Die Sonnseiten Nr. 74

59 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 5 Nachrufe 74 Mai 2023 Alles im Leben hat seine Zeit... Gertraud Reiter wurde am 19. Februar 1939 als Tochter von Alois Unterweger (war Bürgermeister) und Maria, geb. Mußhauser, geboren. Sie wuchs mit sechs Geschwis- tern in Thurn auf, ging dort zur Schule und half am Hof mit, wo sie gebraucht wur- de. Am 4. April 1961 war die Hochzeit mit Anton Reiter vom „Feldwabl“ in der St. Nikolaus Kirche in Thurn. Getraut wurden sie vom On- kel der Braut, Hw. Josef Muß - hauser. Das junge Ehepaar zog nach Obergaimberg auf den „Zabernighof“ und be- wirtschaftete diesen, mit viel Fleiß, im Vollerwerb. Nachei- nander kamen Gertraud, Her- mine, Anton und Edmund zur Welt, wuchsen heran und wa- ren bald eine große Hilfe am Hof. So war es ihr möglich, einen Fernkurs zum Meister der ländlichen Hauswirt- schaft erfolgreich zu absol- vieren. Durch das Nähen und Stricken der Kleidung für die eigenen Kinder bekam Gertraud die handwerkliche Fertigkeit, aus allem etwas Brauchbares zu machen. Trotz der größer werdenden Familie übernahm Gertraud von 1968-1996 (30 Jahre) die Aufgabe als Ortsbäu- erin von Gaimberg. Au- ßerdem war sie für 12 Jahre Gebietsbäuerin von Lienz/ Sonnseite und 12 Jahre Be- zirksbäuerin-Stv. von Osttirol und das auf einem Bergbau- ernhof wohnend ohne Füh- rerschein und Auto. Sie hat sich sehr für das Wohl der Bäuerinnen eingesetzt. Auf Bezirksebene waren ihre Ide- en und die Mitarbeit wertvoll und ausschlaggebend für die Durchführung verschiedener Aktivitäten z. B. die Einrich- tung eines Sozialfonds für die bäuerliche Bevölkerung, den Bauernball, das Weiter- bildungsprogramm der länd- lichen Bevölkerung usw. Die Pflege der Gemeinschaft und die menschlichen Werte wa- ren für sie vordergründig. Mit ihrem Ableben verliert die Bäuerinnen Organisation des Bezirkes einen sehr wertvol- len Menschen. Das Erhalten und Weitergeben von Kultur und Brauchtum, die Aus- und Weiterbildung der Frauen im ländlichen Raum waren ihr sehr wichtig. Sie hat viele Kurse veranstaltet. Wie viele Trachten hat Gertraud etwa genäht, damit die Bäuerinnen „onständig ungeleg sein“??? Liebe Gertraud, im Namen der vielen Bäuerinnen sage ich ein herzliches Vergelt‘s Gott für dein ehrenamtliches Wirken. Das Land hat dich dafür mit der „Verdienstme- daille des Landes Tirol“ ge- würdigt. Auch in unserer Pfarre Gra- fendorf war Gertraud durch ihre Mithilfe sehr wertvoll. Einmal war es die Erstkom- munionvorbereitung der Kinder und die Begleitung der Firmkandidaten bis zur Firmung (bis Mitte der 80er- Jahre). Sie war auch bereit, viele Jahre als Pfarrgemein- derätin (1970-1983) in der Pfarre mitzuarbeiten. Auch im Dorferneuerungs- ausschuss war sie beratend tätig. Sie hat zu den aktuellen Themen stets eindeutig und klar Stellung genommen. Wir danken ihr alle für ihren Ein- satz in unserer Gemeinde und im Bezirk! Über 49 Jahre war Gertraud Vorsteherin des Frauen- bundes Grafendorf - eine sehr lange Zeit!!! Das Weiter- bestehen des Frauenbundes Grafendorf war für sie eine besondere Herzensange- legenheit . Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott dafür. In den Sommermonaten be- treute Gertraud auf der hofei- genen Alm - am Eingang des Debanttales - die Tiere mit Geduld und Ausdauer. Die Kinder haben eigene Famili - en gegründet und Sohn Anton bewirtschaftet den Hof wei- ter. Ausflüge mit ihrem Mann Tone brachten Abwechslung und Erholung im Alltag. Be- sonders die Wallfahrten nach Maria Zell erfüllten sie mit Kraft und Freude . Nach der Goldenen Hochzeit im Jahre 2011 brachte eine schwerwie- gende Diagnose einen großen Einschnitt in ihrem Leben, den es zu bewältigen galt. Der Zusammenhalt in der Familie und die vielen sozialen Kon - takte gaben auch Trost beim Tod von ihrem Gatten Anton im Juli 2017. Zu Hause und auf der Alm hat Gertraud ger- ne Besuche empfangen - mit einem selbstumhäkelten Ta- schentuch hat sie oft DANKE gesagt. Ihr starker Glaube, ihre Groß- familie, ihre Freunde, ihr gro- ßer Bekanntenkreis und ihre geliebte Alm gaben ihr viel Kraft im Leben, besonders in der schweren Zeit ihrer Krankheit. AmAbend des 25. Jänner 2023 schloss sie in der vertrauten Stube zu Hause ihre Augen für immer. Gertraud Vergelt’s Gott für alles und ruhe in Frieden! Anna Frank Gertraud Reiter † 25.01.2023 Foto: privat Ortsbäuerin Gertraud Reiter (links) freut sich über den zweiten Trachtennähkurs in Gaimberg. Gib auch, dass ich wachend sei, Herr an deinem Tage und das Licht der Gnaden treu durch mein Leben trage. Dass ich dann fröhlich kann dir am End‘ der Zeiten, Herr, entgegenschreiten. Foto: Gottfried Wieser

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3