Koflkurier Nr. 52

6 Veteranenverein Tristach-Amlach Dez. 2022 Ein Verein der Kaiserzeit Der Veteranenverein Tristach-Amlach und seine Veteranen-Musikkapelle 1898 – ein ereignisreiches Jahr Kaiser Franz Joseph I. feierte sein 50-jähriges Thronjubiläum, seine Ge- mahlin, Kaiserin Elisabeth, genannt „Sisi“, fiel in Genf einem Attentat zum Opfer. In Tristach wurde bei einer Brandkatastrophe ein großer Teil des Oberdorfes ein Raub der Flammen und der Veteranenverein Tristach-Amlach, ein für das damalige gesellschaftliche Leben wesentlicher Bestandteil, wurde gegründet. Soldaten, die unter Radetzky in Ita- lien oder im Preußisch-Österreichischen Krieg gegen Preußen gekämpft hatten, sowie Männer nach ihrem Militärdienst, schlossen sich in Veteranenvereinen zusammen. So wurde „auf vielseitigen Wunsch von Mitgliedern der Gemeinden Tristach und Amlach“ auch in Tristach beschlossen, einen Veteranenverein ins Leben zu rufen. Die Proponenten waren für Tristach der Schustermeister Valen- tin Ortner, Thomas Koller, vlg. Dörer, und der Schulleiter Johann Oberhuber, für Amlach Johann Müller, vlg. Grondl, und Josef Mair, vlg. Moar. Statuten wur- den ausgearbeitet und am 10. März 1898 bei der hohen k. k. Statthalterei eingereicht. Nach deren Genehmigung war es dann so weit. Vereinsgründung Die Brixener Chronik berichtete: „Gestern, den 15. Mai 1898, fand in Tristach im Gasthause des Lorenz Luner (heute „Der Dolomitenhof“) eine kleine, aber ganz erhebende patriotische Feier statt. Es galt die Gründung des Vetera- nenvereins Tristach-Amlach durchzu- führen“. Nach einer schwungvollen An- sprache des Obmanns der Proponenten wurde der Vorstand gewählt. Anschlie- ßend „gab die wackere, trefflich ge- schulte Musikcapelle mit altbewährter Tüchtigkeit manches Stück zum Besten. Abends 8 Uhr trennte man sich mit dem Bewusstsein, einen recht patriotischen, den Tirolern besonders geziemenden Verein ins Leben gerufen zu haben.“ Der Zweck des Vereins war gemäß Statuten „das patriotische Gefühl allsei- tig zu beleben und jedem verstorbenen Mitgliede nach Möglichkeit die letzte Ehre feierlich zu erweisen“. Die Uni- form wurde wie folgt festgelegt: „Braun- grauer Filzhut mit gleichfarbiger Schnur und Auerhahn-Brüstel, grauer Loden- rock mit schwarzer Egalisierung und liegendem Kragen, schwarze Halsbinde mit gelben Fransen und dunkle Hose.“ Mitglied werden konnte „jeder unbe- scholtene Mann der Gemeinden Amlach und Tristach, der durch vorschriftsmä- ßige Dokumente sich ausweisen kann, dass er in der k.u.k. Armee als Soldat oder Landwehrmann gedient und seiner Wehrpflicht Genüge geleistet hat“. Vereinsleben im alten Österreich Auch eine Vereinsfahne wurde an- geschafft, welche am 10. August, dem Tag des Heiligen Laurentius, geweiht wurde. Der damalige Bezirkshaupt- mann Marius Graf Attems stiftete Aufnahme um 1905 vorm Veidler; ganz rechts mit Schärpe der damalige Kommandant Thomas Koller, vlg. Dörer. Foto: aus Privatbesitz. ►

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