Achse Nr. 267

kam es zu mir und stellte sich vor, ich war sehr erfreut. Sie hieß Erika und kannte sich in Innsbruck gut aus. Nach der Anmeldung zerstreuten sich alle in verschiedenen Richtungen, ich ging mit meinem Onkel zu ihm heim. Am nächsten Tag fand die Prüfung statt. Onkel Anton fragte: „Findest du zur Schule?“ „Ja, ich kann allein dorthin“, antwortete ich tapfer. Leider hatte ich nur eine vage Vorstellung, wie ich hin- finden sollte. Ein riesengroßes, rotes Postgebäude, ein langgezogenes Objekt mit zahllosen Fenstern, ein paar Geschäfte hatte ich im Kopf, ich wusste aber nicht, in welche Richtung ich mich wenden sollte. Verzweifelt stand ich auf dem Gehsteig und schaute herum. Plötz- lich erblickte ich auf der anderen Stra- ßenseite das Mädchen mit den Zöpfen. Gott sei Dank! Ich war gerettet. Erika begrüßte mich freudig, ich konnte mit ihr zur Prüfung gehen. Im Zeichensaal wurden wir aufgerufen, bekamen einen Platz zugewiesen und wir machten unse- re Aufgaben. Nach der Fertigstellung der schriftlichen Arbeiten wurden diese abgesammelt und das Warten begann. Es dauerte ewig lang, bis der Herr Direktor in den Saal trat. Es war mäu- schenstill, man hätte sprichwörtlich eine Stecknadel fallen gehört. Nach dem Alphabet rief er die Namen der aufge- nommenen Mädchen auf. Die Freude, als ich meinen Namen hörte, ist unbe- schreiblich! Ich war überglücklich, man kann sagen, selig. Das Zopfmädchen hatte auch bestanden. Es begleitete mich, wir hatten uns viel zu erzählen. Am nächsten Tag machten Frieda aus Leisach, ihr Vater und ich eine Dankes- wallfahrt zur hl. Theresia auf die Hun- gerburg. Danach traten wir die Heimreise an. Konrad Lukasser gesellte sich zu uns. Zufrieden mit Gott und der Welt saßen wir beisammen im Zug, nicht ahnend, was uns in den nächsten Nachkriegsjah- ren erwartete. Thal, am 22. April 2023 Sigrit Trost Seite 27 05/2023 Der Bienenschwarm Es waren einmal Bienen In einem Bienenhaus. Gar viele mussten dienen Undflogen ein und aus. Sie flogen zu den Weiden Und zum Marillenbaum Und kündeten von beiden Wie von einem Traum. Das Volk, das wurde größer, Die Zeit, die rann dahin Und manche wurden böser Mit ihrer Königin. Nun war die Zeit gekommen Zu ziehen und zu flieh’n, Viel Volk ist mitgekommen Mit ihrer Königin. Der Schwarm flog über Weiclen Und über Wälder hin. Wo sollten sie jetzt bleiben Mit ihrer Königin? Sie fandenzwischen den Bäumen Ein schmales, feines Loch. In diesen Zwischenräumen Das ganze Volk verkroch. Die Damen, wie natürlich, Begannen hier sofort Bewohnbar und gebührlich Zu richten diesen Ort. Sie fabrizierten Waben Und füllten sie sogleich Mit allerbesten Gaben Und Brut fürs neue Reich. Der Mensch wollt” nicht verstehen Was Bienen angenehm, Sie mussten wieder gehen, Obwohl es war bequem. Aus: „Der Jahresbogen“ Josef Fuchs, Verlag Johannes Heyn, 2006

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