GZ Kartitsch Nr. 92

Seite 37 Ausgabe 92 Aus der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kartitsch Die Freiwillige Feuerwehr Kartitsch hat heuer ein neues Löschfahrzeug erhalten, das bereits im Einsatz ist und im Juli die kirchliche Segnung erhalten hat. Dazu passend sind folgende zwei ehemalige Zeitung- berichte mit dazu notwendiger Vorinformation: 1899 ist zwar das offizielle Gründungsjahr der Kar- titscher Feuerwehr, aber bereits zwei Jahre früher, 1897 wurde eine freiwillige Löschgruppe gegründet. Daher beging man das 25 - Jahr - Jubiläum bereits im Juni 1922 (vor 100 Jahren) und zugleich den Gautag, heute Bezirksfeuerwehrtag. Dazu nachstehender Bericht erschienen im Tiroler Volksbote vom 1. Juni 1922: „ Kartitsch (Allerlei) Am 28. Mai war hier Gautag der Freiwilligen Feuer- wehr des Bezirkes und zugleich das 25 - jährige Grün- dungsfest der hiesigen organisierten Feuerwehr. Vom herrlichen Wetter begünstigt, unter großer Be- teiligung von Feuerwehrdelegationen von auswärts, begann nach dem Festgottesdienst die Schauübung, die in ihrer ruhigen, präzisen Ausführung allseits belobt und anerkannt wurde. Daran schloss sich die Überreichung der Ehrendiplome an die Veteranen der Gründung: Josef Strasser, Neuwirt. Josef Stras- ser, Kapellmeister. Josef Lusser, Zimmermeister. Eh- re dem tüchtigen Vereine und seiner Vorstehung. Eh- re auch der wackeren Kapelle für ihr flottes Spiel in Kirche und Platzmusik, das ihr eine ehrende Einla- dung zu einem Gastspiel in Abfaltersbach am 9, Juli einbrachte ….“ ( Verfasser unbekannt) Die erste Motorspritze bekam die Freiwillige Feuer- wehr Kartitsch im Februar 1928, zugleich war es die erste Motorspritze im Osttiroler Oberland. Diesem von der Gemeinde zu finanzierenden Ankauf gingen turbulente Zwistigkeiten voraus. Die Gemeinde war schwer verschuldet und viele Feuerwehrleute miss- trauten dem neuen kleinen Gerät. Nach langen Dis- kussionen beschloss man eine früher oft übliche „ kreisende Kurrende “ (Volksbefragung). Dabei wur- de eine Liste herumgetragen und jeder Haushalt hatte ein Stimmrecht, er konnte sein Ja oder Nein eintra- Historisches gen. Obwohl bei vielen Stimmenthaltungen nur 15 Ja - Stimmen, aber 36 Nein - Stimmen waren, entschied der Gemeinderat für den Kauf. Worauf 12 Feuer- wehrmitglieder austraten. Zugleich mit den vorausgegangenen Debatten erfolg- te auch eine Vorführung des damals neuen, noch nicht bekannten Feuerlöschers, die aber misslang. Daher das nachstehende Gedicht im Tiroler Volksbo- te vom 12. Mai 1927: Kartitsch 8. Mai – Achtung auf Agenten Heut wird gar vieles ausgedacht, die Leute anzuschmieren; da wird gefälscht und nachgemacht und wen man drankriegt, der wird ausgelacht weit über sein Gebühren. Es gehen auch Agenten herum mit allerhand Maschinen; sie suchen sich, wer blöd und dumm dem hängen sie die Sachen um mit honigsüßen Mienen. So kam zu uns vor kurzer Zeit ein Mann mit Apparaten, die sollten sein zur Sicherheit vor Feuersbrunst, wenn man bereit damit zu raschen Taten. Flugs ward ein Feuer angemacht, die Löscher zu probieren. Wie es so tüchtig angefacht, so mitten in der schönsten Pracht, wollt man den Brand parieren. Mit Spannung schaute alles hin, denn von der Wundertüte warf jetzt ein Mann mit viel Bemühen, das hoffnungsvolle Pulver drin. Nun sah man seine Güte. Das Feuer brannte lustig fort. Versengt an Bart und Haaren, verließ der Löschmann seinen Ort. Gelächter und manch spitzes Wort ertönte aus den Scharen. Dem Fremdling wurde wunderlich und jämmerlich zu Mute, weil er blamiert sich öffentlich, doch fand ein kleiner Tröster sich, das blieb ihm noch das Gute.

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