Fodn Kals Nr. 81

Umwelt & Natur Fodn Nr. 81 32 Kalser Gemeindezeitung 33 Die Jagd auf Windwurfflächen Zusätzlich zu den Windwürfen folgten in den nächsten Jahren weitere Er- eignisse mit hohen Niederschlägen, meist in Form von Schnee und daraus resultierenden Schneebrüchen. Die zunehmenden Wetterextreme brin- gen aber auch Trockenperioden mit sich, welche den schon angegriffenen Wald weiter schwächen. Die Folge sind Borkenkäferkalamitäten, im Kalser Tal vor allem an den Rändern der Windwurfflächen gut sichtbar. Windwürfe im Allgemeinen und besonders auf so großen Flächen wie in Kals mit rund 500 Hektar stellen für die betroffenen Waldbesitzer eine wirkliche Katastrophe dar. Aber auch für die gesamte Bevölkerung wir- ken die kahlen Hänge in so steilen Gebirgslagen bedrohlich, die Schutz- funktion des Waldes wird „sichtbar“. Hinzu kommt, dass es sich bei den betroffenen Waldflächen zu größeren Teilen um Objektschutzwälder han- delt, welche oberhalb von menschlicher Infrastruktur wie Siedlungen oder der Landesstraße zu liegen kommen. Daher wurde seitens der Wildbach & Lawinenverbauung für das betroffene Gebiet auf 425 ha ein Flächen- wirtschaftliches Projekt (FWP) ausgearbeitet. Daraus werden Maßnahmen forstlicher und technischer Natur abgeleitet und umgesetzt. Da vor allem bei den Objektschutzwäldern möglichst schnell die Schutzfunktion wieder Bericht Thomas Huber Durch den Sturm Vaia wurden in Osttirol Ende Oktober 2018 erhebliche Schutzwaldberei- che stark geschädigt bzw. zerstört. Besonders betroffen war davon auch das Kalser Tal, wo flächige Windwürfe v.a. entlang der Sonnseite vom Peischlachberg bis zum Dorferberg die Waldbestände großteils zerstörten. Bei der möglichst raschen Wiederbewaldung der Schutz- waldflächen kommt der Jagd eine besondere Bedeutung zu. Im folgenden Artikel werden neben einer allgemeinen Beschreibung des Themas die Vorhaben und die beginnenden Um- setzungen seitens der Kalser Jäger vorgestellt. „Wo soll der Hochstand hin?“ Kalser Jäger auf der Suche nach einem geeigneten Standort. (Franz, Rupert, Peter) erreicht werden soll, kommt der Kontrolle der Wildbestände und damit der Jagd eine besonders wichtige Rolle zu. Daher wurde für den Bereich der FWP Flächen seitens der WLV auch eine wildbio- logische Begleitung zur Beratung in jagdfachlichen Fragen ein- gerichtet. Bisherige technische und forstliche Arbeiten im FWP Nach der Errichtung technischer Schutzmaßnahmen an kritischen Punkten und der der aufwendigen Aufarbeitung des Schadhol- zes erfolgt aktuell die Wiederaufforstung der geräumten Kahl- flächen. Diese konzentriert sich auf zentrale Schutzwaldflächen und ist z.B. am Dorferberg weitgehend abgeschlossen. Auf einem Teil der Flächen soll die Wiederbewaldung durch Naturverjün- gung erfolgen. Die weiteren Arbeiten liegen im Schutz und der Pflege der Kulturen (Ausschneiden, Wildverbiss, Rüsselkäferbe- kämpfung, etc.) sowie in der Bewältigung des Borkenkäferholzes. Windwürfe und Wildbestand Wie reagieren nun die heimischen Schalenwildarten auf derart massive Ereignisse? Mit einem Windwurf, vor allem in dieser Größenordnung, ändert sich der Lebensraum für das Schalenwild (und viele andere Tier- arten) innerhalb von wenigen Stunden schlagartig, es kommt zu einer völligen Veränderung der bisherigen Situation. In der ers- ten Zeit nach einem Windwurf erscheint es, als wäre alles Leben aus diesen Flächen gewichen. Dass dem nicht so ist, zeigt die Dynamik auf den Flächen schon während der nächsten Vegeta- tionsperioden. Eine solche „Störung“ ist ein radikales Zurück- setzen einer Waldgesellschaft an den Beginn ihrer Entwicklung. Der Faktor Licht ist plötzlich unbegrenzt vorhanden und je nach Hangneigung, Bodentiefe, Exposition und örtlichem Klima ent- steht im kleinräumigen Relief der Windwurfflächen ein Mosaik von verschiedenen Standorten mit einer hohen Vielfalt an Pflan- zen- und Tierarten. Vertreter der Kalser Jäger bei einer Begehung zur Festlegung von neuen Jagdeinrichtungen und der Diskussion von Fütte- rungsstandorten. Die heimischen Schalenwildarten sind Teil dieser Dynamik und reagie- ren je nach ihrer Biologie auf die Ver- änderungen in ihrem Lebensraum. Grundsätzlich bewegt sich Schalen- wild in seinem Lebensraum nach zwei Kriterien: Äsung und Deckung – d.h. wo befinden sich attraktive Gebiete zur Aufnahme der Nahrung und wo kann diese in ruhigen und sicheren Einständen wiedergekäut werden. In einem Waldgebiet mit Beständen unterschiedlichen Alters verteilen sich diese Kriterien je nach Bewirtschaftung und standörtlichen Gegebenheiten in einem Mosaik über die Fläche. Natürlich gibt es zwischen Offenflächen mit viel Äsung und we- nig Deckung (z.B. Kahlschläge) bis zu Einständen mit wenig Äsung und viel Deckung (z.B. geschlossene Dickun- gen, Stangenhölzer) in Waldbestän- den auch alle dazwischen liegenden Übergänge. Besonders gerne hält sich das Wild in Flächen auf, welche schon Deckung bieten aber ebenso noch ausreichend Äsung (z.B. auf- wachsende Jungkulturen). Veränderung in der Zeit und Raum Auf Windwurfflächen verändern sich die Faktoren Äsung und Deckung in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jah- ren. In den ersten Jahren ist Äsung

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3