Fodn Kals Nr. 81

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 81 66 Kalser Gemeindezeitung 67 ten, online stellen, an Zeitungen schi- cken usw. 2018 begann er dann fix bei der Firma Expa als Bildredakteur (nicht als Fotograf!). Dass er ein Händchen für die Kunst der Fotografie hat, beweist die Tatsache, dass ihm die APA (Austria Presse Agentur) nach ca. 1 Jahr bei Expa ein Praktikum bei ihnen in Wien angebo- ten hat! Im Mai 2019 – just als der Ibiza- Skandal ans Licht kam – verbrachte er einen Monat in der Bundeshauptstadt. Ursprünglich hätte er dort als Bildredak- teur arbeiten sollen, doch schon am 3. Tag nahm ihn ein Fotograf mit zu einem Auftrag. „Ich hatte damals echt noch keine Ahnung vom Fotografieren, doch er drückte mir eine Kamera in die Hand und ließ mich einfach machen. Danach schaute er die Bilder an und meinte: Passt, die nehmen wir!“ Von da an durfte Lukas in Begleitung und später auch alleine Pressetermine wahr- nehmen und Fotos für die APA liefern. „Das coole an diesem Be- ruf ist, dass er dir Türen öffnet, die anderen verschlossen blei- ben: Ich durfte bei der Austria Fashion Week hinter die Kulissen blicken; wir haben Obdachlose in Wien besucht und Bilder ge- schossen, die so niemand zu Gesicht bekommt. In der Klinik Wien Nord, die damals noch nicht eröffnet worden war, durften wir Ab- teilungen besichtigen, in die ein Normal-Sterblicher nicht mal im Traum hindarf. Besonders beim Sport ist das der Wahnsinn, wir stehen am Fußballfeld im wahrsten Sinne des Wortes in der al- lerersten Reihe, näher geht es nicht.“ Aber natürlich ist der Beruf auch stressig und oft nicht planbar. Besonders wenn unvorher- gesehene Ereignisse eintreten, heißt es oft einfach: schnell sein! „Es kommt darauf an, das EINE Bild zu schießen, das sonst keiner hat!“, erklärt Lukas. „Wenn du errätst, in welchem Moment das Eine, das Ungewöhnliche, das Besondere an dieser Situation pas- siert und du schaffst es, in diesem Moment abzudrücken, dann hast du es – und sonst hat es ein anderer.“ Ein bisschen Routine ist sicherlich von Vorteil, und Lukas erzählt mir, dass auch ande- re Komponenten für den Erfolg mitspielen… in der Corona-Zeit hatte er die Gelegenheit, bei einem Champions League Spiel in München dabei zu sein. „Das war eine komplett schräge Situa- tion. Im Stadium, wo sonst 75.000 Leute Platz haben, waren nur 250 Personen, 16 davon Fotografen. Es war mucksmäuschenstill. Als Fotograf bist du aber auf die Reaktionen der Zuschauer an- gewiesen. Bei diesem Spiel habe ich erst zu Hause bei der Über- tragung bemerkt, dass es eine rote Karte gab! Ohne die Rufe der Zuschauer bist du blank, wenn du in dem Moment gerade nicht hingesehen hast, weil du ein Bild bearbeitet hast.“ Dafür, dass er eigentlich „nur“ Bildredakteur ist, hat er aber als Fotograf schon viel Erfahrung sammeln können und heuer einen super Erfolg eingefahren: Er gewann den Sports Media Austria Preis in der Kategorie Nachwuchs, der neben den Sparten Text, Audio, Video, Foto und Multimedia vergeben wurde und wohl der wichtigste Sport-Journalistenpreis in Österreich ist. „Eigentlich hatte ich mich für die Kategorie „Foto“ beworben. Zwei Bilder dürfen eingeschickt werden. Schon in der Vergangen- heit habe ich mein Glück versucht, aber bei dem späteren Sieger- bild hatte ich schon beim Schießen ein gutes Gefühl.“ Die Jury entschied, Lukas in der Kategorie „Nachwuchs“ auszuzeichnen. Im Nachhinein erfuhr er, dass es sofort feststand, dass er mit diesem Bild den Sieg mit nach Hause nehmen sollte. Entstanden ist es während des ATP Tennis-Turniers in Kitzbühel, wo Lukas für einen anderen Fotograf eingesprungen ist. Im Laufe des Tennis- Matches sah er den besonderen Ausdruck im Gesicht des Spie- lers und versuchte diesen gezielt einzufangen. In der Kategorie Bild – es wird dann auch zum Gesamtsieger ge- kürt, gewinnt ein Bild von Christian Bruna, das während Olympia entstanden ist. Da kommt zwangsläufig die Rede auf seinen Papa Hans Groder, der, wie wir im Fodn schon berichtet haben, schon bei Olympia als Fotograf im Einsatz war. Auf meine Frage hin, ob Lukas ohne Hans wohl zu diesem Beruf gekommen wäre, verneint er. „Durch ihn und seine Kontakte wurden mir Türen geöffnet, die einem anderen wohl verschlossen geblieben wären. Dadurch, dass ich keine Ausbildung habe, kommt man an viele Möglichkeiten gar nicht so leicht heran. Dafür und auch für die Partnerschaft mit der APA bin ich wirklich sehr dankbar!“ Natürlich will ich noch wissen, ob Lu- kas beruflich jetzt da ist, wo er es sich gewünscht hat. „Im Bereich Fotografie will ich mich auf jeden Fall weiterent- wickeln, derzeit werde ich ja eigentlich nur eingesetzt, wenn sonst niemand Zeit hat. Ich mag meine Arbeit, in der Bildbearbeitung kann ich auch viel von unserem Büro in Kals aus machen, wo wir jetzt mit LWL super versorgt sind. In meiner Anfangszeit war es ein Traum von mir Mannschaftsfotograf von einer richtig guten Truppe wie z.B. Red Bull Salzburg oder Bayern München zu sein. Mittlerweile habe ich die Gelegenheit die Fußballspiele solcher Clubs in der Liga als auch in der Königsklasse der UEFA Champions League fotogra- fieren zu dürfen. Jeder hat heute ein Smartphone mit Kamera, jeder „kann“ foto- grafieren. Stimmt das so, frage ich Lukas? „Wir spüren das natür- lich massiv, dass vor allem Zeitungen seit der Corona-Pandemie in diesem Bereich versuchen zu sparen. Da werden dann Redak- teure angehalten mit ihren Handys und dergleichen die Bilder zu den Berichten gleich selbst zu machen und diese werden dann abgedruckt. Das wäre ungefähr so, als würde ich die Berichte zu den Fotos gleich mitliefern. Meiner Meinung nach wertet aber ein gutes Bild jeden Text um ein Vielfaches auf, es heißt nicht um- sonst, Bilder sagen mehr als 1.000 Worte. Die Zeiten werden zwar langsam wieder besser und gute Fotos werden wieder mehr ge- schätzt, aber es bleibt trotzdem schwierig.“ Im Namen des Fodn-Teams bedanke ich mich ganz herzlich bei Lukas, dass er sich die Zeit für das Gespräch genommen hat und gratulieren ihm zu dem mutigen Schritt, sein Hobby zum Beruf zu machen – und dann auch noch so erfolgreich! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute! Der Ymer-Blick: Siegerbild Kategorie Nachwuchs beim Sports Media Austria Preis 2022 2. Platz Thibaut Pinot (FRA) während der 4. Etappe der Tour of the Alps in Kals am Großglockner Sieger Miguel Angel Lopez Moreno (COL) während der 4. Etappe der Tour of the Alps in Kals am Großglockner Christian Mitter (Sportlicher Leiter ÖSV-Damen), Wolfgang Grabner (Trai- ner WC3), Cornelia Hütter, Stephanie Venier, Rosina Schneeberger, Mirjam Puchner, Ramona Siebenhofer während einem Medienevent des OeSV am Salzburgring in Plainfeld

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