GZ Kartitsch Nr. 95

Seite 27 Ausgabe 95 Historisches Vom Tilliachertal und fallweise auch oberen Lesachtal sind Holztransporte im Winter über das Tilliacher Joch und das Winklerjoch ins Val Visdende und weiter zum Piavefluß (zum Triften) belegt, ebenso Holzlieferungen über die Porze - Scharte zu Sägebetrieben im Val Digon in Comelico. Der Weitertransport des Blochholzes ab den Karnischen Höhen blieb dabei den italienischen Holzarbeitern vorbehalten, wobei für den Holztrieb vielfach auch „ Lischen “ oder „ Loiten “ (Holzschleifbahnen) angelegt wurden. Die harte Triftarbeit musste gelernt sein und erfolgte durch eigene Fachleute im Cadore, wobei sich die Ortschaft Perarolo di Cadore am Zufluss der Boite allmählich zum Zentrum der venezianischen Holzwirtschaft entwickelte, mit Sägewerken, Tischlereien und Schnittwareverkauf. Allein von Perarolo flussabwärts bis Longarone standen im 19. Jahrhundert 18 Sägewerke, ab denen die Schnittware Richtung Venedig geflößt wurde. Holz wurde aber auch im Inland verkauft, im heutigen Osttirol vorrangig nach Kärnten und soweit es möglich war, wurde zum Holztransport der Wasserweg genutzt. So ist Holztriften auf vielen kleineren Bächen Osttirols belegt, etwa auf dem Villgratenbach oder auf der Großen Gail ab Gostenwald, 3) anzunehmen ist aber, dass auch auf der Kleinen Gail getriftet wurde. Bei kleineren Gewässern half man sich dabei mit Bachsperren bzw. Wasserstau. Flößen auf der Drau ist erstmals um 1209 nachgewiesen und noch 1934 dokumentiert. Auf der Isel ist noch 1930 eine Trift mit rund 20.000 Museln belegt. 4) Vom Iseltal und Lienzer Raum nach Venedig verkauftes Merkantilholz wurde per Fuhrwerk, vielfach mit Vorspann pustertal - aufwärts zum Holzsammelplatz Innichen geliefert. Schnittware (Bretter) musste per Achse bis Perarolo transportiert werden, der Anteil blieb jedoch bis Mitte des 19. Jahrhunderts untergeordnet. Einem amtlichen Schreiben des Gerichtes Heunfels zufolge war das Zollamt Toblach bereits 1515 mit der Einhebung von Zollgebühren für Holzausfuhr konfrontiert 5) und die „ Waldbereitung “ im Gericht Heinfels von 1547 empfahl Holzschlag und Verkauf von Holz, auch aus unserem Tal. 6) Dabei verdiente die Heinfelsische Verwaltung fleißig mit, für Verwertung im Inland war Stockgeld zu zahlen, bei Holzausfuhr zusätzlich Zoll und Maut. Die Zollstellen wechselten, genannt sind neben Toblach auch Sexten und Kreuzberg sowie ab 1610 als Nebenstelle Hocheben (Wacht) für Tilliach und ab 1791 bis zur Aufhebung der Binnenzölle (1825) Obertilliach. 7) Offensichtlich florierte der Holzexport nach Venedig, trotzdem er je nach wirtschaftlicher Konjunktur und politischen Spannungen schwankte. Venedig galt dabei immer – auch während der Jahre unter österreichischer Herrschaft – als Ausland. Fallweise sollen endlose Reihen von Holzfuhrwerken am Kreuzberg gestanden haben. Oft musste der Verkauf auch wegen Überschlägerung befristet eingeschränkt oder gänzlich eingestellt werden. Gut dokumentiert sind die jahrhunderte- langen Holzschlägerungen im Tilliacher Tal mit den Transporten über die Jöcher des Karnischen Kamms ins Cadore und weiter nach Venedig. In einem „ Lokationsvertrag “ (vom Landesfürst eingeräumte Privilegien) von 1571 wurde der heinfelsischen Tilliacher Nachbarschaft gestattet, durch acht Jahre im Dorfertal und Valmereital (auch Erlertal, heute Winklertal) Holz zu schlagen und dem venezianischen Holzhändler Francisco de Beneggo zu verkaufen. Die Musel waren taleinwärts über das Tilliacher bzw. Winkler Joch zu liefern, für Wege - und Brückenbau hatte der Käufer aufzukommen und Transport durch das Pustertal war untersagt. Holzarbeit und Lieferung wurde von Holzknechten aus den Cadore durchgeführt. Die heinfelsische Grafschaft Tirol naschte kräftig mit – Stockgeld, Zoll und Maut – ebenso die nach Heinfels zinsenden Tilliacher, die Anrasserischen (an Brixen zinsenden) Tilliacher gingen leer aus. Das führte bald zu Unfrieden. 8) Einige Jahre später, 1589 erhielt der Holzhändler Jakob Compelli das vertragliche Recht, durch 15 Jahre jährlich 2.000 „ Tschoggen “ zu fällen und auszuführen. Pro Musel waren 12 Kreuzer an Stockgeld und Zoll zu zahlen, überdies waren für Holzschlag und Lieferung bis auf die Passhöhen einheimische Bauern zu beschäftigen und ortsüblich zu entlohnen. 9) Wegen der hohen Wegbau - Kosten wurden derartige Verträge auch verlängert. (Wälsche) Holzarbeiter vom Cadore. Foto Museo Codissago Schwer beladene Holzfuhrwerke im Ampezotal, Foto Museo Codissago

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