GZ Kartitsch Nr. 95

Seite 26 Ausgabe 95 Historisches Rund ums Holz – Holzverkauf und Lieferung in früherer Zeit Das Urprodukt Holz hat die Menschheit durch die lange Entwicklungszeit begleitet. Es ist auch untrennbar mit der Siedlungsgeschichte in unserer Gegend verbunden und hat seine Bedeutung als begehrter Bau - und Brennstoff bis heute nicht verloren. Schon die Römer wussten um seinen Wert. Bereits bevor in unserer Gegend Menschen ansiedelten, zur Zeit von Kaiser Tiberius (um Christi Geburt) ist die Lieferung von feinfaserigen Lärchenstämmen aus den Alpen für den Brückenbau in der römischen Metropole belegt. 1) Das Produkt Holz und Holzbezug aus den Wäldern waren wohl auch die wichtigsten Voraussetzungen für die ersten Siedler. Neben Weideflächen und Ödland war auch genügend Wald, vermutlich Mischwald, dem sie dringend benötigtes Holz zum Hüttenbau, für Schutzbauten, für Werkzeuge, zum Heizen, Kochen und für weitere Bedürfnisse entnehmen konnten. Später, während der in unserer Gegend von der Grundherrschaft geförderten Ansiedlung bayerischer Bauern zur Errichtung von Schwaighöfen, etwa ab dem 10./11. Jahrhundert wurde den Siedlern Wald zur Holznutzung und für Weide zugeteilt. Wald erhielten daneben die Nachbarschaften bzw. Gemein, der Großteil der Waldflächen auch in unserem Tal blieb jedoch grundherr- schaftliches Eigentum. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und war in den ausgedehnten Wäldern unsere Gegend in großen Mengen zur Verfügung. Soweit der Eigenbedarf für Bau - und Zimmerleute, für Tischler, Wagner und Schmiede, für den nachbarschaftlichen Bedarf und vor allem für den Bergbau gedeckt war, bot sich daher auch der Verkauf von Holz vor allem nach Venedig an, denn Holzlieferung gegen Norden war wegen des Tauernhauptkamms nicht möglich. Pustertaler Holz war von hoher Qualität und sehr begehrt und Venedig benötigte viel Holz, für den Stadt - und Schiffsbau ebenso wie für die Holz - und Glasindustrie. Große Mengen unseres Qualitätsholzes wurden auch verschifft und an die Mittelmeerhäfen bis Konstantinopel und nach Ägypten geliefert. Seit dem frühen 16. Jahrhundert ist der Export von Holz aus den Gemein - und Heimwäldern des Gerichtes Heinfels nachgewiesen, anzunehmen ist aber, dass er schon im Mittelalter betrieben wurde. Holzverkauf erfolgte vorrangig aus fürstlichen Waldungen oder bischöflichen Besitzungen in großen Holzpartien, nur selten aus Gemeinwäldern, erst ab dem 17./18. Jahrhundert wurde dieses Privileg nur einiger Nutznießer etwas gelockert und konnten auch einzelne Bauern Holz verkaufen. Verkauft wurde von der Tirolischen Obrigkeit an venezianische Holzhändler, die für Schlägerung und Holzbringung vielfach eigene Holzknechte aus dem Cadore beauftragten. Hunderte von diesen gingen daheim ganzjährig der Holzarbeit nach. Die Wälder des Cadore konnten den enormen Holzbedarf Venedigs jedoch nicht decken. So suchten sie nördlich der Karnischen Höhen Arbeit. Sie längten das Muselholz auf 12 venezianische Fuß (4,17 m) ab, diese Länge wurde auch von Tirol übernommen und gilt noch heute als Standardlänge. Ebenso von dieser Zeitepoche stammt der Begriff „ Mehrkantilholz “ (Holz für den Markt), wie man Schnittholz für den Verkauf noch bis ins 20. Jahrhundert nannte. 2) Pustertaler Holz war geschätzt und so wie heute zählte besonders die Holzqualität des Kartitsch - Tilliachertales zu den besten in den Alpen. Geliefert wurde vor allem Fichtenholz, weniger Tanne und Zirbe, besonders begehrt war aber das Lärchenholz. Nicht selten wurde Holz am Stock gekauft und fallweise sogar der Preis nach dem Waldflächen - Ausmaß abgerechnet. Der Holztransport vom Kartitschertal erfolgte wie vom oberen Pustertal ganzjährig, vorrangig aber im Winter über den Kreuzberg oder durch das Höhlensteintal (Hayden/Ampezzo) ins Piavetal, weiter wurde auf dem Piave - Fluss getriftet, im unteren Lauf geflößt. Bei passenden Bedingungen wurde bereits auf dem Padolabach ab der Ortschaft Padola im Val Comelico getriftet, mit Einmündung in die Piave bei San Stefano. Damals wie heute - die Holzqualität des Kartitsch - Tilliachertales zählte zu den besten im Alpenraum Die noch intakte Wassersperre des Padolabaches in Comelico, Foto Klaus Dapra

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