Fodn Kals Nr. 81

Bunt gemischt Fodn Nr. 81 106 Kalser Gemeindezeitung 107 zu sondieren. Da Kaiser Karl einen Gesamtfrieden anstrebte, verlangten die Franzosen eine sofortige Rückgabe von Elsass-Lothringen durch das Deutsche Reich. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war einem Friedensschluss grundsätzlich nicht abgeneigt, war in Wirklichkeit nur ein Aushängeschild der kriegs- treibenden Generäle, allen voran Erich Luddendorf. Frankreich und England wären 1917 grundsätzlich bereit gewesen, mit einigen Zugeständnissen der k. und k. Monarchie einen Separatfrieden anzubieten, aber Kaiser Karl konnte das Bündnis mit dem Deut- schen Reich nicht lösen, dessen Führung überzeugt war, dass der Krieg zu gewinnen wäre. Eine Frie- densinitiative an alle kriegsführenden Staaten von Papst Benedikt XV. (1914-1922) fand nur beim öster- reichischen Kaiser eine positive Reaktion und schei- terte letztendlich. Der deutsche Generalfeldmar- schall Paul von Hindenburg, der 15 Jahre später als deutscher Reichspräsident Adolf Hitler die Tür zur Reichskanzlei öffnete, drohte im Falle eines Separat- friedens Österreich-Ungarns mit den Westmächten mit dem Einmarsch in Österreich. Hass, Verrat und Verleumdung schlugen dem Kaiser entgegen für seine Bemühungen, den Krieg zu be- enden, und so war der Zerfall der alten k. und k. Mo- narchie nicht mehr aufzuhalten. Eine Amnestie für alle politischen Gefangenen, eine Sozialgesetzge- bung und ein letzter Versuch, die Monarchie in einen Bundessstaat umzubauen, nützten nichts mehr. Im Spätsommer 1918 musste auch das Deutsche Reich einsehen, dass der Krieg verloren war. Als am 12. November 1918 die Republik Österreich ausgerufen wurde, verzichtete Kaiser Karl auf eine Beteiligung an Regierungsgeschäften und zog sich auf Schloss Eckartsau in Niederösterreich zurück, weigerte sich aber, als Kaiser abzudanken. Da die Renner-Regierung immer unverhohlener mit der Internierung der kaiserlichen Familie drohte und sämtlichen Besitz, auch das Privatvermögen, be- schlagnahmte, entsandte die britische Regierung einen Oberstleutnant zum persönlichen Schutz der Kaiserfamilie. Trotzdem wurde die Lage durch die feindselige Haltung der Renner-Regierung für die kaiserliche Familie immer gefährlicher, sodass sie schließlich geschützt durch das britische Militär am 23. März 1919 ihr geliebtes Österreich in Richtung Schweiz verlassen mussten. Zwei Restaurationsver- suche im Jahr 1921 in Ungarn, wo laut Verfassung die Monarchie wieder hergestellt war, scheiterten, weil sich der dortige Reichsverweser und letzte Befehls- haber der k. und k. Kriegsmarine Admiral Nikolaus Horty unter Bruch seines Treueeides weigerte, die Macht aus der Hand zu geben. Er wurde später zu einem treuen Vasallen Hitlers. Während Karl in Ungarn für mehrere Tage unter Hausarrest gestellt wurde, hatten die Großmäch- te beschlossen, den Kaiser mit seiner Frau Zita per Schiff nach Madeira in die Verbannung zu schicken. Da sich kroatische Matrosen weigerten, die Kaiserfa- milie in die Verbannung zu bringen, mussten Serben angeheuert werden. In Madeira wurde das Herrscherpaar von der Bevöl- kerung freudig begrüßt, und der Bischof von Madei- ra überließ ihnen seine private Hauskapelle. Doch bald stellten sich andere Sorgen ein. Das Kaiserpaar, durch die Republik Österreich all seiner Güter be- raubt, konnte sich die Wohnung in einer Villa nicht lange leisten. Sie mussten notgedrungen das Ange- bot eines portugiesischen Geschäftsmannes anneh- men und ein feuchtes, kaum bewohnbares Gebäude in einer höheren Lage beziehen. Inzwischen waren auch die Kinder aus der Schweiz auf Madeira ein- getroffen. Bald schon erkrankte der Kaiser an einem Lungenleiden. Überzeugt davon, dass er sein Leiden und sein junges Leben als Opfer für seine Völker hin- geben müsse, nahm er dieses Opfer bereitwillig an und verstarb am 1. April 1922 fern der Heimat mit den Worten: Herr, dein Wille geschehe. Vorher ließ er noch seinen ältesten Sohn Otto kommen, er sollte bei seinem heiligmäßigen Sterben dabei sein. Bereits 1925 wurde die zwei Jahre vorher gegründe- te Kaiser-Karl-Gebetsliga kirchlich approbiert. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, den kirchlichen Selig- sprechungsprozess für den verstorbenen Kaiser in Gang zu bringen. Ein besonderer Förderer war hier der spätere Bundespräsident Wilhelm Niklas (1928- 1938). Am 3. November 1949 wurde über Radio Vati- kan die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für Kaiser Karl verkündet. Die katholische Kirche legt bei einem solchen Verfahren sehr strenge Maßstäbe an und führt, besonders wenn es sich um einen Politi- ker handelt, genaueste Untersuchungen durch und das mit Recht. Nach mehr als einem halben Jahrhundert war dieser Prozess abgeschlossen und alle Bedingungen erfüllt. Am 3. Oktober 2004 erfolgte die feierliche Seligspre- chung des letzten Kaisers der Habsburgermonarchie durch Papst Paul II. in Rom. Aus allen Kronländern der ehemaligen Donaumonarchie nahmen offizielle Vertreter an diesen Feierlichkeiten teil, mit Ausnah- me von Österreich. Der damalige Nationalratspräsi- dent Andreas Khol reiste, wie er ausdrücklich beton- te, als Privatperson zu diesem Anlass. Kaiser Karls im kirchlichen Kalender ist am 21. Oktober. Kaiserin Zita überlebte ihren Mann um 67 Jahre und verstarb im März 1989. Es war ausgerechnet der sozialistische Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, der der Kaiserin im hohen Alter auch ohne Verzichtserklärung mehrere Besuche in Österreich gestattete, 1983 auch in Lienz. Otto von Habsburg musste eine Verzichtserklärung unterschreiben, um nach Österreich einreisen zu können. Die Kirchtogssuppe (eingemochte Suppe) Eine einfache Hausmannskost oder doch eine eigene Wissenschaft? Bericht Monika Gratz „Kirchtogssuppe, eingemochte Suppe, saure Suppe“, ganz schön viele Namen für eine einfache Hausmannskost. Wenn man einer erfahrenen Hausfrau/Bäuerin ein Lob über das von ihr gekoch- te Essen ausspricht und sie dann noch höflich ums Rezept bittet, dann bekommt man meistens als Antwort: „Da ist nichts dabei, ein- fach ein bisschen von dem und dann noch ein bisschen hiervon und zum Schluss da noch ein bisschen“. Ich glaub das haben viele von euch schon mal erlebt. Aber gibt es denn für Hausmannskost wirklich keine richtigen Rezepte? Vermutlich macht gerade das die Hausmannskost aus, dass alles so gut schmeckt. Jede Familie hat in gewisser Weise ihr eigenes Rezept, welches aber nirgends geschrieben steht, und das verleiht dem Essen natürlich eine ganz persönliche Note. Ich durfte Dette beim Kochen der „eingemochten Suppe“ über die Schultern schau- en. Dabei wurde mir klar: es gibt wirklich kein richtiges Rezept. Hier sind beim Kochen der Hausverstand und das Feingefühl gefragt, dann gelingt das Essen ganz bestimmt. Wir haben uns bemüht das Rezept der „eingemochten Suppe,“ wie sie beim Berger in Burg gekocht wird, für euch zusammenzuschrei- ben – auf geht’s: Zutaten für ca. 4 Personen: 420 g Schweinefleisch (Schopf oder Fleischreste vom Vortag) 1 große Zwiebel etwas Butterschmalz 1 große Knoblauchzehe ca. 3 große Karotten ca. 1,5 Liter Wasser oder Rindsuppe zum Aufgießen 1 Lorbeerblatt Kümmel, Majoran, Schnittlauch oder andere Kräuter aus dem Garten Salz und Pfeffer aus der Mühle Essiggurken und Rahm zum Verfeinern Zubereitung: Zuerst schneidet man das Fleisch und die Karotten in kleine Stücke. Die Zwiebel und im besten Fall frische Kräuter vom Garten werden klein gehackt. Danach wird in einem großen Topf etwas Butterschmalz erhitzt und die Zwiebel inkl. dem Fleisch an- geschwitzt. Wenn das Fleisch schön angebraten ist, gießt man das Ganze, in unserem Fall, mit Wasser auf. Dann gibt man das frische Gemüse dazu und lässt die Suppe für ca. 1,5 Stunden köcheln. In der Zwischenzeit bereitet man sich eine Einmach vor, um die Suppe zu binden. Das funktioniert wie folgt: Man gibt etwas Mehl in eine Pfanne und rührt so lange bis das Mehl etwas Farbe angenom- men hat. Dann gibt man etwas Butter darüber und rührt weiter, bis die Butter geschmolzen ist und ganz vom Mehl aufgenommen wur- de. Die Einmach wird dann mit kaltem Wasser aufgegossen und gut verrührt. Danach wird diese in die Suppe gegeben. Anschließend lässt man dann die Suppe unter ständigem Rühren so lange kö- cheln, bis die Konsistenz für einen passt. Die Suppe bindet man al- lerdings erst ganz zum Schluss. Bevor man die Suppe bindet, kommen noch die klein gehackten Essiggurken dazu. Wir haben die Suppe mit Wasser auf- gegossen, da wir zum Abschmecken die selbst gemachte Suppenwürze von Dette verwenden. Diese besteht aus Salz, Karotten, Zwiebeln und Sellerie. Zum Schluss verfeinert man die Suppe mit etwas Rahm und Kräutern. Traditionell wird das Ganze entweder mit Kasplattlen, Kiachlen oder Krap- fen serviert. Praktische Tipps von Dette: - Man kann für die Suppe auch übrig gebliebenes Fleisch z.B. von Rippelen oder Schweinsbraten verwenden. - Wenn man zum Kochen rohes ein- gefrorenes Fleisch verwendet, lässt sich das, wenn es noch halb gefro- ren ist, mit einer Wurstmaschine gut in Scheiben schneiden. Dann lässt sich das Fleisch nachher besser klein schneiden. - Da es sich bei dieser Kost um eine sehr deftige Kost handelt, empfiehlt die Köchin zur Verdauung einen Kal- musschnaps. Dieser wird nach einem alten Familienrezept beim Berger an- gesetzt und lässt sich auch gut bei Ma- gen-Darmbeschwerden verwenden. Wir wünschen euch viel Freude und gutes Gelingen beim Nachkochen! Abschließend bleibt für mich jedoch eine Frage offen, warum gerade die eingemochte Suppe die Kirchtogs- suppe ist, wo sie doch eigentlich in Kals immer bei Totenzechen serviert wurde.

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