deutschen Truppen aus be- setztem Gebiet gelangte ihr Vater nach Österreich und nach Lienz. Nach der Kapitulation Deutschlands wurden in Rumäni- en alle deutschen Männer und Frauen, zwischen 17 und 33 für fünf Jahre zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert, so auch ihre Mutter. Während dieser Zeit lebte Maria zusammen mit ihrem Bruder bei den Großeltern. Nach Rückkehr ihrer Mutter aus Russland war sie 14 Jah- re alt. Die Familie stellte einen Antrag auf Ausreise zu Vater und Ehemann, nach Österreich. Maria hat in ihrem Heimatdorf die deutsche Grundschu- le bis zur 4. Klasse besucht, danach die rumänische Haupt- schule - weitere deutsche Klassen gab es mangels Schülerzahl nicht mehr. Nach Abschluss ging sie aufs deutsche Lyzeum in Temeschwar (rumänisch Timisoara), eine Stadt mit ca. 400.000 Einwohnern, wo sie nach dortigem Standard die Hochschul- reife erlangte. Ein Studium kam aber nicht in Frage, weil die Fa- milie einen Antrag auf Ausreise nach Österreich bzw. Lienz, zum Wohnort des Vaters eingereicht hatte. Eine Ausreisege- nehmigung mit abgeschlossenem Studium war zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen. Diese Ausreisegenehmigung wur- de dann erst 1958 erteilt. Zu diesem Zeitpunkt war Maria 21 Jahre alt. In Lienz fand Maria lange keinen Anschluss. Sie arbeitete anfangs bei der Fa. Tegischer, erkrankte dann an Lungentuber- kulose und wurde in einem Sanatorium in Natters behandelt. Es kamen psychische Erkrankungen hinzu. Zuletzt war sie in einem Jugendheim in Lienz beschäftigt, welches vom Fran- ziskaner Mönch „Pater Thomas“ geleitet wurde. 1977 kaufte die Familie das Haus in Tristach. Ihr Vater verstarb 1990. Zu Marias seelischen Erkrankungen kam eine schwere rheuma- tische Erkrankung hinzu. 2010 zog sie dann ins Wohn- und Pflegeheim Lienz, wo sie am 11. Mai 2023 verstarb. In Tristach war sie gut vernetzt, aber mit ihrer psychischen Erkrankung änderte sich auch ihr Verhalten und viele Bekann- ten und Verwandten reduzierten bzw. beendeten zwangsläufig den Kontakt. Aber alle Betroffenen sollten (bzw. werden) wis- sen, dass ihr Verhalten allein ihrer Krankheit geschuldet war. Maria Filippi (86), † 11.5.2023

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