Die Sonnseiten Nr. 73

16 16 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Allgemein i i n u er 73 - Jänner 23 Der Franziszeische Kataster Teil 2 - Obergaimberg von Mag. Wolfgang Schneeberger 1859 wurde Obergaimberg mit der Enklave (!) Unter- gaimberg genau vermessen (in ganz Tirol 1855-1861). Die Erfassung der Daten erfolgte ein Jahr später in Schwaz (siehe Sonnseiten Nr. 72). Schon vorher war als Steuerquelle für den Staat der Maria-Theresianische Kataster seit 1784 in Kraft, ihm fehlten aber Vermes- sung und Kartierung. Daher gab Kaiser Franz I. mit dem Grundsteuerpatent vom De- zember 1817 den Auftrag, das gesamte Kaiserreich nach wissenschaftlichen Grundla- gen neu zu vermessen. Eine Arbeit für knapp 45 Jahre! Das Ergebnis war der Fran- ziszeische Kataster , die Basis für das heute verwen- dete Grundbuch. Sämtliche Katastermappen sind im Maßstab 1:2880 angelegt und im Katastralmappenar- chiv des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV) archiviert. 1859: ein Blick in die damalige Zeit: - der Bau des Suezkanals be- ginnt; - Gründung der Südbahnge- sellschaft (heute ÖBB); - erste Erdölbohrungen in Pennsylvania (USA); - Missernten und Hungers - nöte in weiten Teilen Öster- reichs, schlechte wirtschaftli- che Lage in Tirol; - Krieg zwischen dem Kai- sertum Österreich und dem Königreich Sardinien- Piemont bzw. Frankreich um die italienischen Besitztümer der Habsburger; - verbreitete Migrationswelle: so mancher Tiroler wanderte nach Südamerika aus (Espiri- to Santo in Brasilien und Po- zuzo in Peru); - die Gemeinde Gaimberg zählte im Jahr 1869 393 EinwohnerInnen (für 1859 fehlen die Zahlen); - die Matriken der Pfarre Grafendorf weisen für 1859 13 Geburten (9 Mädchen und 4 Buben) und 9 Todesfälle aus (solche Geburtenzahlen waren damals die Regel; vie - le Ältere von uns sind in einer großen Verwandtschaft auf- gewachsen; ein Extremfall im Iseltal: „wir sind 22!“). Sehen wir uns nun Ober- gaimberg genauer an. Das Hausnummernverzeichnis von 1859 zeigt auf 47 Bau- parzellen und 430 Grundpar - zellen folgendes Bild: Besitzer der Fläche der KG Obergaimberg von 440,59 ha waren nicht nur diese in der Tabelle angeführten Ei- gentümer, sondern auch fünf- zehn Bauern aus Untergaim- berg, einer aus Obernußdorf, sieben aus Thurn, drei aus Patriasdorf und zwei aus Li- enz. Fünf Bauern verfügten alleine in Obergaimberg über jeweils mehr als ca. dreißig ha an Fläche (Freimann, Za- bernig, Kollnig, Oberegger, Roracher). Daneben bewirt- schafteten aber auch drei Höfe weniger als fünf ha. Werfen wir nun einen Blick auf die Urmappe aus 1859 ( Abb. 1 ). Hier sieht man die Darstellung der Höfe Freimann (BP 34) mit den Grundparzellen 319 und 320, Oberegger (30) mit Gp. 334, Unteregger (31) mit Gp. 331 und 333, Ochsner (29) mit dem Gemüsegarten auf Gp. 335. Eigentümerin der Gp. 332 ist die Gemeinde. Die Haus-Nr. Grundbesitzer / Anmerkung 0 Pfarre / Kirche 1 Gemeinde / Schulhaus 2 Pfarre / Widum 3 Kalser Peter, Trattner 4 Jessacher Bartlmä, Schuster 5 Jessacher Bartlmä, Fotz 6 Neuhuber Johann, Zenzeller 7 Steiner Johann, Wachtlechner 8 Schuster Balthasar, Maierl 9 Unteregger Josef, Santner 10 Idl Josef, Freimann (Freimer) 11 Idl Josef Erben, Untereggergut 12 Oberegger Michl, Oberegger 13 Gemeinde / Ochsnergütl 14 Wurnitsch Franz, Schneidergütl 15 Islitzer Tobias, Kleinploier 16 Müller Josef, Großploier 16a Müller Josef, Großploier 17 Roracher Sebastian, Gaber 18 Idl Simon, Franzl 19 Idl Peter, Roracher 20 Oberbichler Johann, Zabernig 21 Kollnig Johann Verlassenschaft, Kollnig 22 Kollnig Peter, Tscharnig 23 Tscharnig Johann, Untertscharnig 24 Zeiner Martin, Ebner Abb. 1 - Urmappe aus 1859.

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