Koflkurier Nr. 51

Sept. 2022 Nachrufe 29 D a ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten, als Brücke dazwischen ist unsere Liebe! Das Land der Lebenden - wir haben es mit unserem Papa geteilt. Manche von uns sind einige Schritte mit ihm gegangen, andere fast den gesamten Lebensweg. Was bleibt, ist die Er- innerung. Unsere Erinnerungen beginnen am 27. August 1930. Un- ser Papa, Johann Achmüller, wurde an diesem Tag als erstes von neun Kindern in der Schloßgasse in Lienz im Haus seiner Großeltern geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nach seiner Volksschul- und Pflichtschulzeit begann er mitten in den Wirren des zweiten Weltkrieges eine Metzger- lehre bei der Firma Wutscher in Lienz. Diesen Beruf übte er anschließend auch einige Jahre auswärts aus. Im Jahr 1952 musste er zurück nach Lienz, um seinem Opa, der als Holz- händler tätig war, bei der Forstarbeit zu helfen. In diesem Jahr lernte er auch seine spätere Gat- tin, Olga, geb. Unterluggauer, kennen und lieben. Nur zwei Jahre später, 1954, fand dann schon die Hoch- zeit statt und aus dieser Ehe, entstammen ihre vier ge- meinsamen Kinder: Martin, Maria, Michael und Andreas. Da die Wohnung beim „Niederklapfer“ bald viel zu klein wurde, begann er im Jahr 1963 unter Mithilfe von Freunden und Verwandten und sehr viel Eigenleistung ein Eigenheim in der Ehrenburgstraße zu errichten. In dieser Zeit arbeitete er wieder in seinem gelernten Beruf als Fleischer. Später bekam er eine Stelle als Gemeindearbeiter in Tristach, diesen übte er mit viel Mühe und Fleiß zwei Jah- re lang aus, und wechselte dann bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 als Schulwart an die Volksschule in Tristach. Auch das Vereinsleben lag Papa sehr am Herzen. Er war jahrzehntelang Mitglied beim Sportverein Tristach. Diesen führ- te er auch fünf Jahre als Obmann, war Fußballtrainer, aktiver Eisstockschütze, betreute nebenbei die Kantine und war jahre- lang für die Pflege des Fußballplatzes als Platzwart zuständig. Beim Zeitnehmungsteam „Hinterm Kofl“ war er eine Institution und sein „Startschnapsl“ lange Tradition. Auch am Umbau und der Erweiterung des Vereinshauses war er federführend und mit seiner ganzen Arbeitskraft beteiligt. Als „Hans“ hinter der Würstelbude bei den traditionellen Festen im „alten Veidler Garten“ war er weit über die Gemein- degrenze für die „besten Bratwürstl“ im ganzen Bezirk be- kannt. Dort half auch die ganze Familie jahrelang tatkräftig mit. „In die Berg bin i gern …“, heißt ein bei uns weitbekanntes Volkslied. Und diese Textzeile beschreibt ein Lebensmotto, das unseren Papa vor allem in seiner Jugendzeit stets begleitet hat. Mit seinen Bergkameraden, aber auch mit seiner Gattin Olga und Freunden und auch mit uns Kindern, bezwang er unzäh- lige Gipfel und Wände. Meist in den Lienzer Dolomiten, die man wohl auch als seine „zweite Heimat“ bezeich- nen darf. Aber es gab auch viele schöne Touren in Südtirol, wo er nach Feierabend am Wochen- ende auch schon einige Male entweder mit dem Fahrrad oder später mit dem Moped eine recht beschwerliche An- und Rückreise auf sich nahm. Auch später in seiner Pension konnte er dieses Hobby noch lange Zeit ausüben. Mit seinen Wanderfreunden, den Stacklstecknern, absolvierte er viele wunderschöne Touren in Ost- und Südtirol. Aber vor allem bei den unzähligen Wan- derungen zu seiner geliebten „Weißsteinhütte“ am Fuße der Laserzwand genoss er die Stille und Ruhe in der wunderschö- nen Natur. Wenn er von dort oben zurück ins Tal kam, war er stets fröhlich und gut gelaunt. Sein Markenzeichen, an dem man ihn schon von weitem erkannte, war seine geliebte Pfeife, und die musste immer und überall mit dabei sein. Gerührt war er in den letzten Jahren auch immer wieder über die Geburt seiner 10 Enkel und 12 Urenkelkinder. Wenn sie zu Besuch kamen, wurde gespielt und auch viel gelacht. Er war immer gerne dabei, aber auch froh, wenn sich die „Kinderschar“ wieder auf den Heimweg machte und Ruhe im Haus einkehrte. In den letzten Wochen schwanden seine Kräfte zusehends. Vor allem seine Füße wollten ihn nicht mehr so richtig tragen. Schließlich kam noch eine Lungenentzündung dazu, die ihn zum Aufenthalt im Krankenhaus zwang. Dort kämpfte er noch einige Tage, doch am Dienstag um 3 Uhr Früh verließen ihn seine Kräfte und so schlief er in dieser Nacht friedlich ein. Mit seiner Gattin Olga war er in den ganzen 70 Jahren ihres Zusammenlebens stets eng verbunden. Die Pflege, Betreuung und Fürsorge, die sie ihm in den letzten Wochen zukommen ließ, waren ein weiteres Zeichen dieser innigen Liebe. Lieber Papa - gern erinnern wir uns an glückliche Stun- den mit dir, an lustige Erlebnisse und gemeinsame Feste. Doch auch die Erinnerungen an die Begleitung auf deinem letzten Weg gehören zu unserem gemeinsamen Leben. Lieber Papa, du hinterlässt Spuren und bist jetzt unterwegs in ein Land, das wir nicht kennen. Mit dem Wunsch im Herzen, dass es dort so ist, wie du es dir erträumt hast, bleiben wir zurück. Die Erinnerung an dich schenkt uns ein lachendes und ein weinendes Auge. Pfiati Papa, irgendwonn seg‘ ma uns wieder. Anm. d. Red.: Die Nachrufe von Rosa Hassler und Fritz Rei- ter folgen in der Dezemberausgabe. Johann Achmüller (92), † 6.9.2022

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