Blattl Nr. 40

Seite 40 ‘ s Blattl Dezember 2022 Im Jahre 1980 wurde Florian Pe - darnig nach Sepp Tanzer zum zwei - ten Landeskapellmeister in der Ge- schichte des Blasmusikverbandes bestellt. In den folgenden 6 Jahren pflegte der Flor intensiven Kontakt zu allen Kapellen und Kapellmeistern. Ein besonderes Anliegen war ihm der Erhalt der österreichischen Be- setzung (Flügelhorn und Tenorhorn), eine praxisnahe Kapellmeisterfortbil- dung auch in den Bezirken, eine gute und anspruchsvolle Konzertliteratur und die Formierung des „Sympho- nischen Blasorchesters“ des Tiroler Landeskonservatoriums. Für die Postmusik Innsbruck ent- wickelte sich eine nur kurz geplante Zusammenarbeit zur musikalischen Überbrückung mit Florian Pedarnig zu einer ihrer Glanzzeiten – von 1988 bis 1992. Es wären noch viele musikalische Stationen vom Flor aufzuzählen. Ei- nige davon in seiner zweiten Heimat Kolsass: die Rettenberger Musikka- pelle Kolsass, den Kirchenchor Kol- sass und die Kolsasser Anklöpfler. Neben der Blasmusik hat der Flor natürlich auch die Volksmusikszene im gesamten Alpenraum nachhaltig geprägt. Die Familienmusik Pedar- nig war in den 1970er und frühen 1980er-Jahren im ganzen Land be - kannt und wurde mit den vielseitigen Stubenmusikbesetzungen u. a. auch mit Okarina oder Schwegelpfeifen zum Vorbild für weitere Gruppen. Das Osttiroler Hackbrett wurde durch den Flor mit den Altstadtlern, der Tiroler Kirchtagmusig und den Tiroler Tanzmusikanten wieder fixer Bestandteil in der Volksmusik. Und gemeinsam mit dem Ålbiner Peter entwickelte er das sogenann- te „Gwabler Brettl“ vom Jester Peter weiter. Es entstanden Instrumente mit 4 anstatt 2 Schalllöchern, 4-chö- rig anstatt der üblichen 3 Saiten, dop - pelter Boden, alle möglichen Varian- ten an Hackbrettheber usw. Hätte der Flor nicht einen musika- lischen Weg eingeschlagen, wäre er sicher ein tüchtiger Tischler gewor - den. Viele Sachen beim Kraßnig und auf der Kraßalm erinnern uns an den Flor als äußerst geschickten Hand- werker. Nicht nur Kleinigkeiten – Lärchen- schindeln für Dach und Wände auf der Kraßalm - bis hin zur wunder- schönen Bauernstube am Kraßhof. Oder es wäre ein Bauer geworden aus dem Flor. Den elterlichen Hof hat er nie im Stich gelassen. Er war zur Stelle beim Mähen der Steilflächen (Roanda) und erst recht beim Mähen auf der Alm. Bei dieser gemeinsamen Arbeit wurde immer viel und ausgiebig phi- losophiert – nicht nur über die Musik, auch über ganz alltägliche Sachen, wie z.B. die richtige Schneide bei der Sense oder die Funktion eines Stag- gelsteckens, der richtige Standort für eine Haselfichte, die Unvereinbarkeit von Schlipfkrapfen und Bier usw. Der Flor hat trotz seiner musika- lischen Größe den Boden und den Bezug zur Heimat nie verloren. Die Musikkapelle hat bei den Pro- ben mit ihm immer wieder viel da- zugelernt und neue Motivation be- kommen. Auch die Schlaitner Sän- ger erhielten von ihm immer wieder wertvolle Anregungen. Es war nie lehrmeisterlich. Der Flor hat es einfach mit- gegeben – zwischen Probe und Hoagascht. Aber auch die ge- samte Dorfgemein- schaft in Schlaiten war ihm ein großes Anlie- gen. Zu erwähnen sind dabei wohl in erster Linie die beiden groß- zügigen Geschenke für seine Heimatgemein- de: Die wunderschöne Bretterkrippe und die Leinwand mit der Dar- stellung vom „Letzten Abendmahl“ für un- seren Pavillon. Lieber Flor, Für uns war es eine Ehre, dich als Ehrenkapellmeister der Musikkapelle Schlaiten auszeichnen zu dürfen. Und es war für die Gemeinde, Pfarre und die gesamte Dorfgemein- schaft eine Ehre, dir im Jahre 2008 den Ehrenring der Gemeinde über- reichen zu dürfen. Lieber Flor „Vergelt’s Gott“ für alles und ruhe in Gottes Frieden! Im März 2013 wurde Florian Pedarnig vom Land Tirol mit dem Tiroler Volkskulturpreis ausgezeichnet. Landesrätin Dr. Beate Palfrader überreichte die Urkunde.

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