Die Sonnseiten Nr. 73

41 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 4 Chronik 73 - Jänner 23 Vom „Bod‘n schpüln“ zur modernen Raumpflege Schulhausreinigung im Wandel der Zeit Dieses Thema scheint seit Bestehen der Schulpflicht für die jeweilige Gemeindever- tretung immer schon etwas an Brisanz gehabt zu haben. Interessant dazu ist ein Aus- zug aus dem Gaimberger Ge- meindebuch, mit dem ich in diesen Einblick starte: Geme i nd e r a t s b e s c h l u s s vom 27. Oktober 1934: Die „gänzlich neu gefrischte Wohnung“ für den Lehrer Stark bei seinem Amtsantrit- te wird erwähnt und dass er den Garten um das Schulhaus mit den Obstbäumen bis auf die Unterkircher - Anteile voll und ganz benützen kann, „wofür er uns während der Winterschulzeit die Post an die Bergkinder verteilen und an die Empfänger zuschicken und auch die tägliche Rei- nigung und Einheizung des Schulzimmers besorgen muss. Jedoch ist die jährliche Reini- gung nicht inbegriffen.“ Was diese „jährliche Rei- nigung“ betrifft, gibt es wertvolle Erzählungen aus früheren Zeiten, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Ich hörte gerne zu, wenn mei- ne Großtante Anna Hinter - steiner, die „Freimanntant“, sich mit ihren sonntäglichen „Hoagascht-Freundinnen“ dem gängigen Dorftratsch hingegeben hat. Dabei kam man ja auf allerhand Themen, so auch auf Begebenheiten aus ihren frühen Jahren als Schulkinder in der „Obern Schule“. Die Schulzeit der Großtante (*1885) spielte sich nur in der „Obern Schu- le“ - dem Mesnerhaus - ab. Die „Untere Schule“ (heute Gemeindehaus) entstand erst in den Jahren 1910 bis 1912. Wie es damals überhaupt üb- lich war, „Zu allen Heiligen Zeiten“ (imwahrsten Sinn des Wortes - das hatte einen reli- giösen Hintergrund), Besen und Bürsten in Haus, Hof und Feldern zu schwingen, so galt dies auch für öffentliche Ge - bäude. Dazu wären die grö- ßeren Bauern (mit Schulkin- dern) verpflichtet gewesen, eine „Dian“ (=Magd) zum Böden spülen abzustellen. Es gab dazu auch begnadete „Asche-Laugenherstellerin- nen“ und Schmierseife-Ex- pertinnen! Im Großen und Ganzen hätte das auch funk- tioniert. Manchmal seien dazu auch Tagelöhnerinnen von der Stadt gekommen, die auch in Kirche, Friedhof und Kirchplatzl für relative Sauberkeit sorgten. Beson- ders „im Langes“ - vor Os- tern - sei es „rund gegangen“. Darüber war nicht nur der Vorsteher (Josef Krautgasser war ihr in Erinnerung) sehr froh, sondern auch die Pfarrer Peter Paul Messner und Franz de Paula Mair. Dieser hätte großzügig in Naturalien ent- lohnt. Gehörte das damalige Schulgebäude ja der Pfarre Grafendorf. Diese „Putzregelung“ galt dann wohl auch noch eini- ge Zeit für das neuerbau- te Schulhaus - die „Unte- re Schule“ - worüber dann schon die „Freimann Ann“ (Anna Edlinger *1900) er - zählen konnte. Sie besuch- te vier Jahre die „Obere“ und vier Jahre die „Untere“ Schule; (die Bezeichnungen sind geographisch zu sehen!) Der „Lehrer Lercher“ hätte vor allem auf ein „Sauberes Häusl“ (=Plumpsklo) großen Wert gelegt und manchmal zu Eigeninitiative gegriffen, indem er „ausg’schulten Gitsch’n“ einige „Kreuzer aus dem eigenen Sack“ gegeben hätte, wofür die „Gitsch’n“ dann kleinere, aber öfter Rei- nigungsarbeiten verrichteten. So behalf man sich wohl bis zum eingangs erwähnten Ge- meinderatsbeschluss. Aus Erzählungen mei- ner Mutter Anna Duregger (*1923) weiß ich, dass unter Pfarrer Josef Koller (1931- 1946) dessen Haushälterin Rosina Feichter eine gesuchte und geschätzte Reinigungs- kraft war, die bei der jähr- lichen Generalreinigung in Kirche und Schulgebäuden zum Einsatz kam und auch das Oberkommando gehabt hätte. Da wären alle verfüg- baren Waschkessel im Dorf „hochgefahren“ worden, man hätte schon beim mor- gendlichen Messebesuch die Dampfschwaden gesehen, Kernseife „g’schmeckt“ und das Scheppern der Emailei- mer vernommen. Allerdings gab es in den Schuljahren meiner Mutter (1930-1938) schon regelmäßige „Putz- aushilfen“, die auch für das Beheizen der Schulzimmer herangezogen wurden. (Bis Anfang der 30er Jahre muss- ten die größeren Schulbuben Holzscheiter von daheim mit- bringen, wenn der jährliche Holzvorrat bereits im Febru- ar erschöpft war). Im Lau- fe der nächsten Jahrzehnte wurde das „Schulaufräumen“ wohl endgültig ein „Job“, es dürften dann auch immer wie- der Quartierleut‘ vom „Un- termesner“ mit der täglichen Reinigung der Schulklassen betraut gewesen sein, ich erinnere mich z. B. noch an Genoveva und Ludwig Ber- ger. In den frühen 60er Jahren war u.a. die „Schuster Loise“ ein Begriff, die vor allem mit den „Untermesner Gitschen“ im Umfeld der Lehrerfami- lie Altstätter tätig war, man erfuhr allerdings immer Un- terstützung durch „Putzkol- leginnen“, wenn „Not an der Frau“ herrschte. Der Wohnort in der Nähe der Schulgebäu- de erwies sich natürlich als vorteilhaft, es kamen vor- wiegend „Grafendorfer Frau- en“ - wie die Amraser Nanne oder die Vallazza Adelheid - zum Einsatz. Der Umzug in das Neue Schulhaus 1969 mit den gesamten „logisti- schen Erfordernissen“ fiel der „Nanne“ zu, es war eine gro- ße Aufgabe, die überraschend gut gemeistert wurde. Die regelmäßige Arbeit dort ent- wickelte sich jedoch nicht so nach Nannes Vorstellungen, so dass sich die Frage nach einer Nachfolgerin stellte. Blick auf beide Schulhäuser in Gaimberg (ca. 1925). Foto: Ortschronik

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