Die Sonnseiten Nr. 72

44 44 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Chronik i i n Nummer 72 - September 22 „Oasele, Deine Weibaleit‘ g‘folln ma nit so recht“ Zum 100. Geburtstag des akad. Malers Prof. Oswald Kollreider Im Mai 1986 verbrachte das Ehepaar Hubert und Johanna Unterluggauer aus Innsbruck einige Urlaubstage beim „Freimann“ in Gaimberg. Johanna Unterluggauer, geb. Niedrist, stammte aus Ober- tilliach und war mit dem akademischen Maler Oswald Kollreider wohl besser be- kannt. Jedenfalls verfolgte sie sein „Tun & Wirken“ im „Neuen Friedhof“ hinter der Kirche sehr interessiert und kommentarreich. Dabei fiel auch die - in der Überschrift - besagte und oft kolportierte Feststellung be- züglich „biblischem Frauen- bild.“ Was das „Unterwurzacher Ve- vele“ - sozusagen eine Fried- hofsanrainerin - aber gleich mit den Worten „…aba a bis- sele leidend müassn de Frau- elen schun ausschaug’n… homm’s jo nit leicht g’hobt in da biblischen Zeit“… kor- rigierte. Öfters war auch - damals bereits als Altbürgermeister - Peter Duregger vor Ort und man beobachtete die werden- den Sgraffiti „von da Weit’n“, d. h. mit gebührendem Ab- stand. Oswald Kollreiders Bestreben war es, „unter Aus- schluss der Öffentlichkeit“ zu arbeiten, was aber nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen schien. Es kamen im Laufe der sommerlichen Friedhofs- gestaltung immer wieder Gäste - vorwiegend aus dem „Haidenhof“ und dem Ho- tel „Haus Stocker“ - mit der erstaunten Frage auf meinen Vater Peter Duregger zu, wie denn diese „kleine Siedlung“ sich diesen „großen Meister“ leisten könne. Das bliebe Ge- heimnis, meinte mein Vater dann meistens mit einem zu- friedenen Lächeln. Besonders angetan schien man von der Gestaltung der Friedhofskapelle. Auch dazu gibt es eine kleine Anekdote: Knapp nach der Vollendung war es wahrscheinlich ein offizieller Besichtigungster - min einer akademisch gebil- deten Gruppe, bestehend aus Kunstsachverständigen aus dem In- und Ausland. Zu- gegen war, wohl eher zufäl- lig, auch eine junge Familie aus Deutschland. Eine ältere Künstlerin nahm sich des ca. sechsjährigen Mädchens an und erklärte ihm den „sieg- reich Auferstandenen“, sie wies besonders begeistert auf das „elegant über das Kreuz geschwungene Linnentuch“ hin und fragte das Mädchen nach seiner Meinung zu die- sem Bild. Es folgte eine „coo- le“ Interpretation aus Kinder- mund: „Jesus denkt sich, ich habe meine Arbeit getan; ihr könnt‘ mich mal…jetzt seid ihr dran!“ „Dass wir nun dran sind, aus der Biblischen Ge- schichte was zu machen“, wurde von den Umstehenden mit erstauntem Kopfnicken quittiert. Schön finde ich, wenn man Familien oder Gruppen be- obachten kann, die anhand der Sgraffiti in den Arkaden versuchen, die Reihenfolge der Rosenkranzgeheimnisse und deren Nennung zu „er- gründen“. Das scheint auch die ältere Generation bereits zu überfordern. Johann Assmair (†2012) war einer der ersten, der sich bereits 1987 eine Arkade gesichert hat. Auf die Fra- ge, warum es das Erste Ge- heimnis des Freudenreichen Rosenkranzes (Jesus, den Wandgemälde Auferstandener in der Friedhofskapelle in Gaimberg (1986). Prof. Oswald Kollreider wurde am 27. Jänner 1922 in St. Oswald, Gemeinde Kartitsch geboren und verstarb am 19. Juli 2017 in Strassen. Somit jährte sich heuer sein To- destag zum fünften Male. Beider Daten entsprechend, finden Gedenkveranstaltungen, darunter auch eine Ausstellung im Schloss Bruck, statt. (Vom 18. Juni bis 25. September, zu den geltenden Öff - nungszeiten, im Westtrakt des Museums zu sehen). Empfehlenswert ist das Buch von Eleonora Bliem-Scolari: Oswald Kollreider 1922-2017, expressiv, impulsiv, spiritu- ell Haymon Verlag, Innsbruck-Wien 2021. Foto: Anita Gomig „Die Weibaleit‘ Maria und Elisabeth“ (2. Gesätz Freu - denreicher Rosenkranz) Foto: Anita Gomig

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