Ein Blick Nr. 47

BLICK Ein 35 Chronik Am 23. November jährte sich zum 80. Mal der Todestag von Rosa Stallbaumer. Sie half ihrem Mann Anton, dem bekannten Mecha- nikermeister im Ort, Juden über die Grenze nach Italien zu bringen. Diese Fluchthilfe wurde ihr zum Verhängnis. Der als beson- ders brutal geltende Gestapo-Chef Georg König sorgte höchstpersönlich dafür, dass Rosa in Haft und später nach Ausschwitz kam, wo sie im November 1942 offiziell an „Lungenentzündung“ verstarb – ziemlich sicher wurde sie aber nach ihrer Ankunft dort vergast. Für Michael Mayr war dieses Schicksal und der Jahrestag der Ermordung von Rosa Stallbaumer auch der Anlass, sich mit ei- nem Projekt zu beschäftigen, das er bereits vor knapp 40 Jahren in Angriff genommen hat. 1984 und 1985 interviewte er in Sillian ZeitzeugInnen, jene, die den Mut aufbrach- ten, gegen das Regime aufzutreten und Menschen in ihrer Not zu helfen. Leise, un- bemerkt von der Öffentlichkeit, aber auch bestimmt, wenn es darum ging, die eigenen Werte und Ideale zu vertreten. Mittlerweile sind alle verstorben, aber ihre Aussagen sind auf Tonband erhalten geblieben. Mayr hat diese Dokumente transkribiert, die Stimmen von damals auf Papier gebracht und ausführlich die Lebensgeschichten der im Buch Porträtierten nachgezeichnet. Ne- ben Rosa Stallbaumer waren das ihr Mann Anton, die „Perlunger“ Gertraud und Georg Schneider, Maria, Johann und Hermann Viertler, Marianne und Hans Straganz, Not- burga Walder und Heinrich Klammer. Autor Michael Mayr: „Das Leben schreibt die besten Geschichten. Schon gar in einer Zeit wie der unter Hitler mit derart krassen Verwerfungen wie Weltkrieg, Juden- und Christenverfolgung. Die einen fielen durch Widerstand auf, ein anderer als extremer Nazi-Grobian. Durch die Hereinnahme die- ses Georg König soll der Gegensatz noch einmal schärfer gezeichnet werden. Allen gemeinsam ist eine ärmliche Herkunft, zum Teil prekär. Klein(st)bürgerlich und bäuerlich. Der Ansatz, die Geschichte und das ländliche Milieu eines Ortes biografisch zu erfassen, ist eher ungewöhnlich. Status quo sind Chroniken, Haus-, Hof- und Unter- nehmensverzeichnisse. Aber machen nicht Menschen mit ihren Persönlichkeiten und ihren Schicksalen die Geschichte aus?“ Michael J. Mayr Buchtipp: Grenz-Leben: Portraits NS-Verfolgter am Osttiroler Fluchttor zu Italien Im November stellte Michael Mayr in der Marktgemeinde sein neues Buch vor. Der aus Sillian stam- mende Journalist zeichnet in packenden Porträts das Leben jener nach, die in den 1940er Jahren den Widerstand wagten – und dafür Haft, Folter in Kauf nahmen und ihren Einsatz auch mit dem Leben bezahlten. Grenz-Leben - Portraits NS-Verfolgter am Ost- tiroler Fluchttor zu Italien 170 Seiten, zahlreiche Abbildungen Verlag Osttiroler Bote EUR 22,90 Erhältlich bei: Osttiroler Bote und Ver- kaufsstellen Die Sillianer Fluchthelferin Rosa Stallbau- mer wurde am 23. 11. 1942 in Ausschwitz ermordet. MICHAEL J. MAYR Portraits NS-Verfolgter am Osttiroler Fluchttor zu Italien GRENZ-LEBEN Auf diesem Weg bedankt sich Gastwirt Johannes Hofmann ganz herzlich bei allen Gästen, die in all den Jahren bewirtet werden durf- ten, die vielen Highlights, die schö- ne Zeit. Ein großer Dank an das gesamte Team, ohne welches dies alles nicht möglich gewesen wäre. Ein ganz besonderer Dank gilt sei- ner Frau Karin, die den Sillianer Wirt zu dem gemacht hat, der er war! 20 Jahre Sillianer Wirt - Eine Ära geht zu Ende!

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