Koflkurier Nr. 53

8 Das Schaf März 2023 Dolly 1996 kam „Dolly“, das erste ge- klonte Säugetier zur Welt. Wissen- schaftlern war es gelungen, aus einer Euterzelle mit Manipulation ein genglei- ches Tier zu produzieren. Dolly wurde sechs Jahre alt. Die Bibel Die Bibel strotzt nur so von Schaf- und Lammgeschichten. Hunderte Male wird von Lämmern, Schafen und Wid- dern erzählt. Kaum hatte Gott die Welt erschaffen, gibt es einen Hinweis auf ein Lamm. Abel opferte ein Lamm, Kain op- ferte Garben. Jahrzehnte, Jahrhunderte später wird Abraham auf seine Treue geprüft. Es ist die Geschichte, die alle Mütter mit Schaudern hören. Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern. Als er die Opferstelle erreicht hatte, wies Gott auf einen Widder als Ersatzopfer hin, der sich in Dornen verfangen hatte. Die „Posaunen“, die die Mauern von Jericho, der ältesten Stadt der Welt, zum Einsturz brachten, waren Widderhörner, auch Schofar genannt. Sie werden in der jüdischen Tradition auch heute noch geblasen. Vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten gibt der Herr Moses und Aa- ron ganz genaue Vorschriften, wie das Paschamahl gefeiert werden muss. Ein einjähriges, fehlerfreies, männliches Lamm soll geschlachtet und gegessen werden. Bis heute feiern die Juden Pa- scha als Erinnerung an die Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft. Den Beginn unserer Zeitrechnung markieren auch Schafherden. Ochs und Esel waren zwar im Stall von Bethlehem live dabei, sie wussten aber erst nicht, dass es sich beim Neugeborenen um das göttliche Kind handelt. Die Schafe auf den Hirtenfeldern hatten die Bot- schaft der Engel gemeinsam mit ihren Hirten als Erste vernommen. An vielen Stellen vom Prophet Jesa- ja bis Johannes dem Täufer wird Jesus als das Lamm Gottes genannt. Vor der Kommunion wird die konsekrierte Hos- tie, der Leib Christi, auch als Lamm Gottes bezeichnet. Jesus erzählt die Geschichte vom „Guten Hirten“. Dieser lässt die 99 Schafe zurück, um das eine verspreng- te zu suchen und zur Herde zurückzu- bringen. Zu allen Zeiten tröstlich für alle verlorenen Schafe: Sie werden nicht aufgegeben, sie werden gesucht. Als Jesus Petrus mit seiner Nach- folge betraut, sagt er nicht: „Schau auf meine Leute!“ Er sagt: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!“ In der Vision des messianischen Reiches sagt Jesaja: „Da wohnt der Wolf beim Lamm.“ Davon können Schafhirten heute nur träumen. Burgl Kofler Herzlichen Dank für Fotos und In- formationen an: Mene Aßmayr, Gisela Bachmann, Lorenz Oberhuber, Thomas Amort, Hansl Klocker, Roman Hainzer, Norbert Joast und Lorenz Wendlinger. I n früherer Zeit war auch die Schafhaltung noch von Wichtig- keit. Diese weidete man als erstes „in den Stauden“, anschließen in Richtung „zum Kofel“, weiter „im Bärnbad“, dann hinein „in den Auerling” und ab dem Fest Peter und Paul zurück bis ins „Laserz”. Die Beaufsichtigung der Schafe besorgte der bestellte Schafhir- te, der seine Unterkunft in den Hütten im “Ober-Roßboden”, im „Alpl” und im Schaferhüttl im hinteren „Innstein” fand. Ab dem Jahr 1925 gab es „im Weißstein” eine zweite Hüt- te, weil um diese Zeit das Scha- ferhüttl schon verfallen war. Heute sind sowohl das Hüttl am „Roßboden” als auch das „Alplhüttl” dem Verfall preis- gegeben; die Schafhaltung hat hier völlig aufgehört (vielleicht findet sich doch noch ein Weg, das gänzliche Auflassen dieser Hütten hintanzuhalten, denn gerade das Gebiet „im Alpl”, mit der gewaltigen Laserzwand als Abschluss, ist unbeschreiblich schön!). Einzelne Bauern weideten ihre Schafe im Herbst auf der Gemein- deweide, im Spätherbst waren die Roggenfelder ihr letzter Weideplatz. Für die jeweiligen jungen Hirtenbu- ben mag dies manchmal recht lustig, vielfach aber ein einsames und kühles Vergnügen gewesen sein. Dieses „Rog- genhüten” sicherte ein gutes Futter für die Schafe und war zudem ein Weg, dadurch den Schneeschimmel auf den kurzgefressenen Roggenhalmen zu verhindern. Nach Allerheiligen pflegte man das Hüten in die Mittagspause der Schulkinder zu verlegen, bis zu starker Rauhreif das Hüten ganz unmöglich machte. Diese Hüterbuben stammten großteils aus dem Dorf. Wenn auf ei- nem Bauernhof keine Schulkinder da waren, oder diese den leichteren Ar- beiten schon entwachsen waren, bot sich für jene, die nur eine kleine Land- wirtschaft oder überhaupt keine solche hatten, die Gelegenheit einzuspringen. Für die Eltern dieser Hüterbuben war dieses „Ausstiften” eine Erleichterung am eigenen Tisch. Wenn es ein „guter Platz” bei einem Bauern war, blieben diese Schulkinder meistens das ganze Jahr über dort, manchmal auch einige Jahre, bis sie einen eigenen Beruf erlernen konn- ten. Um die Jahrhundertwende war die Schafhaltung noch in mehrfacher Weise für die Bau- ern von Wichtigkeit: Nicht nur das Fell war als Wärmeschutz sehr begehrt; die Wolle wurde zu feinem oder gröberem Loden verarbeitet, aus dem fast sämt- liche Überkleidung der Bauern gefertigt war, oder sie wurde versponnen und zu Socken, Stut- zen, Fäustlingen, Mützen und Jankern verstrickt. Sehr beliebt war das Schaffleisch. Man schätzte an besseren Feiertagen den sogenann- ten „Schöpsenbraten”, denn auf dem bäuerlichen Speiseplan gab es „nur zu allen heiligen Zeiten” Fleisch. Das Fett, zur “Inslet” ausgelassen, dien- te zur Herstellung von Seife, wurde aber auch zum Backen der begehrten “Plättln”, zum Brennsuppekochen u. a. m. verwendet. In Notzeiten - wie z. B. im letzten Krieg - kam dieses “Inslet” da und dort noch zu Ehren. Heute kennt man es auf Grund des vielseitigen, verfeinerten Fettangebotes nicht einmal mehr dem Namen nach. Schafweiden und das Hüten Bericht von Werner Totschnig aus dem Buch „Tristach einst und jetzt“

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