Koflkurier Nr. 51

Sept. 2022 Heimat - Maria Ortner | Aufruf an auswärtige OsttirolerInnen 9 Verpächter abgeben. Dieser war damit nicht einverstanden und es kam darüber zu Unstimmigkeiten. Deshalb schaute sich Vater nach einem anderen Hof um. Im Jänner 1946 zogen wir vom Kreithof zum Rodermoar nach Lavant. In der ersten Ausgabe des Osttiroler Bo- ten wurde vom vielen Schnee berichtet und dass der Kreithofpächter Hofer, der allgemeines Ansehen genießt, jetzt den Rodermoarhof übernimmt. Dem Päch- ter wird Glück gewünscht und dass die unguten Verhältnisse am Hof ein Ende haben. Dieser Hof war während des Krieges deutsches Eigentum. Lavant war uns schon vertraut, denn schon von Kreithof aus sind wir nach Lavant in die Kirche gegangen. In Lavant war es lustig und fein. Es wurde viel musiziert und getanzt. Nach dem Krieg kamen die recht- mäßigen Besitzer des Rodermoar aus Südtirol wieder zurück. Darauf kaufte unser Vater ein Haus in Tristach beim Seebachl. Dieses Haus wurde beim Hochwasser 1966 zerstört und später abgerissen. Unsere Eltern zogen zum Bruder Anda in den Keil- spitzweg. Es war ihre sechste Übersie- delung. 1950 kam ich als Hausmädchen zur Familie des Rechtsanwaltes Dr. Berner. Hier kümmerte ich mich auch um die 3 Kinder der Familie. Nach zwei Jahren wollte ich Hebamme lernen gehen. Weil Frau Berner aber erkrankte, wollte ich sie nicht im Stich lassen. Ich blieb dort bis zu meiner Heirat mit Valentin Ortner im Jahre 1957. Neben der Familie mit vier Kindern und Schwiegereltern führte ich auch die kleine Landwirtschaft und vermietete Zimmer an Gäste. Viele der Gäste ka- men immer wieder, einige 40 und 50 Jahre. Mit manchen bin ich noch heute in Kontakt. Mein Hobby ist das Ziehharmonika- spielen. Schon am Kreithof hatte ich auf der Ziehharmonika meines Bruders zu- erst heimlich, dann mit seiner Erlaubnis geübt. Ich hatte mir drei Stücklein bei- gebracht und die immer wiederholt. Vor ungefähr 20 Jahren überraschte mich dann mein Sohn Pepe mit einem neuen Instrument. Ich freute mich riesig über dieses Geschenk. Mit Lernvideokasetten erweiterte ich mein Können und spielte bald im Ziehharmonikaverein mit. Bei den schönen Ausflügen mit dem Ver- ein, hatte ich die Möglichkeit vor vielen Leuten zu spielen und dabei auch ein paar Preise gewonnen. Einmal bekam ich einen Pokal als älteste Teilnehmerin. Auch heute spiele ich noch gerne. Wenn ich jetzt im Alter manchmal nicht schlafen kann, kommt mir die alte Südtiroler Heimat in den Sinn. Ich gehe im Gedanken die Namen der Häuser und Familien in Prettau durch. *) Die Option: Nach einem Ab- kommen zwischen Hitler und Mussoli- ni (1936) mussten sich die Südtiroler bis Dezember 1939 entscheiden, ob sie im Land bleiben oder gehen. Wer sich für „Bleiben“ entschied, hatte unter allen möglichen Repressalien zu leiden, zeitweise wurde ihnen sogar mit einer Zwangsumsiedlung nach Sizilien ge- droht, zum „Gehen“ wurde mit Propa- ganda gelockt und mit der Verheißung von neuer Heimat im großdeutschen Reich. Von den ca. 60.000 Optanten kehrte ein Drittel nach dem Krieg wie- der zurück. Der Historiker Michael Forcher schreibt im Buch über Tirols Geschich- te: „Dableiben oder gehen? - Das trau- rigste Kapitel der Geschichte Tirols.“ Burgl Kofler OSTTIROL – PLATZ ZUM WEITERDENKEN Die INNOS ist im Auftrag von „Vordenken für Osttirol“ auf der Suche nach Osttirolerinnen und Osttirolern, die ihre Heimatgemeinde verlassen haben, um wo anders zu arbeiten, Karriere zu machen, zu studieren oder die aus anderen Gründen jetzt an den unterschiedlichsten Stellen der Welt leben. Wir suchen jene, die im Herzen immer der Heimatregion verbunden geblieben sind. Unser Ziel ist es, ein Netz von auswärtigen OsttirolerInnen aufzubauen. Wir möchten damit die Möglichkeit geben mit der Heimat Osttirol lose in Kontakt zu bleiben, neue private und berufliche Kontakte aufzubauen oder einfach alte Kontakte aufzufrischen. Sie wohnen nicht mehr in Osttirol oder Sie kennen OsttirolerInnen, die auswärts leben? Wir würden uns sehr freuen, Sie in unser Netzwerk aufnehmen zu können. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf: karin.ibovnik@innos.at oder 0664/88233991. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen. Aufruf a n auswärtige OsttirolerInnen

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