Koflkurier Nr. 51

28 Nachrufe Sept. 2022 L eni Pichler wurde an einem Sonntag, den 29.1.1939, als erstes Kind der Stefanie und des Hans Oberham- mer in Sillian geboren. Sie wuchs unter der Obhut der Mutter mit ihrem jüngeren Bruder Hans in den Kriegsjahren in Sillian auf. Ihren Vater durfte sie erst mit sieben Jahren kennenler- nen, nachdem dieser von italienischer Gefangenschaft heim- kehrte. Zuerst hatte sie Angst vor ihm, da sie annahm, er sei ein Fremder. Im Jahr 1953 wurde als Nachzüglerin ihre Schwester Margret geboren. In weiteren Jahren besuchte Leni die acht Klassen Volksschule in Sillian und anschließend die klösterliche Haushaltungsschule in Lienz. Im Anschluss war sie als Kin- dergartenhelferin in Sillian und in weiterer Folge in Lienz in verschiedenen Arzthaushalten als Wirtschafterin tätig, bis sie bei der Fa. Pedit in der Produktion Anfang der 60er-Jahre eine Stelle bekam, wo sie bis zur Heirat beschäftigt war. Am Herz-Jesu-Sonntag 1960 lernte sie bei einem Kon- zert in Tristach ihren Pepi kennen. Daraus wurde Liebe und im Jahr 1965 am 29. November wurde geheiratet und nach Tristach übersiedelt. Am 10. Dezember 1966 wurde der erste Sohn Michael, und am 17. April 1970 der zweite Sohn Wolfgang geboren. In den Folgejahren kümmerte sich Leni sehr um die Erziehung der Kinder, die Pflege ihrer Schwiegereltern und um Haus und Garten. Währenddessen wurde das Haus umgebaut und ver- größert, wobei Leni tatkräftig mithalf. In den Folgejahren wurden viele Reisen mit der ganzen Familie mit dem von Pepi selbst gebauten Wohnmobil durch ganz Europa unternommen. Lenis Hobbys waren der Garten mit vielen Blumen, das Wandern und Radfahren. Besonders liebte sie auch die wöchentlichen Karten- und Spielenachmittage mit Freundinnen und ihrer Mutter Stefanie, die seit einigen Jahren im Wohn- und Pflegeheim Sillian lebt. Im Jahr 2019 konnte Leni in voller Frische ihren 80. Geburtstag feiern. Bis dorthin war sie nie krank und ihre Freundinnen beneide- ten sie stets um ihre ausgezeichnete Gesund- heit. In den Folgejahren schlich sich, anfänglich unbemerkt, langsam die heimtückische Krankheit ein. Die Aktivitäten wur- den immer weniger und beschwerlicher; die Ärzte konnten keine Ursache feststellen. Auch im Bezirkskrankenhaus konnte keine schlüssige Diagno- se abgegeben werden. Zuerst glaubte man an eine Folge der Pandemie. Der Zustand von Leni verschlechterte sich immer mehr. Im Frühjahr 2021 wurde der Beschluss gefasst, von der Klinik Innsbruck die Ursache feststellen zu lassen. Nach einer Woche Untersuchungen wurde die niederschmetternde Dia- gnose „ALS“ bekanntgegeben (maximale Überlebenschance 1 bis 3 Jahre ohne Aussicht auf Heilung). Leni nahm die Di- agnose sehr gefasst auf, jammerte oder beschwerte sich nie. In der Folgezeit wurde ihr Leben immer beschwerlicher und Leni wurde daheim von ihrem Mann Pepi mit Hilfe der Söhne Michael und Wolfgang so gut es ging gepflegt. Im Frühjahr 2022 wurde ein Platz im Wohn- und Pflege- heim Lienz frei, und Leni übersiedelte auf eigenen Wunsch dorthin und konnte noch drei Monate in verhältnismäßig gu- tem Zustand erleben und blühte sogar noch ein wenig auf. Sie fühlte sich dort sehr wohl und wurde sehr aufopfernd und nett gepflegt. Sie bedankte sich immer sehr und klagte nie über ihren Zustand. In den letzten zehn Tagen ihre Lebens gingen die Kräfte sehr rasch zu Ende, sie konnte nicht mehr essen und trinken und zuletzt auch nicht mehr sprechen. Am Morgen des 17. Juli, einem Sonntag, und gleichzeitig dem 103. Geburtstag ihrer Mutter Steffi wurde sie von ihrem Leiden erlöst und in eine bessere Welt abberufen. Gott möge ihr alles vergelten und ewige Ruhe schenken. Helene „Leni“ Pichler (83), geb. Oberhammer, † 17.7.2022

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