Thurner Blattl Nr. 43

Seite 16 A LLGEMEIN Mit seiner putzigen, spitzen Schnauze schwänzelt der Igel durch unsere Gärten. Er wird häufig mit dem Herbst in Verbindung gesetzt. Doch eigentlich lebt er das ganze Jahr über in unseren Gärten - mal alleine, mal in Begleitung der Jung- tiere. In den letzten Jahrzehnten wurde er aber immer seltener. Was können wir also im Garten für den Igel Gutes tun? Igel fühlen sich in einer reich struktu- rierten Landschaft wohl. Ein Natur- garten mit Hecken aus heimischen Sträuchern, Blumenwiese, Blumen- rasen, Blumenbeet, Holzhaufen und Wildem Eck ist der ideale Lebens- raum. „Wichtig ist auch, dass nicht al- les perfekt aufgeräumt ist“, so Matthias Karadar, Leiter von Natur im Garten in Tirol. „Laub und abgestorbene Pflan- zenstängel können im Naturgarten auch mal liegen bleiben und dienen dem Igel im Herbst als Baumaterial für sein Winterquartier.“ Zudem finden sich auch viele Insekten und Spinnen- tiere - Leibspeise des Igels. Igel sind nämlich reine Fleischfresser und ver- tilgen dabei auch viele Schädlinge im Garten! Gefahren im Garten Ungesicherte Öffnungen, Licht- schächte und Treppen nach unten können schnell zur Todesfalle für Igel und andere Gartenbewohner werden. Diese sollten immer abgedeckt bzw. vor Treppen ein über 20 cm hohes Hindernis platziert werden, so dass die Tiere dort nicht hinunterfallen können. Hindernisse in Gärten stellen ein Pro- blem für den Igel dar. Ein durchgän- giger Maschendrahtzaun oder eine Betonmauer um den Garten und schon kann der Igel dort nicht mehr hinein. Wichtiger Lebensraum geht so für ihn verloren. Größte Gefahr liegt jedoch in der Pflege von Gärten. Wer mit Motor- sense Sträucher freischneidet, kann schnell Igel aber auch Frosch und Blindschleiche erwischen. Prinzipiell gilt: Je langsamer die Pflege, desto eher können die Tiere flüchten. Rasenroboter sind ebenso eine große Gefahr für Igel. Sie fliehen nicht, son- Jungigel in Auffangstation. Der Igel - Dauergast im Garten dern rollen sich bei Gefahr zusammen und Schnauze und Beine der Tiere können durch die scharfen Messer verletzt werden. Wer nicht auf den Ra- senroboter verzichten möchte, sollte zumindest einige Tipps beherzigen: • nur unter Aufsicht fahren lassen, man kann rechtzeitig einschreiten, sollte ein Igel durch den Garten streifen; • nur unter Tags fahren lassen, da Igel meist dämmerungs- und nachtaktiv sind. Dennoch sind Igel manchmal auch Untertags auf Nahrungssuche oder schlafen vor Erschöpfung mitten im Garten ein. Besonders im Frühling und Herbst ist dies der Fall. Wann braucht ein Igel im Herbst Hilfe? Die Igelexpertin Tanja Wolf aus Nes- selwängle, Obfrau vom Verein „Igel- freunde für ganz Österreich e.V.“ weiß, wann Igel Hilfe benötigen: • wenn sie verletzt, krank oder voller Flöhe, Zecken oder Fliegeneier sind, • wenn sie tagsüber apathisch herum- liegen und sich nicht einrollen, • wenn sie bei Frost und Schnee unter- wegs sind, • wenn sie einen Hungerknick aufwei- sen (Knick hinter den Ohren), der bei Unterernährung auftritt, • Igel mit lichtem Stachelkleid, • Igel, die im Herbst noch zu wenig Gewicht angefressen haben. Anfang Oktober sollten sie ca. 300 - 350 g auf die Waage bringen, Anfang November 750 - 800 g. Je länger und kälter der Winter, desto schwerer sollte ein Igel im Herbst sein. In einem dieser Fälle den Igel in einer Schachtel einfangen, dabei möglichst Handschuhe tragen. In die Schachtel ein Handtuch und Wasserschale als Erste-Hilfe-Maßnahme stellen. Und im Anschluss bei der örtlichen Igelstation um Rat anfragen. Unter www.samt- pfotenstube.at oder www.igelfreunde- fuer-ganzoesterrich-ev.at findet man entsprechende Kontakte. Jetzt aktiv werden! Im Herbst können Igel im Garten auch gefüttert werden, damit sie sich noch Fettreserven anfressen können. Dazu eignet sich Katzen- und Hundetrocken- futter und Nassfutter mit mindestens 60 % Fleischanteil, kurz angebratenes Rinderfaschiertes oder Rührei (unge- würzt). Auf keinen Fall Milch, Obst, Gemüse oder Getreide! Die Igelex- pertin Tanja Wolf empfiehlt sogar die Ganzjahresfütterung, da Igel häufig nicht mehr genug Insekten finden. Wer noch nicht hat, kann jetzt im Gar- ten ein Winterquartier für den Igel bauen. Ein Asthaufen mit Laub über- schüttet oder ein einfacher Laubhau- fen kann zur Igelburg werden. Oder der Igel schnappt sich das Laub und baut nach seinen eigenen Wünschen im Wilden Eck! Mehr Infos zu Natur im Garten auf www.naturimgarten.tirol Mit Unterstützung von

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