Die Sonnseiten Nr. 73

69 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 6 Nachrufe 73 - Jänner 23 vergangene Zeit: Schwiegertochter Andrea hat den Lebenslauf vorgetragen: Unsere Mame wurde am 31. Oktober 1936 als viertes von neun Kindern beim vlg. Idl, dem Alois Kollnig und der Maria, geb. Niedertschei- der vlg. Roder, geboren. Die Volksschule besuchte sie in Grafendorf und anschließend einen Winter lang die Haus - haltungsschule in Lienz. Sie lernte beim „Tanzer“ in Tris- tach Kochen und arbeitete danach als Köchin in Zürich. Dem „Mesner Hermann“ gefiel diese räumliche Tren - nung nicht und so beschloss er, seine Vroni wieder in die Heimat zurückzuholen. Im Dezember 1961 heirateten die beiden. In der Zeit von September 1962 bis Dezem- ber 1977 brachte die Mame neun Kinder zur Welt. Wäh- rend der Tate mit der Arbeit ausgelastet und in sehr vielen Vereinen engagiert war, orga- nisierte sie den Haushalt, die Stallarbeit und den Alltag mit den neun Kindern. Man stel- le sich einen Feiertagmorgen beim Mesner vor: Kropfn bochn, Kia melchn, dazwi- schen is Altarle aufrichten, an groußn Hofn Kakao mo - chen - wobei idealerweise die Milch nicht überkochen sollte, Kinder wecken, Mu- sikpfoate herrichten, Bischle für die Hüte braucht’s a nou, die Trachten und passende Frisuren für die Gitschn, sich selber richtn und zöpfn - und immer schafften es alle dank ihrer Umsicht pünktlich in die Kirche. Mame war sehr belesen und interessiert an Geschichte, hatte ein großes Allgemein- wissen, was sehr von Vorteil war, hat sie doch in ihrem Leben unzählige Schulauf- sätze und Hausaufgaben ih - rer Kinder geschrieben. Das Handarbeiten war ihr Hobby, leider fehlte untertags die Zeit dafür, so saß die Mame näch- telang bei der Nähmaschi- ne und hat Kleider für ihre Töchter genäht, Spitzen für die Schalkln gehäkelt oder Musikstutzen gestrickt. Ein weiteres Hobby war das Kartenspielen, oft wurde mit Tochter Liesl ausgeschnapst, wer „Milchgschirrputzn“ geht. Ihre ausgeprägte Liebe zu Tieren und zur Natur ermu- tigte sie zu sehr innovativen Betriebszweigen, so betreute sie zeitweise bis zu 300 Lege - hennen, der „Zenzeler Seppl“ hat ihr dabei viel geholfen. Weiters versuchte sie sich im Mohnanbau, bewirtschaftete ein Erdbeerackerle und hat jahrelang - damals noch sie alleine - außergewöhnlich gu- ten Schnaps gebrennt. Die Umstellung der heimi- schen Wirtschaft auf Obstbau hat sie zu 100 % unterstützt, in allen Bereichen war sie mit Selbstverständlichkeit eine große Hilfe. Während der Erntezeit lag ihre Zustän- digkeit im „Ab Hof Verkauf“ - auch diese Aufgabe bewäl- tigte sie, als ob sie nie „wos ondas“ getan hätte. Zwischendurch konnte Mame einige sehr erlebnisreiche Reisen an besondere Orte ge- nießen, so besuchte sie Rom, Assisi, Paris, London, Irland und mit Sohn Hannes „woa sie goa in Israel“. Sie war immer besorgt um ihre große Familie, die Tiere, ihr Gartl und die Blumen, dass alles recht gut gedeiht und wächst und olle gschoffn und zsom - meholtn. Gestorben daheim im Kreise ihrer Familie am 28. Dezem- ber, dem „Tag der unschuldi- gen Kinder“, vielleicht des- halb, weil sie immer zu den Kindern und den Schwäche- ren geholfen hat. Der besondere Dank der Kin- der gilt Lena für die liebevol- le Pflege und Vroni für die umsichtige Betreuung. Gott gab uns unsere Mame als reichliches Glück, wir legen sie nun still in seine Hände zurück. Hannes, Franz, Friedl Hermann, Andreas (hinten v.l.); Vroni, Elisabeth, Mame, Traudl, Maridl (vorne v.l.). Vroni und Hermann am 01.01.2002. Ein beachtenswertes Detail zum Ableben der Untermes- nerleute: Papst Johannes Paul II verstarb am 2. April 2005; Hermann Webhofer folgte ihm am 20. April 2005. Am 19. April 2005 wurde Joseph Ratzinger zum Papst Be - nedikt XVI gewählt; er verstarb am 31. Jänner 2022, dem Begräbnistag von Veronika Webhofer. Ein Schluss daraus? „Päpste brauchen Mesnerleut‘ “! Kardinal Joseph Ratzinger - der spätere Papst Benedikt XVI - beim Begräbnis von Weihbischof Matthias Defreg- ger in Amlach am 29. Juli 1995. Die Sargträger waren aus der Fam. Holzer „Grondl“, dem Heimathof von Veronikas Schwiegertochter Magdalena. Foto: Alois Micheler

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3