Nikolsdorfer Gemeindezeitung Nr. 1

NIKOLSDORFER GEMEINDEZEITUNG Seite 26 NOVEMBER 2022 Ausgabe 1 Vor 80 Jahren im September … Am 28. September 1942 kam es zum größten Eisenbahnunglück in der Geschichte Osttirols. Darüber wurde schon mehrfach be- richtet: In der Chronik des Gend. Pos- tens Nikolsdorf, im Nikolsdorfer Hei- matbuch, im Osttiroler Boten, in der Tiroler Tageszeitung, im Osttirol Jour- nal. Aber 80 Jahre verlangen trotzdem nach einem kurzen Gedenken, meint un- ser ehemaliger Ortschronist Thaddäus Obbrugger. Hier seine Schilderung! Vom 26. bis 28. September gab es bei uns anhaltend starken Gewitterregen. Die Drau ist um 3 Uhr morgens über die Ufer getreten. Beim letzten Abendzug sei das Gleis schon teilweise überspült gewesen. Das Vieh vom Jörglegger und vom Trutschnig wurde noch in der Nacht rechtzeitig herausgetrieben. In der Folge durchbrach die Drau den Bahndamm in einer Länge von 200 Me- tern, rund 1,5 Kilometer westlich des Bahnhofes Nikolsdorf. Der voll besetzte Frühzug fuhr gegen 5 Uhr in Unkenntnis bzw. angeblich unter Zwang von Lienz weg. Michael Eder (1925-2019) war beim Lederer zum Melken und schildert: „Dann glaggelt der Morgenzug oba, und wenn i da sag, eine Stichflamme und ein Tusch – a ganz a fürchterlicher – und dann Stille. Dann isch das Malör schon fertig gewe- sen. Ja, im 42er-Jahr im September.“ Mit voller Wucht stürzten die Lok, 2 Gepäcks- und 6 Personenwaggons in die Fluten, während 5 Waggons am Ge- leise stehen blieben. 21 Personen kamen o ziell ums Leben. 50 Jahre danach er- richtete die Gemeinde an der Unglücks- stelle (neben dem heutigen Radweg) einen Gedenkstein. 79 Personen wur- den zum Teil schwer verletzt. Nur etwa 70 Zuginsassen blieben unversehrt. Aus Nikolsdorf gab es keine Opfer zu bekla- gen. Jedoch Felder und Wiesen wurden in einer Ausdehnung von rund 4 Qua- dratkilometern unter Wasser gesetzt. 35 bis 40 Waggonladungen Karto eln ver- darben unter dem Wasser. Es gab lange Schienenersatzverkehr. Am 20. Oktober konnte der provisori- sche Eisenbahnverkehr durch die Er- richtung einer 190 m langen Hilfsbrücke wieder aufgenommen werden. Zur Behebung der Schäden, besonders zur Schüttung des Draudammes und zur Neuerrichtung des Gleiskörpers, wurden Australier, Neuseeländer, Schotten und Engländer eingesetzt. Es waren an die 100 Zwangsarbeiter. Sie wurden von Mallnitz nach Lengberg in ein rasch er- richtetes ziemlich desolates Baracken- lager überstellt. Nach Mallnitz kamen sie aus dem Stammanhaltelager STALG 18a Wolfsberg. Nach der Eroberung Griechenlands und der Einnahme Kretas durch die Deutsche Wehrmacht im Früh- jahr 1941 gerieten nämlich tausende an- glikanische Soldaten in Gefangenschaft und wurden zum Teil über Saloniki nach Wolfsberg in Kärnten verfrachtet. Von dort aus erfolgte die Verteilung der Ge- fangenen auf verschiedene Arbeitslager der Ostmark. In Osttirol gab es vier Gefangenen- lager: Eines in Leisach zur Drauverbau- ung, eines in St. Johann im Walde für Granitabbau, eines in Matrei-Zedlach für Holz- und Wegbau und das Größte Verschiedene Kopfbedeckungen der Gefangenen (vermutlich O ziere) Gedenkstein errichtet zum 50-jährigen Ge- denken. Tafel am Gedenkstein.

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