GZ Kartitsch Nr. 93

Seite 11 Ausgabe 93 Projekt Karnischer Kamm wieder ergänzt. Innen erneuerte man schadhafte Bodenbretter mit Lärchenbrettern. Um die Verkotung durch Weidevieh hintanzuhalten, baute man am Eingang eine Gittertür aus Schwarzstahl ein. Den Zutritt in den Beobachterraum, der über eine steile Treppe erfolgt, verschloss man aus Sicherheits- gründen mit einem Stahlgitter. Die umfangreichsten Arbeiten fanden im Bereich der Feldwache statt. Diese wurde nach einer Vermes- sung und Zustandsdokumentation archäologisch untersucht. Freilegungen fanden außerdem im vorgelagerten Schützengraben statt, wo einige Schützenlöcher behutsam wiederhergestellt wurden. Durch die Ausgrabung wies man nach, dass der zu den Stellungen führende Laufgraben einst überdacht gewesen sein muss. Besonders eindrucksvoll waren die erhaltenen Holzreste der Mannschaftsbaracke. Diese erlauben eine Rekonstruktion des Gebäudes. Im Westen muss es einen kleinen Offiziersraum gegebene haben, an den sich ein großer Mann- schaftsraum anschloss. Am anderen Ende lag ein kleiner Küchenraum mit aus Steinen und Ziegeln gemauertem Herd. Dieser wirkte so, als wäre er erst vor kurzem verlassen worden. Reste von verkohlten Hölzern im Feuerraum oder ein akkurat geschichteter Brennholzstapel legen Zeugnis davon ab. Im Vorratsbereich hatte man offenbar vor dem Abzug der Truppe in die Regale noch sorgfältig drei Feldspaten eingeräumt. Am Fußboden im Mannschafstraum lagen Laderahmen mit noch vorhandenen Gewehrpatronen, hölzerne Schneeschu- he und der Holzdeckel eines Fasses. Der Wandauf- bau geschah mittels waagrechter Bretterbeplankung, die an 10 x 10 cm messenden Stehern angenagelt worden waren. Den Zwischenraum füllte man mit Isoliermaterial aus Moos, Heraklith und kleinen Steinen aus. Diese Holzreste können auf Dauer ohne eine schützende Abdeckung nicht erhalten werden. Deshalb entschloss man sich, sie wieder mit Sand und Steinen abzudecken und auf dieser Trenn- schicht den Boden auf einer begrenzten Fläche genau nachzubauen. So verfuhr man auch mit der Nordwestecke der Baracke, wo der Wandaufbau in einem kleinen Abschnitt rekonstruiert wurde, damit der Besucher einen Eindruck von der Konstruktion des Bauwerkes bekommt. Präsentation Damit sind die Arbeiten aber noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Es gilt zu überlegen in welcher Form man die Weltkriegsreste den Besuchern dauerhaft vermitteln kann. Dazu gab es im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Baufakultät der Universität Innsbruck eine Ideensammlung durch mehrere Studentengruppen. Die erarbeiteten Vorschläge reichen vom einfachen Folder über Handy - Apps mit digitalen Rekonstruk- tionen bis zu einer musealen Präsentation von Funden und historischen Dokumenten in einer Dauerausstellung im Tal. Das Denkmalamt arbeitet derzeit an einem Denkmalpflegeplan, der den Umgang mit den Überresten vor Ort erleichtern soll, vor allem dort wo es zu Nutzungskonflikten kommen kann. Am Ende ist nun aber wieder die Gemeinde Kartitsch gefordert, sich darüber Gedanken zu machen, in welcher Form der einzigartige Kulturschatz noch stärker im Bewusstsein der Menschen verankert werden kann, damit die Erinnerung an diese so einschneidende Zeit auch an zukünftige Generatio- nen weitertradiert wird. Mag. Johannes Pöll Bundesdenkmalamt Rekonstruktion Feldwache Feldwache - Herd mit Brennholz

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