GZ Kartitsch Nr. 94

Seite 22 Ausgabe 94 Der Jänner hatte es heuer wettertechnisch in sich: Zu Beginn wenig Schnee und überdurchschnittliches Warmwetter und dann Neuschneefälle, starke Winde und darauffolgendes Schönwetter. Eine gefährliche Kombination in den Bergen, die zu zahlreichen Bergrettungseinsätzen der Ortsstelle Obertilliach führten. Am 02.01.2023 wurden wir zu einem Eiskletterunfall im Leitnertal gerufen. Betroffen waren fünf Personen, von denen drei Personen schwer verletzt durch den Rettungshubschrauber geborgen wurden. Zwei Personen waren unverletzt. Nach Zwischenlandung und Erstversorgung beim Biathlonzentrum wurden die Schwerverletzten von weiteren Rettungshubschraubern übernommen und in verschiedene Spitäler geflogen. Mit dem Polizeihubschrauber standen bei diesem Unfall fünf Hubschrauber im Einsatz. Besonders herausfordernd war der Lawineneinsatz am 25.01.2023: Die Bergrettungsortsstelle wurde um 12:17 Uhr von der Leitstelle Tirol zu einem Lawineneinsatz im Hollbruckertal oberhalb vom Ochsenboden im Bereich Beil/Widerschwing alarmiert. Aufgrund der Lagemeldung (zwei verschüttete und zzwei weitere Personen im Gefahrenbereich) wurden von der Leitstelle Tirol zusätzlich die Suchhunde- staffel Osttirol, die Bergrettungsortsstelle Sillian, der Notarzthubschrauber C7 und Martin vier sowie der Polizeihubschrauber mitalarmiert. Nach Eintreffen der Rettungskräfte am Lawinenke- gel ergab sich folgendes Bild: Die erste Lawine erfasste eine Person der Dreiergruppe sowie die Einzelperson. Bergrettung Beide Personen wurden komplett verschüttet. Sekundär löste sich rechts der ersten Lawine eine weitere Lawine. Dadurch vergrößerte sich nochmals die Verschüttungstiefe der beiden Personen. Durch rasche Kameradenrettung konnte die Person der Dreiergruppe innerhalb kurzer Zeit geborgen werden. Sie war ansprechbar. Von der zweiten verschütteten Person konnte am Lawinenkegel kein LVS - und auch kein Recco - Signal geortet werden. Somit musste zur aufwändigen und zeitintensiven Sondierung übergegangen werden. Erst vier Stunden nach dem Lawinenabgang konnte die zweite verschüttete Person mittels Sonde lokalisiert und geborgen werden. Unter Reanimation wurde die Person in die Innsbrucker Klinik geflogen, wo sie noch am selben Tag verstarb. Extrem erschwert wurde der Einsatz durch die wechselnde Nebelsituation im Talbereich. Der Landeplatz für die Hubschrauber musste immer wieder verlegt werden. Schlussendlich mussten die Hubschrauber auf dem Dorfberg landen, da der Talboden aufgrund des Nebels nicht mehr erreichbar war.

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