Fodn Kals Nr. 81

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 81 56 Kalser Gemeindezeitung 57 10 Jahre Lehrer an der einklassigen Volksschule in Oberpeischlach Wenn ich heute (Juli 2022) versuche, über meine zehn Jahre an der VS in Oberpeischlach von 1961 bis 1971 etwas zu schreiben, möge der Leser – die Leserin – bedenken, dass seither 50 bis 60 Jahre vergangen sind. Ich erin- nere mich an vieles, aber nicht an alles. Der Blick in die Schulchronik hilft mir dabei sehr. Aber eines kann ich gleich vorwegnehmen: Es hat sich vieles verändert. Ich übersiedelte also 1961 nach Oberpeischlach in der Gemeinde Kals. Auf meinen Telefonanruf in der öffentlichen Sprechstelle Oberpeischlach mel- dete sich eine Frauenstimme: „O u b a p e i s c h l e“. Nach ersten Informa- tionen fuhr ich also nach Oberpeischlach und nahm dort Kontakt mit dem ‚Ortsschulrat‘ auf, verkörpert durch Herrn Josef Unterweger. Er war für die örtlichen Schulangelegenheiten zuständig, führte mich durchs Schulhaus und klärte mich über die Möglichkeit für Frühstück und Mittagessen auf. Es gab sicher auch die ersten Begegnungen mit der Bevölkerung, schließlich wollten die Leute ja wissen, wer denn der „Neue“ sei. Kurz vor Schulbeginn war es auch wichtig, über Gepflogenheiten zum Schulanfang zu reden, der Gang zur gemeinsamen Schülermesse in Huben mit den Schülern, Lehrern und Eltern von Huben und Feld. Es musste also ortsüblich der Schulbeginn, der gemeinsame Gang zur Kirche, der erste Schultag usw. durch einen An- schlag am Schultor bekannt gemacht werden. Die einklassige Volksschule von Oberpeischlach wurde nach 1910 näher beim Dorf erbaut, nachdem die erste Schule dem 1912 beginnenden Straßenbau Bericht Silvester Lindsberger weichen musste. Das schlanke Gebäude über der Straßenkehre ist vorne unterkellert für Waschkü- che und Brennholz. Das Erdgeschoß birgt Hausgang, Aborte und das Klassenzimmer mit drei Fenstern nach Süden und eines nach Osten. Im gezimmerten Oberteil, der über eine Außenstiege erreichbar ist, befinden sich Abort, Vorraum, Abstellraum, Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer mit einem schma- len Balkon. Diese Räume sind nicht groß, wirken aber durch die Vertäfelung recht heimelig. Über eine Luke kommt man in den Dachboden. Im Verlauf von zehn Jahren lernte ich die Schüler und Schülerinnen von Oberpeischlach, Staniska und Haslach kennen. An Schwierigkeiten erinnere ich mich nicht. Wir waren bald eine kleine Familie, ich fühlte mich wohl, den Schülern ging es hoffent- lich auch gut. Ihnen widme ich diese Erinnerungen an Schönes und Lustiges im Verlauf von zehn Schul- jahren. Mit einer Fotomontage aus dem Schuljahr 1965/66 möchte ich nun alle meine ehemaligen Schülerinnen und Schüler von Oberpeischlach ein- laden, mit mir die gemeinsame Schulzeit Revue pas- sieren zu lassen. Am 11. September 1961 gingen elf Schü- ler mit ihrem Lehrer von Oberpeisch- lach nach Huben zum Eröffnungs- gottesdienst (Kap- lan Ernst Rampold) und nachher wieder die 3,5 km über die L 26 (Landesstraße) bergauf. Ein kurzes Stück konnten wir eine steile Abkür- zung durch den Wald nehmen. Die Straße war für mich doch eine Überraschung: noch kein Asphalt, sondern „Schotterstraße“. Schuhe und Hose ent- sprechend staubig. Dann endlich in der Klasse! Es folgt die übliche Begrüßung, Vorstellung und Fest- legen der Sitzordnung. Die Organisation des Unterrichts Die einklassige Volksschule umfasste damals noch 8 Schulstufen, also Sechs- bis Vierzehnjährige. Sie wur- den in 4 Gruppen (in die so genannten Abteilungen) unterteilt. I. Abteilung: 1. Schulstufe, II. Abteilung: 2. und 3. Schulstufe, III. Abteilung: 4. und 5. Schulstufe; und dann noch die IV. Abteilung mit der 6. bis 8. Schulstufe. Die Unterrichtsfächer Rechnen und Deutsch / Le- sen mussten in der Regel je Abteilung unterrichtet werden. Das war der so genannte Direktunterricht, während die anderen Abteilungen „Stillarbeit“ hat- ten, die der Lehrer ansagen musste bzw. an der Tafel aufschrieb oder auf einem Zettel (Arbeitsblatt) vor- bereitet hatte. Der Abteilungsunterricht vor allem mit mehreren Abteilungen hat den Lehrer vor allem zeitlich sehr gefordert. Ich tat mir da sehr schwer und es gelang oft nicht. Schulbücher und Arbeits- hilfen waren damals viel bescheidener. Drucken und Kopieren von Skizzen und Texten war damals noch nicht möglich. Aber für die Schüler war es kein Nachteil, wenn sie Texte von der Tafel abschreiben und Skizzen „abzeichnen“ mussten. In Bildnerischer Erziehung, Musikerziehung, Leibesübungen und Re- ligion wurde gemeinsam unterrichtet mit Differen- zierungen. Im Schuljahr 1961/62 besuchten 11 Schüler (5 Kna- ben und 6 Mädchen) die Schule, 2 davon waren An- fänger. Alle Abteilungen waren vertreten.

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