Koflkurier Nr. 52

Dez. 2022 Veteranenverein Tristach-Amlach 7 das Fahnenband, seine Gemahlin Anna fungierte als Fahnenpatin. Zu diesem Zeitpunkt zählte der junge Verein bereits 46 Mitglieder. Der Veteranenverein wurde ein fes- ter Bestandteil im sozialen Leben der damaligen Zeit. Die Bevölkerung von Lienz und Umgebung traf sich bei zahl- reichen patriotischen Anlässen, Konzer- ten, vereinseigenen Festen und Kränz- chen. Bereits am 13. und 14. August des Gründungsjahres konnte man an der großen Kaiser-Jubiläums-Feier in Lienz teilnehmen und mit der Tristacher Mu- sikkapelle den Festzug anführen. Eine vereinseigene Veteranen-Musikkapelle wird erstmalig beim Fahnenweihe-Fest des Militär-Veteranenvereins Sillian im Juli 1900 in Weitlanbrunn erwähnt. Die- se dürfte zum großen Teil aus Musikan- ten der Musikkapelle Tristach bestanden haben, stand aber unter dem Kom- mando des Vorstandes der Veteranen. Zeitenwende Die Schüsse von Sarajevo am 28. Juni 1914 bereiteten dem patriotischen und geselligen Treiben ein jähes Ende. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs muss- ten die Kameraden zum Dienst einrü- cken. Da die Veteranenvereine so wie die Standschützen eine „Landsturm- pflichtige Körperschaft“ waren, gab es eine Dienstverpflichtung auch jenseits des wehrpflichtigen Alters. Nach über vier Jahren blutiger Kämpfe - auch in der Heimat Osttirol - endete der Erste Weltkrieg. Damit war auch das Ende Österreich-Ungarns und der Habsbur- germonarchie gekommen. Auch in der neu erstandenen Re- publik Österreich hielt der Veteranen- verein treu zu seiner monarchistischen Ausrichtung. Als Kopfbedeckung der Kameraden diente nun der Kaiserjäger- hut mit den schwarzen Hahnenfedern. Die Erinnerung an den Weltkrieg und das Gedenken an die Gefallenen rück- te nun verstärkt in den Mittelpunkt des Vereinsgedankens. Der 11. September 1923 war ein großer Festtag für Tris- tach. Unter großer Anteilnahme der Be- völkerung und zahlreicher Abordnungen wurde das von August Veiter an der Au- ßenfassade als Fresko ausgeführte Krie- gerdenkmal eingeweiht. Die Dreißigerjahre waren geprägt von politischen Unruhen und Ausein- andersetzungen von Wehrorganisatio- nen rechter und linker Ausrichtung. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände führten zum Ende der Demokratie in Österreich. Mit dem Jahr 1934 begann die Ära des Ständestaates, einer autoritären Regie- rung unter Kanzler Dollfuß. Nach dessen Ermordung im Juli 1934 wurde dieser in weiten Teilen der Bevölkerung als „Hel- denkanzler“ verehrt und so wurde auch in Tristach unter Mitwirkung des Vete- ranenvereins eine Gedenktafel enthüllt. Das Ende des selbstständigen Ös- terreich kam im März 1938 mit dem Anschluss an Deutschland. Alle Solda- tenbünde wurden in den NS-Reichs- kriegerbund eingegliedert, welcher mit Kriegsende aufgelöst wurde. Auch nach dem Krieg trugen die Veteranen bei Be- gräbnissen und Prozessionen den Kai- serjägerhut und führten die Vereinsfah- ne mit. Am 7. Februar 1979 wurde die Soldatenkameradschaft Tristach-Am- lach-Lavant gegründet, welche sich in der Tradition des alten Veteranenvereins sieht. Die altgediente Vereinsfahne von 1898 ist bis heute erhalten und wird in würdigem Rahmen in der Gemeinde Tristach aufbewahrt. Helga und Andreas Knoch Die Statuten von 1898. Quelle: Tiroler Landesarchiv. Kirchtagsprozession Mitte der 30er-Jahre. Foto: Bildarchiv ÖNB.

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