Die Sonnseiten Nr. 73

40 0 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Chronik ie S i u er 73 - Jänner 23 Zum Fest des Patrons sollte die Kapelle feierlich einge- weiht werden. Ich hatte den Dekan in den Sommerwochen reichlich mit Kapellensorgen bemüht und mir bleibt unver- gessen, wie ich dann eines Abends zu ihm in den Lien- zer Vatikan kam. Der geist- liche Onkel war gerade mit der Fertigstellung des Pfarr- blattes beschäftigt, knapp vor seinem Urlaub, den Kopf voll von Terminen. Da stand ich vor seinem Schreibtisch und sagte sehr bestimmt und for- dernd: „Am 29. September müssen wir die Michaelska- pelle einweihen!“ Dem Dekan dürfte mein Auf- treten gegen den Strich gebür- stet haben. Weiter an seinem Konzept arbeitend sagte er in seiner entwaffnenden Ruhe: „Ja, ja, weiht sie nur ein, du und die Frau Popeller.“ In der folgenden Unterhaltung habe ich mich dann besser benommen und die festliche Einweihung durch den Ge- neralvikar Michael Weißkopf - ein Michael und ein Osttiro- ler zugleich - war rasch ein- vernehmlich festgelegt. Jener erste Patroziniumstag auf dem Zettersfeld bleibt mir unvergessen. Die Geist- lichkeit, der Generalvikar aus Innsbruck, der Dekan und der Pfarrer von Gaimberg, die Helfer und Spender, die vielen jugendlichen Hilfsar - beiter, Bauersleute aus Gaim- berg und Thurn und viele Zettersfeldfreunde aus Lienz. Die Kapelle fasste die Besu- cher nicht. Der Madrigalchor, geleitet von Prof. Arthur Gutwenger, sang eine Choralmesse und der Prediger wünschte der Kapelle und damit dem Seel- sorger von Gaimberg, dass die symbolisch ausgreifenden Mauerflügel eine Einladung an alle Bewohner und Gäste des Zettersfeldes seien, auf diesem Freizeitberg oberhalb Lienz bei stillem Besuch und gemeinsamer Messfeier eine Begegnung mit ihrem Herr - gott und mit gutgesinnten Mitmenschen zu finden. Dieser Einweihungswunsch hat sich in den 30 Jahren seither auffallend erfüllt. Die „Zettersfeldkuraten“, die er- sten Jahre Prof. Girardelli, dann Pfarrer Jeller, haben sich mit viel Einsatz und Freude um die Sonntagsgottesdienste während der Wintersaison be- müht. Im Sommer taten dies Gruppen begleitende Geistli- che und urlaubende Priester. Die Kapelle fasste nicht sel- ten kaum die Besucher. Der kleine Kirchplatz wurde auch ein Treffpunkt von Bekannten aus der Weite der „Alm“, wie die Lienzer das Zettersfeld einst hießen. Und im Jugend- heim saß dann Jung und Alt um den „Pfarrer“ bei einem heißen Tee. Das Patrozinium zu Sommersaisonschluss hat sich inzwischen in Gaimberg und Thurn als Zettersfeldfei- ertag eingebürgert. Als mit der Erkrankung und dem Tod Pfarrer Jellers auch das Zettersfeld seinen „Ku- raten“ verlor, übernahm Re- dakteur Peter Duregger voll die Betreuung der Michaels- kapelle. Dies schloss auch die Vorbereitung und Leitung von Wortgottesdiensten, wenn kein Priester zur Verfügung stand, mit ein. Er tat dies, wie alles in seinem arbeitsreichen Leben, mit Freude und Hin - gebung. Dass Peter vor einem Jahr in dieser seiner Kirche durch einen Herzinfarkt von Gott abberufen wurde, ist für mich als gläubigen Menschen kein Zufall. Das kleine Jubiläum ist An- lass, allen Landsleuten zu danken, die durch ihre Mit- arbeit und durch großzügige und kleine Spenden den Bau der Kapelle vor 30 Jahren er - möglicht haben. Nachsatz: Dekan Alois Buda- mair ist der eigentliche Ka- pellenstifter. Das Kirchlein hat ihm viel bedeutet und er hat es Sommer für Sommer besucht. An Bargeld dürfte er insgesamt 200.000 S ausge- geben haben, die nur zum Teil durch Barspenden abgedeckt waren. Das Michaelsgemälde am Turmaufbau wurde 1975 von Prof. Emmerich Kerle angebracht. Das Spendenergebnis als Kranzablöse zum Tode von Pfr. Leonhard Wiedemayr 1959. Dekan Msgr. Alois Budamair † 16. August 1971 Fotos: Ortschronik

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