GZ Kartitsch Nr. 94

Seite 32 Ausgabe 94 Historisches Während Besitz und Erwerb von Wald durch viele Jahrhunderte bis in die jüngere Zeit nur Bauern für ihren Hof (Hofstätte) vorbehalten war, kann in Tirol heute jedermann Wald erwerben. Neben dem Holzbezug aus unserem Wald und seiner Schutzfunktion hat man inzwischen die Vielseitigkeit des Waldes als Lebensraum für Getier und Insekten aller Art, für Pflanzen, Beere und Pilze erkannt und kennt seine Bedeutung zum Ausgleich für Klima und Wasserhaushalt, als Garant eines geordneten Ökosystems, als Schatten - und Frischluftspender zur Verbesserung der Luftqualität. Wald ist unser Wasserspeicher und schützt vor Naturgewalten wie Lawinen und Muren. Der Wald stärkt unser Immunsystem, fördert die Gesundheit und ist zu einem beliebten und immer mehr genutzten Erholungs - Eldorado geworden. So trägt er wesentlich zur Volksgesundheit bei. Von dieser Wertschöpfung profitieren alle. Mösern) an 21 Bauern der Nachbar- schaft Messensee in Strassen abgetreten wurde, zeigt, dass Weidenutzung wichtig war und demgegenüber Waldnutzungsrechte geringer bewertet wurden. * 14) Waldteilungen erfolgen fallweise auch noch heute. Ähnlich wie in vielen Gemeinden des Pustertales wurden in Kartitsch die allermeisten geteilten Waldflächen vermarkt und dem jeweiligen Hof nicht nur zur Nutzung, sondern in sein Eigentum überlassen. Unbeschadet des landesfürstlichen Eigentums konnte Wald auch verkauft, ersteigert oder vererbt werden, der Bauer konnte verfügen, wenngleich er dafür sein Zehent abliefern musste. Erst mit dem Grundentlastungsgesetz von 1849 wurden die grundherrschaftli- chen Rechte aufgehoben, die Tiroler Bauern waren frei und der Teilwald vermeintlich im Alleinbesitz des Hofes. In der Folge wurde zwischen 1855 und 1861 der Franziszeische Kataster, auch Katastralmappe (Urmappe) angelegt. Dabei wurden in Kartitsch wie in vielen Gemeinden Osttirols die laut Teillibellen bzw. Waldkarten ausgewiesenen Teilwälder mit Parzellen - Nummern bezeichnet und in die ab 1870 erstellten Grundbesitzbögen mit dem jeweiligen Eigentümer eingetragen, wonach in Hinkunft die Waldgrundsteuer berechnet wurde. Als bei der Errichtung des Grundbuches (in Osttirol ab 1899) die Grundbuchbe- hörde die Rechtauffassung vertrat, die Privatwälder seien bei der Grundentlas- tung 1847/1849 vom Landesfürsten den Gemeinden geschenkt worden und den Bauern sei lediglich ein Nutzungsrecht einzuräumen, entstand ein zehn Jahre dauernder „ Teilwälderstreit “, der erst 1910 mit einem Kompromiss endete: Über Antrag der jeweiligen Gemeinde wurde der Privatbesitz der Teilwälder anerkannt und der Allgemeinheit ein Nutzungsrecht für Weide und Baumaterialbezug eingeräumt. * 15) In Kartitsch bestehen ungefähr 48 % der Gesamt - Gemeindefläche (5.890 ha) aus Wald. Siehe Tabelle) Die Waldflächen des ehemaligen Gerichtsbezirkes Sillian (bis 1919) betrugen 22.570 ha. Die heutige Waldfläche Osttirols beträgt rund 68.000 ha und damit etwa ein Drittel der Gesamtfläche. Rund 79 % sind als Schutzwald eingestuft. Auszug aus der Urmappe, 1859 (Franziszeischer Kataster). Der dunkelgraue Teil ist Wald Gemeinde Gesamtwald - Fläche Gemeinde - Wald Bi. Mensa Brixen Agrargem. - Fläche Privatwald - Fläche Kartitsch 2.800 ha 180 ha ------ 282 ha 2.338 ha Obertilliach 2.636 ha 278 ha 321 ha 273 ha 1.764 ha Untertilliach 2.013 ha 239 ha 411 ha 439 ha 924 ha Tiroler Gailtal Gesamt 7.449 ha 697 ha 732 ha 994 ha 5.026 ha Unser Wald heute Nachstehende Tabelle zeigt die derzeitige Aufteilung der Waldflächen im heutigen Tiroler Gailtal: Ausschnitt aus dem alten Mappenblatt v. 1881 (Sulzenbach - Innerland)

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