GZ Kartitsch Nr. 95

Seite 29 Ausgabe 95 Historisches 1847 wurden die Zollämter am Kreuzberg und in Tilliach zu strengen Kontrollen angehalten und in der Folge die Ausfuhr kurzfristig gänzlich gesperrt. Doch bereits nach der Grundentlastung im Jahr 1848 ging das Holzgeschäft im Oberpustertal verstärkt weiter. Die bereits erwähnte italienische Holzfirma Lazzeri kaufte in Tilliach und im Lesachtal große Holzbestände am Stock, ließ sie durch hiesige Holzknechte schlägern und mit Fuhrwerken über die Grenze transportieren. Nicht nachgewiesen ist, ob auch Holz von Kartitsch dabei war. 18) Soweit man den Aufzeichnungen trauen kann, mischte beim Tilliacher Holz in diesen Jahren ein weiterer Holzexpor- teur mit. Laut Dokumenten, die bis 1825 zurückreichen, errichteten die Gebrüder Zannantonio Moliner aus Dosoledo/ Comelico eine Wegverbindung von den Tilliacher Wäldern über die Porzescharte, 2.363m zur Melinalm im Val Digon, von wo die Musel zum Holzschnitt in den Venezianersägen am Digon - Bach geliefert wurden. 19) 20 Jahre später sah man wieder die Gefahr einer Überbeanspruchung der Wälder. 1870 wurde der Ertrag aus dem Holzgeschäft in den Gemeinden des Landgerichtes Sillian mit 150.200 Gulden geschätzt. 20) Ab Eröffnung der Pustertalbahn im Jahr 1871 erfolgten Muselholz - und Schnittware - Transporte mit der Eisenbahn, womit sich auch der Holz - Export - Preis nach Italien wesentlich verbesserte. In den nächsten Jahrzehnten entwickelte sich der Holzmarkt recht erfreulich, der Ertrag aus Holzverkauf verbesserte das Einkommen vieler Bauern. Vor allem in den Zwischen- kriegsjahren von 1919 bis 1939 rettete im Osttiroler Oberland anders als im Iseltal ein bescheidener Holzerlös aus dem Eigenwald manchen verschuldeten Hof vor dem Ruin. Mit der Fertigstellung der Pustertalbahn brach auch die Holzlieferung über die Tilliacher Jöcher plötzlich ab, Holz von Tilliach – je nach Holzpreis waren es jährlich bis zu 15.000 Festmeter – war nun mit Pferdeschlitten - Fuhrwerk zur Bahnstation Sillian zu liefern und bald entwickelte sich für einige Bauern von Tilliach und Kartitsch damit ein jahrzehntelanger Zusatzverdienst. Mit laufender Erhöhung des Holzeinschlags ab der vorigen Jahrhundertwende wurde auch die Pflege des Waldes verbessert und besonders seit den 1960er Jahren wird der Waldbetreuung höhere Bedeutung beigemessen. Gewandelt hat sich in den letzten etwa 150 Jahren aber auch die Holzvermark- tung. Neben italienischen Holzhändlern, die vielfach über einen hiesigen Vertrauensmann agierten, bemühten sich immer mehr hiesige Holzhändler, vorrangig aus dem Raum Sillian, aber auch im Kartitsch - Tilliachertal um den Holzmarkt und immer mehr wurde Holz in hiesigen Sägewerken verschnitten, wodurch sich die heutige Holzindustrie entwickelte. Ebenso veränderte sich die Holzschlägerung und Bringung. Waren im 19. Jahrhundert bei größeren Holzpartien nachweislich noch überwiegend Holzknechte aus dem Cadore im Einsatz, wurden diese Arbeiten vor allem ab dem ersten Weltkrieg von hiesigen Holzarbeiten übernommen. Inzwischen sind in guten Lagen moderne Holzfällmaschinen im Einsatz, in steileren Kippmast oder Seilbahnen. Der Musel - und Schnittwaretransport durch Pferdefuhrwerke vorwiegend im Winter wurde vom Traktor und LKW übernommen. Beinahe nicht vorstellbar, aber historisch belegt - Museltransporte über die Porzescharte Die neue Gattersäge des Peter Ortner in Tassenbach, 1937, später Pius Weilers Sägewerk. Ortner hatte vorher die Bodenmessnersäge in Pacht. Holzarbeit u. Bringung mit Kippmast, Herbst 2022

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