Achse Nr. 264

Das Saatgutfest zum Abschluss der beiden Interreg Dolo- miti-Live Projekte PuKuVi und BioColAlp war ein voller Erfolg. Eine unerwartet hohe Besucherzahl – nicht nur aus allen Teilen Osttirols, sondern auch aus umliegenden Regionen wie Nord- & Südtirol, Oberkärnten oder Salz- burg – konnte begrüßt werden. Die Gemeinde Assling hatte, in Zusammenarbeit mit dem Ver- ein Pfleghaus Anras und dem Anraser Kulturfenster, am 15. & 16. Oktober ins Pfleghaus Anras zu einem besonderen Fest eingeladen. Das Fest wurde zu Ehren der Kulturpflanzen- und der SaatguterhalterInnen des Osttiroler und Südtiroler Puster- tals veranstaltet. Die Pustertaler Kulturpflanzen wurden anhand von Ausstellungstafeln und einer Broschüre, die das kulturelle Erbe „Pustertaler Kulturpflanzen“ in den Mittel- punkt rückten, präsentiert. Ein Highlight war die Premiere des Films „Saatgut in unseren Händen“, in welchem Menschen aus dem Pustertal mit ihren unterschiedlichen Motiven für die Saatguterhaltung zu Wort kommen. Es waren auch neun Saatgut-Initiativen aus Österreich und Südtirol eingeladen, um die von ihnen erhaltene und gepflegte Saatgutvielfalt zu zeigen sowie als „ExpertInnen der Vielfalt“ Auskunft über ihre Arbeit zu geben. Besucherinnen und Besu- cher staunten über die Vielfalt an Kartoffeln, Bohnen und anderen präsentierten Kulturpflanzen, aber auch über neue und alte Gerätschaften, die für den Anbau, die Vermehrung und die Saatgutreinigung verwendet werden. Wer mit offenen Augen durch die Ausstellung ging, wurde von Kunstobjekten eines Bildhauers aus Terenten in Südtirol überrascht, der in seinen Werken auch Kulturpflanzen zum Thema macht. BesucherIn- nen konnten sich über die Möglichkeiten der Förderung der Vielfalt in der biologischen Landwirtschaft informieren, oder auch, wie man als KonsumentIn durch das eigene Konsumver- halten Vielfalt fördern kann. Einer der beliebtesten Fotopoints war die kleine aber feine Chiliausstellung in einer versperrten Glasvitrine, die mit Chili-Sorten, die im Pustertal seit einiger Zeit vermehrt und angebaut werden, bestückt war (darunter die teuerste Chilisorte der Welt). Kultur -Pflanzen sind lebendes materielles kulturelles Erbe. Ihre Genetik zeigt die jeweiligen lokalen kulturellen Vorlieben über Aussehen, Geschmack, Anbaubedingungen oder Nut- zung, wie sie von der lokalen Bevölkerung bevorzugt und im Zuge der Saatgutvermehrung über einen langen Zeitraum „ausgelesen“ und weitergegeben wurden. So entstand auch im Pustertal eine hohe Vielfalt an „lokalen Sorten“ und „lokalen Herkünften“ von Bohnen, Rüben, Kraut oder anderen – auch erst jüngst neu hinzugekommenen –Kulturpflanzen. Das überlieferte Wissen und die Fertigkeiten zur Ausübung des Handwerkes der Vermehrung von Kulturpflanzen stellt immaterielles kulturelles Erbe dar. Das historisch wertvolle Pfleghaus Anras war der ideale Ort, um dieses kulturelle Erbe und vor allem jene Menschen, die sich um die Kulturpflanzen- vielfalt bemühen, zu würdigen. Im Zuge der Veranstaltung gab es viele lange fachkundige Gespräche mit einem engagierten und neugierigen Publikum. Der wertschätzende Austausch von Erfahrungen begeisterte auch die eingeladenen ExpertInnen. Seite 13 10/2022 Saatgutfest - Pustertaler Kulturpflanzenvielfalt Abschluss der Dolomiti-Live Projekte PuKuVi und BioColAlp Johannes Keintzel (Coltivare Condividendo, Belluno, Mitwirkender in BioColAlp) begeistert mit Bohnen- und Maisvielfalt. Sabine Schrott und Klara Aichner (beide rechts, Mitwirkende in PuKu- Vi) von den Artenvielfaltshöfen in Südtirol zeigen eine Vielzahl von Arten und Herkünften, die für die BesucherInnen unbekannt waren. Eine Poster- und Sortenausstellung im Unterdach des Pfleghauses prä- sentiert die Geschichte der Kulturpflanzenvielfalt im Pustertal. Fortsetzung nächste Seite

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