Thurner Blattl Nr. 45

Seite 44 A LLGEMEIN Das Lawinentraining „3! Winter Life Camp“ von Bergrettung, Bergfüh- rern und Alpinpolizei sensibilisiert seit 13 Jahren Jugendliche in Ostti- rol für die Gefahren abseits der prä- parierten Skipisten und vermittelt handlungsorientiert Wissen über Pistenregeln, Schneeverhältnisse, Kameradenrettung und Erste Hilfe. „Vor 13 Jahren haben uns besorgte Eltern angesprochen, weil ihre Kinder abseits der gesicherten Pisten Fun und Action suchen, aber sich der Gefahren zu wenig bewusst sind“, erzählt Martin Rainer, Bergführer und Obmann des Alpinkompetenzzentrums. Die Folgen sind oft fatal. Das Projekt „3! Winter Life Camp“ des Austria Alpinkompe- tenzzentrums Osttirol setzt deshalb auf Prävention. Workshops an Schulen und im Schigebiet Bergrettung, Bergführer und Alpinpo- lizei entwickelten ein eintägiges Si- cherheitscamp. Teilnehmer sind alle Osttiroler Jugendlichen der siebten Schulstufen. „Wir rannten bei den Di- rektorinnen offene Türen ein. Mittler- weile sind alle Osttiroler Mittelschulen und das Gymnasium dabei und wir er- reichen flächendeckend jährlich an die 550 Schülerinnen und Schüler“, betont der Obmann des Vereins. Lawinentraining für Jugendliche - ein Gespür für Schnee Vorbildhafte schulische Veranstal- tung in Osttirol Nach einer kurzen Theorieeinheit über Pistenregeln und jugendgerechte Schnee- und Lawinenkunde wird der Klassenraum ins alpine Gelände (Schi- gebiet) verlegt. „Ob mit Ski, Snowboard oder Schneeschuhen, alle kommen mit in den Schnee“, beschreiben Franz Holzer und Toni Riepler, die Master- minds des Projektes, den Ablauf. Auf der Piste machen sie klar, dass jede und jeder Verantwortung trägt. „Wir besprechen, wie man bei einem Un- fall die Piste absperrt und einen Notruf absetzt“, sagt Holzer. Dem Schulungs- team ist es ein Anliegen, dass Jugend- liche, sobald sie selbst entscheiden, gute Entscheidungen treffen. Dabei setzen sie auf den partnerschaftlichen Dialog mit „Aug-in-Aug-Gesprächen und Beispielen aus der Praxis. „Wenn man sich gegenübersteht, weiß man, ob man die Jugendlichen erreicht“, ist Toni Riepler überzeugt. „Alpine Grundschulung Winter“ Die Jugendlichen setzen sich mit pra- xisnaher Schnee- und Lawinenkunde auseinander und lernen zum Beispiel, wie sie mit den im Lawinenlagebericht genannten Gefahrenstufen und Lawi- nenproblemen richtig umgehen und was das im Gelände bedeutet. Die Vorträge sind jugendgerecht auf- bereitet und sollen mit plakativen Ele- menten und einprägsamen Bildern wichtigeBotschaften transportieren. So wurden Bilder mit leicht transparenten Motiven, z.B. „Schlangen“, unterlegt, um die Gefahrenzeichen „Windmu- ster“ im Schnee zu prägen. Markige Sprüche und bildhafte Sprache sind ein weiters Mittel, um Warnungen dau- erhaft zu vermitteln. Ein Beispiel: Wind ist der Baumeister der Lawinen . „Wenn am Morgen schon die Windfahnen von den Gipfeln we- hen, dann ist es sicher sehr gefährlich, kalt und macht vermutlich auch keinen Spaß. Der Berg schreit förmlich: Heute bin ich gefährlich, bleibt weg!“, mahnt Bergführer Franz Holzer. Es beeindruckt, wenn man sich vor Au- gen führt, dass 1 m³ komprimierter La - winenschnee um die 500 kg wiegt und die Schneemassen einer 70 m langen 10 m breiten und 1,5 m tiefen Lawine 525 Tonnen wiegen. „So viel wie 200 Autos“, setzt Peter Ladstätter nach. Schließlich lernen die Jugendlichen auch, dass Erste Hilfe ganz einfach mit ansprechen und einem kurzen Lage- Gefahrencheck beginnt. Im Großteil der Fälle kann die Situation des Ver- unfallten schon mit einfachen Hand- griffen, „Schibindung öffnen“ oder aus dem „Tiefschnee helfen“, verbessert werden. Bei den gestellten Aufgaben im Schigebiet trainieren wir natürlich die gesamte Erste Hilfe mit Absiche- Infobox: 3! Winter Life Camp • Projekt für alle Osttiroler 3. Klas- sen Mittelschule und Gymnasium • mit 3 alpinen Organisationen : Bergrettung, Bergführer, Alpinpoli- zei • 3 Schwerpunkte : Schnee- und Lawinenkunde, Pistenregeln und Verhalten bei Unfällen, Erste Hilfe • Lawinenwarnstufe 3 ist für den Mensch gesehen, die höchste Stufe • In Tiefschneehängen ab einer Nei- gung von 30 Grad beginnt Lawi- nengelände Aufklärung und Sensibilisierung.

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