Fodn Kals Nr. 81

Umwelt & Natur Fodn Nr. 81 34 Kalser Gemeindezeitung 35 im Überfluss vorhanden aber nur sehr wenig Deckung. Dies ver- schiebt sich mit dem Aufkommen der Verjüngung immer mehr in Richtung großflächiger Deckung bei abnehmenden Äsungs- möglichkeiten in den sich schließenden Beständen. Auf diese Verjüngungsdynamik reagiert auch das Schalenwild: als kleinste Wildart findet das Rehwild auf den Windwurfflächen früh gute Deckung und Äsung im Überfluss. Nach allen bisherigen Erfah- rungen steigt die Dichte des Rehwildes in den ersten Jahren an um nach 10 bis 15 Jahren wieder zu sinken. Rotwild findet anfangs auf den Flächen zwar viel Äsung aber wenig Deckung, mit Schlie- ßung der Verjüngung entstehen jedoch großflächige Einstände. Als Wildart freier Hochflächen fühlt sich das Gamswild anfangs auf den Kahlflächen mit viel Äsung wohl, nicht aber bei der Ver- minderung der freien Sicht mit dem Aufwachsen der Verjüngung. Für die jagdliche Betreuung der Windwurfflächen ergeben sich daher enorme Herausforderungen: • Die Wildbestände verändern sich in Abhängigkeit mit den sich dynamisch verändernden Deckungs- und Äsungsverhältnissen. Damit verändert sich über die Sichtbarkeit auch die Bejagbar- keit der Wildbestände. • Allen Beteiligten muss bewusst sein, dass es sich um ein mittel- bis langfristiges Projekt handelt (15 – 20 Jahre), welches große Ausdauer erfordert. • Aufgrund der dynamischen Prozesse auf den Verjüngungsflä- chen und deren Umfeld wird auch die Planung und Umsetzung von jagdlichen Maßnahmen laufend anzupassen sein. Gemeindegrenze Kalsertal Jagdzonierung IV SB-IV SB RZ RZ-ZB Legende Gemeindegrenze Kalsertal Jagdzonierung IV SB-IV SB RZ RZ-ZB Legende Ein Großteil der von den Windwürfen betroffenen Wälder auf der Kalser Sonn- seite sind Schutzwälder mit Objektschutz (Siedlungen, Verkehrsinfrastruktur). Zur Sicherung einer möglichst schnellen Wiederbewaldung kommt der Jagd eine wichtige Rolle zu. Karte Kals Zonierung: Jagdliche Zonierung der FW Projektfläche zur Anwendung verschiedener Jagdstrate- gien (rot = Schwerpunktbejagung, braun = Intervallbejagung, gelb = Ruhezone, grün = Ruhezone zeitlich beschränkt, rot schraf- fiert = Schwerpunktbejagung Intervall) Jagdliche Maßnahmen Neue Jagdeinrichtungen Das Ziel von neuen Jagdeinrichtungen (Hochstände, Bodensitze) ist die Sicherstellung einer möglichst optimalen Bejagbarkeit über einen längeren Zeitraum. Dazu wurden die Windwurfflächen mit den zuständigen Aufsichtsjägern und der Jagdleitung began- gen und nach günstigen Stellen von Jagdeinrichtungen gesucht. Kriterien dazu sind u.a. eine gute Erreichbarkeit in Deckung, Möglichkeiten zum Anlegen und Erhalt von Schussschneisen und Pirschsteigen (in Abstimmung mit den Grundbesitzern) sowie die Windsituation. Ein Teil der Materialkosten und der Transport (bei unwegsamen Gelände) wird von der WLV übernommen. Auf den Windwurfflächen wurden insgesamt 27 neue Jagdeinrichtungen geplant, die Errichtung wird im kommenden Herbst umgesetzt. Jagdstrategien zur Wildlenkung Das Ziel von flächig ausgewiesenen Jagdstrategien dient der Ver- ortung von räumlich-zeitlichen Maßnahmen zur Lenkung des Wil- des v.a. über den Jagddruck. Dazu wurde eine Zonierung der FWP Fläche vorgenommen und diese in Zonen mit Schwerpunkt- und Intervallbejagung eingeteilt sowie ganzjährige und zeitlich be- schränkte Ruhezonen ausgewiesen. Auch Maßnahmen zur Äsungs- verbesserung sollen zur saisonalen Wildlenkung beitragen. Fütterungen Auf der Projektfläche befinden sich 16 Rehfütterungen und eine Rotwildfütterung. Durch den Windwurf und folgende Schneebrü- che fehlen für das Reh- und Rotwild vielfach geeignete Winter- einstände. Um Einflüsse auf die Verjüngung durch Fütterungwild zu vermeiden, werden die Rotwildfütterung sowie Rehfütterun- gen in den zentralen Windwurfflächen zukünftig nicht mehr be- schickt. Abschussplanung Grundsätzlich liegt der Schwerpunkt bei allen im Projektgebiet vorkommenden Schalenwildarten bei weiblichem Wild und Jung- wild, da hier naturgemäß die Reduktion erfolgt bzw. sich auch Meideeffekte ergeben. Die Abschussplanung soll möglichst fle- xibel gestaltet sein und sich neben den Beobachtungen zu den Wildständen auch an den Kontrollflächen zur Verjüngungsdy- namik ausrichten. Ausgehend von der erwartbaren Dynamik der Wildbestände ist das Rehwild sehr konsequent zu bejagen, bei Rotwild sollte sich der Stand keinesfalls erhöhen, vielmehr ist eine Absenkung bis zum Einwachsen der Verjüngung ins Di- ckungsstadium anzustreben. Monitoring und Maßnahmen Das jagdliche Monitoring erfolgt mittels Jagdprotokoll bei den Ansitzen, weiters werden die Einrichtung von Wildkameras und saisonale Direktbeobachtungen vom Gegenhang angedacht. Das forstliche Monitoring erfolgt über die Beobachtung von aus- gewählten Flächen zur Verjüngungsdynamik, woraus auf einen jagdlichen Handlungsbedarf rückgeschlossen werden kann. Als forstlich/jagdliche Maßnahme wäre in Absprache mit den Grund- besitzern die schon erwähnte Möglichkeit der Anlage von Schuss- schneisen zu nennen. Besonders auf Aufforstungsflächen wäre es wichtig, die aufkommenden Pionierholzarten als Verbissgehölze möglichst zu belassen. Jagdkonzept Alle jagdlichen Maßnahmen wurden in einem „Jagdkonzept FWP Kals“ zusammengefasst und mit allen be- teiligten Institutionen besprochen (WLV, Jägerschaft, Forst- und Jagd- behörde, Gemeinde), die Umsetzung des Konzeptes erfolgt die nächsten Jahre. Eine jährliche gemeinsame Begehung vor Ort soll die laufende Rückkoppelung auf die sich ändern- den Bedingungen ermöglichen und auch zur Erfolgskontrolle dienen (siehe auch Öffentlichkeitsarbeit). Öffentlichkeitsarbeit Bei einem Projekt mit einer derart langfristigen Perspektive und kom- plexen Zusammenhängen ist es be- sonders wichtig, dass alle Beteiligten laufend im Gespräch bleiben und mögliche aufkommende Probleme früh genug besprochen werden. Dazu ist geplant, mit allen beteiligten In- stitutionen, va unter Einbeziehung der örtlichen Grundbesitzer und der Jägerschaft, jährlich eine Begehung im Projektgebiet durchzuführen. Eine Fachveranstaltung zum Thema jagdliche und forstliche Maßnahmen auf Windwurfflächen wurde im Ok- tober 2021 mittels einer Exkursion durchgeführt. Mit VertreterInnen der genannten Institutionen wurde das Gut Fischhorn bei Kaprun im Pinzgau besucht. Hier liegen seit 20 Jahren Erfahrungen vor, wie mittels eines fachlich integrativen Ansatzes (Forst, Jagd, z.T. Tourismus) eine solche Ka- tastrophe zu bewältigen ist. Anderer- seits wurde den Teilnehmern durch die Ausführungen und vor allem Be- gehungen im Gebiet aber auch der Aufwand sowie die Grenzen der Um- setzbarkeit von Maßnahmen im Ge- birge bewusst. Im Bereich Dorferberg soll das Vari- antenfahren neben den Pisten durch die Windwurfflächen mittels geziel- ter Aufklärung und Lenkung verhin- dert werden um die Aufforstungsflä- chen nicht zu gefährden. Bedingt durch die Vegetationsdynamik ist eine Bejagung auf den Windwurfflächen nur mit der Anlage und dem Offenhalten von Schussschneisen möglich. Foto: Josef Zandl Übersichtskarte Gemeinde Kals am Großglockner – Jagdzonierung

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