GZ Kartitsch Nr. 93

Seite 10 Ausgabe 93 Projekt Karnischer Kamm Gelände vorhandenen Reste von Kriegsbauten möglichst umfassend mit Hilfe von Fotos und GIS - gestützter Verortung kartiert und beschrieben. So entstand ein Katalog von nahezu 900 Einzelobjekten, die sich auf einer Strecke von 11 km aneinanderrei- hen. Diese Einzelobjekte wurden in 59 räumlich abgegrenzte Zonen zusammengefasst und unter Denkmalschutz gestellt, der 2019 rechtskräftig wurde. Es handelt sich um eines der größten Einzeldenkma- le Österreichs, das die Eingriffe des Militärs in eine bis dahin nahezu unberührte Gebirgslandschaft eindrucksvoll dokumentiert. Unzählige Barackenres- te, Kavernen, Latrinen, Schützengräben, Geschütz- stellungen, Beobachtungsposten, Seilbahnstationen, Kriegswege und Terrassierungen, deren Funktion heute nicht mehr eindeutig nachvollziehbar ist, sind stumme Zeugen des dreijährigen Kriegsgeschehens und lassen erahnen unter welch schwierigen Bedingungen die Soldaten und Standschützen Tag für Tag ihren Frontdienst zu verrichten hatten. Forschung und Konservierung Die Erhebungen im Gelände lieferten die Basis für die Auswahl von drei Beispielobjekten, die näher untersucht und fachmännisch konserviert werden sollten. Die Wahl fiel auf den Soldatenfriedhof auf Hochgränten, den Artilleriebeobachtungsposten auf der Demut und eine Feldwache mit vorgelagertem Schützengraben unweit östlich der Demutspitze, weil diese relativ nah beieinander liegen, aber auch unterschiedliche Funktionen und Erhaltungszustände aufweisen. Der Friedhof auf Hochgränten wird schon seit vielen Jahren vom Jägerbataillon 24 gepflegt und instandgehalten, was im Laufe der Jahrzehnte zu leichten Veränderungen des ursprünglichen Zustands geführt hat. So sind die ursprünglichen Zementpylonen, die die Absperrketten gehalten haben ebenso wie die Zementkronenabdeckung der Steinmauern verschwunden und die Holzkreuze von vier gefallenen Soldaten bestehen heute aus Metall. Neben der bauhistorischen Dokumentation sollte eine kleine archäologische Sondage die Frage klären helfen, ob die vier Gefallen tatsächlich an dem Standort begraben wurden. Das konnte nachgewiesen werden, weil die Grabgruben sich im Boden gut abgezeichnet haben. Auf eine weitere Freilegung der Gräber wurde aus Pietätsgründen ganz bewusst verzichtet. Restaurator Franz Brunner hat dann störende Eisenklammern der Eckbrüs- tungspfeiler entfernt und den Boden aus ortsfremden Porphyrplatten durch Steinplatten aus der Umgebung ersetzt und den Friedhof damit wieder in ein ästhetisch ansprechendes Äußeres versetzt. Der Beobachtungsposten auf der Demut ist vollständig in den Felsen eingebaut worden. Der Zugang erfolgt über einen geraden Gang, feindseitig schützte eine Eisenkuppel mit Sehschlitzen die Beobachter vor Beschuss. Neben der vermessungstechnischen Dokumentation waren für die Instandsetzung nur wenige Eingriffe notwendig. Verstürzte Felsblöcke im Ganginneren wurden entfernt. Das Sichtfeld des Beobachterrau- mes wurde außen leicht freigelegt, die einst dort vorhandene Absicherung mit einer Steinschlichtung Beobachtungsposten Demut, Restaurator F. Brunner Feldwache - Ausgrabungen, Schützengräben

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